Kaum war der grüne Knopf gedrückt, wurde der Anruf auch schon angenommen.
„Hallo Tony, hier ist Beca...“
Gespannt wartete ich auf eine Antwort, doch ich hörte nur einen regelmäßigen Atem. Es war schon ein bisschen gruselig, aber ich beschloss meine Angst einfach zu übergehen. Nachdem ich mir noch einmal nervös auf der Lippe rumgekaut hatte, begann ich wieder zu sprechen.
„Hör zu, ich weiß du willst wahrscheinlich nicht mit mir sprechen, aber es war eine Fehlentscheidung aussteigen zu wollen und-“
„Bewege deinen Arsch hier her! In zehn Minuten bist du hier!“ Grummelte Tony plötzlich mit dunkler Stimme in das Telefon, als er mir nicht einmal Zeit ließ zu antworten, sondern gleich auflegte. Ungläubig nahm ich das Handy von meinem Ohr und schaute drauf. Mit schüttelndem Kopf steckte ich es in meine Hosentasche und zog schon meine Schuhe an, als mir unwohl wurde. Was wenn er etwas böses im Schilde führt? Wenn er mich nur zu unserem Hauptsitz haben möchte, um mir eine Lektion zu verpassen? Eine leichte Gänsehaut überzog meinen Körper, doch ich entschied mich dazu, stark und mutig zu bleiben. Schließlich wollte ich doch genau das erreichen, wieso also jetzt einen Rückzieher machen? Doch so konnte ich nicht hingehen. Kurzerhand tauschte ich meine Alltagsschuhe durch High Heels. Leicht in Panik geraten, zog ich mir meine noch meine Jacke über, und rannte schon fast zu meinem Auto. Zehn Minuten. Wie sollte ich das schaffen?! Wohl oder übel muss ich jetzt wohl wie eine Irre durch die Straßen rasen. Zu meinem Verwundern, freute ich mich sogar darüber. Grinsend wie ein Honigkuchenpferd, stieg ich in mein Auto ein und fuhr ohne mich anzuschnallen los. Das Gaspedal wurde von mir immer weiter nach unten gedrückt, und die anderen Autos verschwanden immer schneller in der Ferne. Als eine der Ampeln rot wurde, dachte ich nicht einmal daran anzuhalten, sondern gab extra Gas. Sofort als ich die Ampel überquerte, hupten ein paar Autofahrer, doch das machte mich nur freudiger. Wieso habe ich das nicht schon früher einmal gemacht? Schon nach kurzer Zeit, stand ich vor dem abgelegenen Gebäude, in dem sich unser Hauptsitz befand. Noch mit dem Händen am Lenkrad, starrte ich ein paar Sekunden einfach nur mit großen Augen auf die Tür. Jetzt oder nie. Bestimmt stieg ich aus, und lief zu der großen Tür. Ich drückte die klingel und sah dann nach oben, in die kleine Kamera. Keine Sekunde später summte es, und die Tür ging auf. Ein letzter tiefer Atemzug, und es konnte losgehen. Mit ein bisschen mehr Kraft, schaffte ich es die Tür zu öffnen, und lief unsicher den langen Flur entlang, der anschließend in das große Zimmer führte. Da saß er. Ganz entspannt auf der Couch in dem Gemeinschaftsraum, saß Tony und starrte Löcher in die Luft. Als er mich erblickte, sah er mich mit einem undefinierbaren Blick an. Er zeigte keinen Ausdruck im Gesicht, der mir verraten könnte, was mir bevorstände. Nervös stand ich also vor ihm da, und er machte... nichts. Irgendwann hob ich eine Augenbraue, da er immer noch nichts sagte, geschweige denn sich auch nur regte.
„Willst du nichts sagen?“ Fragte ich und sah ihn stirnrunzelnd an. Plötzlich fing er an zu lachen, und schüttelte leicht den Kopf. Dann stand er auf, und kam langsam zu mir. Ich schluckte schwer vor Angst, und wurde immer ängstlicher, als er erst ganz nah vor mir stehen blieb. Das war wie in einem schlechten Film!
„Wieso sollte ich etwas sagen? Bist du nicht diejenige, die etwas sagen müsste?“ Flüsterte er mir leise ins Ohr, und ich erschauderte.
„Nachdem du gedacht hast, einfach aussteigen zu können, und mich zu Ryans Gunsten ausspioniert hast. Böses Mädchen...“ Ausspioniert? Was sollte das jetzt? Ich hatte ihn doch nicht ausspioniert, und schon gar nicht für Ryan. Langsam war ich mir sicher, das dass hier ein Zuckerschlecken werden würde. Wieder schluckte ich schwer, und sah ihm für ein paar Sekunden in die Augen, brach dann aber den Augenkontakt ab, da ich ihm nicht stand halten konnte.