Geheimnisse

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Am nächsten Morgen erwachte ich erst relativ spät, der Bal hatte noch recht lang angedauert und ich hatte mich letztendlich doch noch mit einer Gruppe zusammenfinden können.
Auch Ciel sah sehr müde aus, als er zum Frühstückstisch kam, genau wie Lizzy, die hier übernachtet hatte. Sebastian hingegen war wie immer topfit und kümmerte sich darum, dass das Frühstück so angenehm wie möglich verlief.
Ciel und ich wechselten kein Wort, aber ich spürte immer wieder, wie er mich anstarrte und musste an meinen Albtraum denken, bei dem mir von den Blicken die Haut weggeätzt war. Ich schauderte kurz, ließ mir aber nichts weiter anmerken.
Glücklicherweise hatte nur Sebastian, der immer alles im Blick hatte, gesehen, wie ich kurz zusammengezuckt war, und der sagte keinen Ton darüber.

Etwas später verabschiedete Lizzy sich von uns allen, drückte Ciel einen Kuss auf die Wange und umarmte Sebastian, mir schüttelte sie lächelnd die Hand. “Hoffentlich sehen wir uns bald wieder, Lady Olivia!“ meinte sie. Ich zuckte bei der Anrede zusammen und erwiderte: “Nein, ich bin keine Lady, ich möchte einfach nur Olivia genannt werden!“ Aber auch ich lächelte und sah der Kutsche einige Minuten später winkend hinterher.
“So, und jetzt zu gestern Abend...“, Fing Ciel an, “Was hat es mit Euch auf sich?“ Er verschränkte mies gelaunt die Arme und ich drehte mich zu ihm um, ich sah ihn herausfordernd an. Sebastian stand schnell zwischen und, bevor wir wieder aufeinander losgehen konnten und sah Ciel ruhig an. “Junger Herr, das gehört sich nicht.“ Ciel sah ziemlich genervt aus, aks der Butler ihn mal wieder erzog, über mein Gesicht huschte ein kurzes Grinsen. Dann erzählte ich es auch Ciel. Die Geschichte aus der Schule, dass ich nicht wusste, wie ich hier gelandet war, und diesmal erzählte ich den beiden auch von meinen Albträumen. Das ganze nahm mich ziemlich mit, während ich erzählte, und bald schon hatten wir uns im Gebäude hingesetzt, weil sich das ganze dann doch immer länger zog.

Nach einer ganzen Weile nickte Ciel verstehend, er hatte zwischendrin immer wieder Fragen gestellt und schien nun die Situation erfasst zu haben. “Also wollt Ihr mir sagen, Ihr seid aus einem Fenster gesprungen und hier wieder aufgewacht? Und geprügelt habt Ihr Euch auch? Gut, das würde die Verletzungen erklären... Aber da wo Ihr gelegen habt, war kein Fenster oder sonstiges in der Nähe, und ich glaube nicht, dass sich plötzlich ein Portal öffnen kann...“ Er wirkte sehr nachdenklich, ich nickte nur und bestätigte, was er sagte. Sebastian saß daneben und sah von Ciel zu mir und wieder zurück. Ich sah zu Boden. “Ich will nichts mehr, als einfach nach Hause, auch wenn ich es hier liebe! Ich habe immer davon geträumt, euch beide kennenzulernen, aber so auch wieder nicht...“ Ich seufzte.
Ciel sah zu Sebastian, der weiterhin still daneben saß. “Weißt du, wie wir sie wieder nach Hause kriegen? Oder wie sie überhaupt hergekommen ist?“ Dieser schüttelte jedoch resigniert den Kopf. “Wenn ich das wüsste, hätte ich sie schon lange nach Hause gebracht. Ich kann mir auch nicht erklären, wie sie aus einem anderen Jahrhundert, von einem anderen Ort, hierher kommen konnte. Es tut mir sehr leid.“ Wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen. “Heißt das, ich werde nie nach Hause kommen??“ Fragte ich, auch wenn ich schon wusste, was die beiden mir antworten würden. Sie wussten es nicht.

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