Mit großen Augen musterte ich die vier Typen, und sah Tony danach böse an. Wie konnte er nur? Will er mich jetzt etwa wieder verschleppen und in irgendeinem kleinen Raum einsperren?!
„Hey, guck doch nicht so! Ich muss nur ein paar Dinge mit den Jungs hier abklären, und dann fahren wir wieder zurück.“ Klärte er mir auf. Es war als würde mir ein riesiger Stein vom Herzen fallen. Ich entspannte mich endlich, wenn auch nicht ganz, aber immerhin. Wenigstens hat das alles hier nichts mit mir zu tun. Trotzdem behielt ich die Jungs immer genau im Auge, und was ich sah machte mich fassungslos. Diese „Geschäfte“ stellten sich als Drogen austauschen heraus. Tony gab allen ein paar Päckchen mit irgendwelchem weißen Zeugs und welche mit blauen Pillen, während die Jungs ihm dafür eine Menge Geld in die Hand drückten. Arm ist der bestimmt nicht mehr... Als sie nach bestimmt einer Viertelstunde endlich fertig waren, standen sie auf und verabschiedeten sich mit einem Handschlag voneinander. Nachdem die vier weg waren, deutete mir Tony, wieder zurück zum Auto zu laufen. Ich gehorchte ausnahmsweise mal und folgte ihm wieder hinaus in die Schwärze. Das ganze war schon etwas unheimlich, und ich war froh, als wir wieder im Wagen saßen und losfuhren. Trotz allem ging es mir jetzt nicht besser als vorher. Eher noch schlechter. Meine Hoffnung, das Ryan jemals wieder zurück kommen würde, verschwand und war begraben unter einem Haufen von Frust und Trauer. Ich würde ihn so gerne verstehen können! Wir hatten so viel zusammen durchgemacht, ich hatte sogar mal ein Kind von ihm in meinem Bauch! Und das Wichtigste... wir hatten uns geliebt. Obwohl, ich hatte ihn geliebt, trifft es eher. Wieso würde man die Person, die man liebt, verlassen? Ich hätte ihn für nichts und niemanden sitzen gelassen! Und da fahre ich auch noch extra mit Tony hier hin, um nach ihm zu sehen, und alles was hier ist, sind Tonys Käufer! All die Mühe umsonst... Moment! Wieso waren Tonys Käufer dort? Er wusste das ich hier her komme, um Ryan zu suchen, wieso hatte er dann seine eigenen Käufer hier hin bestellt?! Ryans Gang tut genau das gleiche wie seine, Drogen verkaufen. Vielleicht hätten ihnen die Drogen von Ryan besser gefallen? Oder... Oder er wusste, das er hier nicht sein würde. Er hatte mich verarscht! Abrupt drehte ich meinen Kopf zu Tony, der konzentriert auf die Straße schaute.
„Du hast mich reingelegt!“ Stellte ich laut fest und kniff die Augen zusammen. Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben, während er zustimmend nickte. So ein Arsch!
„Du wusstest, dass er nicht hier ist! Aber woher?“ Fragte ich eher mich selber, als ihn. Tony lachte kurz leise auf, bevor er mir antwortete.
„Ryan ist einer meiner Konkurrenten, ich weiß immer wo er ist. Egal ob er nun hier, oder am Nordpol wäre, ich wüsste Bescheid!“ Prahlte er und ich könnte mal wieder wegen seiner Arroganz kotzen. Heißt das, er weiß auch jetzt wo Ryan ist? Wieso hat er mir es dann nicht schon längst gesagt?!
„W-weißt auch jetzt wo er...?“
„Hast du mir gerade nicht zugehört? Ja, ich weiß es.“ Zischte er genervt und hob kurz verständnislos die Hände. Oh, er sollte sie lieber am Steuer lassen! Ich möchte noch lebendig im Internat ankommen.
„Könntest du es mir auch sagen?“ Giftete ich genauso unhöflich zurück. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schüttelte er den Kopf.
„Solche Informationen gebe ich nur an meine Gangmitglieder weiter, und die wieder rum wagen es nicht es irgendjemanden zu erzählen.“ Stellte er klar. Der bringt mich nochmal zur Weißglut!
„Willst du mich hier jetzt erpressen?!“ Meckerte ich ihn an.
„Was ich? Niemals! Ich mache dir mein Angebot von Samstag lediglich schmackhafter.“ Redete er sich raus und tat auf unschuldig. Klar, er macht es mir schmackhafter. Das kann er vergessen, dass ich bei ihm einsteige! Ich bin doch nicht lebensmüde! Ich entschied mich dazu, jetzt erst einmal nichts weiter dazu zu sagen, und lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe. Tausende Straßenlaternen zischten an uns vorbei, und ließen mich kein Nickerchen machen. Es war fast wie bei einer Lasershow. Einschlafen? Unmöglich. Mittlerweile waren wir zum Glück wieder beim Internat angekommen, und liefen zurück zum Wohngebäude. Bei den Fahrstühlen trennten uns dann unsere Wege. Leise schlich ich den Flur entlang, und öffnete dann mucksmäuschenstill die Zimmertür. Emma und Sophie schliefen zu meinem Glück schon, sodass ich mich problemlos in mein Bett legen konnte, und mich der Schlaf keine zwei Sekunden später in seinen Bann zog.
Am nächsten Morgen, quetschten mich Sophie und Emma aus, wo ich denn gestern Abend noch war. Sie hatten es also doch bemerkt. Ich sagte ihnen nur, dass ich noch etwas erledigt hatte, und lief dann schnell aus dem Zimmer, zu der Waschetage. Dort ging ich in eine Kabine, machte das Wasser an und genoss die Wärme. Schon die ganze Zeit denke ich über diese eine Sache nach. Sollte ich in Tonys Gang beitreten. Nur weil ich da mitmache, muss ich ja noch lange keine Drogen nehmen. Und sobald er mir gesagt hat, wo Ryan ist, würde ich wieder aussteigen! Denn auf Dauer wäre mir das sowieso zu unheimlich. Ich und eine Gang? Zwei verschiedene Welten!
Aber jetzt habe ich die Chance, zu erfahren wo Ryan ist, jetzt muss ich sie auch nutzen! Und das so schnell wie möglich. Ich stellte das Wasser ab, und machte mich fertig für die Schule. Als ich fertig mit allem war, lief ich gemeinsam mit Sophie in das andere Gebäude. Dienstag war einer der zwei Tagen, an denen ich mal mit ihr zusammen in einem Kurs war, was mich ziemlich freute. Sobald es wieder zur Pause klingelte, machte ich mich auf die Suche nach Tony. Im Gebäude war er jedenfalls nicht... Also lief ich raus auf den Campus, und siehe da, dort war er. Mit irgendeinem Mädchen. Gegenseitig steckten sie sich die Zunge in den Hals. Oh man... Entschlossen tippte ich ihn an der Schulter an, und er löste sich von dem Mädchen. Stirnrunzelnd sah er mich an.
„I-ich...nehme dein Angebot an.“ Sagte ich leicht schüchtern. Sofort fing er an zu grinsen, während das Mädchen uns verwirrt musterte.
„Du kannst jetzt gehen. Wir machen später weiter.“ Sagte er zu ihr, woraufhin sie sich wirklich umdrehte und davon lief. Dann wandte er sich wieder zu mir und konnte einfach nicht mehr ernst gucken.
„Super. Morgen werde ich dich einführen.“ Legte er fest, als es wieder zum Unterricht klingelte. Er schenkte mir noch einen Blick, und verschwand dann in der Masse...
Tut mir leid, dass das Kapi so kurz ist, aber ich hatte irgendwie keine Lust, mehr in diesem Kapitel zu schreiben. :/ Das nächste wird wieder länger, versprochen! Morgen werde ich allerdings höchst wahrscheinlich nicht updaten können, aber ich hoffe ihr haltet es einen Tag ohne ein Update aus ;)
So, sie hat es getan! Meinungen?
~bluerose68