Die Regentropfen prasselten gegen die Scheiben des Zugs, während sich weitere dicke Wolken in meine Richtung schoben. Schon seit einer Stunde saß ich hier, und freute mich auf zu Hause. Selbst bei diesem miesen Wetter hatte ich gute Laune. Ich glaube, heute kann nichts und niemand meine Stimmung senken. Meinen Kopf lehnte ich gegen die Scheibe, da ich auch diese Nacht nicht geschlafen hatte. Eigentlich wollte ich meine Augen nur für einen Moment schließen, doch mit einem mal war ich eingeschlafen.
Es regnete, wie jeden Tag, in Strömen und nur der Mondschein erhellte die verlassene Straße. Auch in den Häusern brannte kein Licht mehr, es war toten still. Wo war ich? Verwirrt lief ich ein Stückchen gerade aus, bis sich vor mir eine Mauer erhob. Eine Sackgasse. Ich sah mich nach links und rechts nach einem Ausweg um, doch es ging hier nicht weiter. Ich drehte mich wieder um und wollte zurücklaufen, bis ich plötzlich Schritte hörte. Schritte, die immer näher kamen. Zuerst langsam, dann schneller. „H-hallo?“ Rief ich mit zitternder Stimme. Keine Antwort. Kopfschüttelnd bewegte ich mich weiter gerade aus, bis mich jemand von hinten an der Schulter an tippte. Erschrocken fuhr ich zusammen und drehte mich mit einem Ruck um. Ich brauchte eine Weile, bis ich etwas erkannte, doch dann sah ich ihn. „Ryan!“ Stieß ich hervor und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Er erwiderte es, doch schnell verwandelte sich das freundliche Lächeln zu einem fiesen Grinsen. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Wieso sah er mich so komisch an? Es klickte, und erst jetzt nahm ich die Waffe an meinem Kopf war. Die Waffe, die er mir an die Stirn hielt. Erschrocken blickte ich ihn an. Und das letzte was ich sah, waren seine braunen Augen, die ich noch immer liebte. Die Pupillen vergrößert von Drogen. Und dann gab es einen Knall, mein Kopf zerriss.
Erschrocken fuhr ich zusammen und sah mich um. Mein Herz hämmerte wie verrückt gegen meine Brust, während ich wie ein Sportler nach einem 200km Lauf nach Luft rang.
„North Carolina, Durham. Bitte aussteigen.“
Hier musste ich raus. Schnell nahm ich meine Tasche und stieg aus. Vom Bahnhof, fuhr ich mit dem Taxi bis nach Hause. Nachdem ich bezahlt hatte, stieg ich aus und klingelte an meine Haustür. Als ewig keiner aufmachte, kramte ich meinen Schlüssel, den ich trotz dem Internat immer dabei hatte, aus meiner Tasche und öffnete die Tür selber. Drinnen angekommen, war es totenstill. Sind sie etwa nicht zu Hause? Aber sie wussten doch, dass ich komme! Zuerst sah ich in der Küche nach Mom, doch dort war niemand. Schulterzuckend lief ich zum Arbeitszimmer von Dad. Als ich eintrat, traute ich meinen Augen nicht. Der Schreibtisch, die Regale, alles war leer. Nur das Familienfoto von uns, was immer auf Dads Schreibtisch stand, war noch da. Verwirrt nahm ich es in die Hand, betrachtete es kurz und lief dann nach oben ins Schlafzimmer meiner Eltern. Dort saß Mom mit tausenden Taschentüchern auf dem Bett und hielt einen Brief in der Hand.
„Mom, ist alles in Ordnung?“ Fragte ich besorgt und lief zu ihr. Sie zuckte kurz zusammen, und sah mich dann an. Hektisch trocknete sie sich ihre Augen ab, und nickte dann.
„Ja, alles ist gut. Schön, dass du kommen konntest. Wie gefällt es dir dort?“ Fragte sie interessiert, doch ich glaubte ihr kein Wort.