Mittlerweile wurde es draußen dunkel, und ich saß die ganze Zeit auf dem Bett. Mein Herz hatte nicht aufgehört wie verrückt zu schlagen, und das schon seit 2 Stunden. War das, das Richtige? In eine Gang beizutreten, die Drogen verkauft, und einen Anführer hat, der nicht zögern würde, auch Waffen zu benutzen? Und das wegen einem Jungen? Meiner Liebe? Ryan? Ich kann aber nicht so weiter machen. Ich muss ihn wenigstens noch einmal sehen, sonst kann ich unsere Trennung nicht akzeptieren! Ich möchte ihn fragen, ob er mich wirklich geliebt hat. Mich vielleicht immer noch liebt. Oder ob das alles für ihn nur ein Spiel war... Wenn dem so sein sollte, wäre es besser das nicht zu wissen, da es sicherlich viel mehr schmerzen würde. Aber wenn es doch das erste ist? Das würde mir wieder Mut geben, um ihn zu überreden damit aufzuhören. Dabei habe ich gerade selber damit angefangen. Ich bin doch echt dumm! Doch ich muss wissen wo er ist! Sonst drehe ich irgendwann total durch! Nur ob ich es nicht auch auf einem anderen Wege herausfinden könnte, das ist die Frage. Sollte ich vielleicht mit Noah darüber reden? Er ist der einzige der von dieser Gangsache Bescheid weiß und Ahnung hat. Aber nein, er würde bestimmt schlecht von mir denken, wenn ich ihm das mit Tony sage. Wenn ich so draüber nachdenke, wird mir ganz flau im Magen. Damals hatte ich Angst vor den Geschichten, die mir Ryan über ihn erzählt hatte. Dann habe ich ihn das 1. Mal gesehen... Und er wurde direkt leicht handgreiflich und wütend. Dies ist der Anführer der Gang, in der ich nun bin. In Ordnung? Mit Sicherheit nicht! Wenn ich weiß, was ich wissen will, steige ich einfach wieder aus. Das wird ja wohl gehen, oder? Seufzend ließ ich mich nach hinten in mein Kissen fallen. Das sind einfach zu viele Fragen, auf die ich keine Antwort habe! Plötzlich ging die Zimmertür auf, und Sophie stapfte erschöpft ins Zimmer. Ihre Wangen waren mal wieder gerötet, also war sie noch draußen gewesen. Sie sah mich an, und lächelte dann.
„Hey, hast du Lust, noch mit runter zu kommen? Wir machen ein Lagerfeuer, weil Brian heute Geburtstag hat." Fragte sie und durchbohrte ich mit ihren bernsteinfarbenen Augen. Sollte ich? Es wird Zeit, dass ich auch mal was anderes mache außer im Zimmer zu hocken.
„Wer sind „wir"?" Fragte ich skeptisch und zog eine Augenbraue hoch.
„Ähm... Jessy, Brian, und Taylor. Wir sind so eine vierer Gruppe, weißt du. Aber ich denke, sie hätten nichts dagegen, wenn du mitkommst, also?" Während ich überlegte, biss ich mir nervös auf der Lippe rum. Wieso eigentlich nicht?
„Okay." Stimmte ich zu, und zog meine Schuhe an. Zusammen liefen wir den Flur bis zu den Fahrstühlen entlang. Unten angekommen, gingen wir durch dir große Eingangstür zu den Grünflächen hinter dem Campus. Dort gab es eine Feuerstelle mit ein paar Bänken darum, wo schon die besagten Leute auf uns warteten. Das Mädchen, Jessy, saß gegenüber von zwei Jungen. Der eine von ihnen hielt eine Gitarre in der Hand und konzentrierte sich auf seine Finger, die an den Saiten zupften. Dabei fielen ihm seine hellbraunen Haare etwas ins Gesicht, was ihn aber anscheinend nicht störte. Der andere blickte die ganze Zeit ins Feuer. Das Licht ließ seine Haare Gold glänzen, während seine Augen tiefschwarz waren. Wie ich bemerkte, starrte Jessy ihn die ganze Zeit an. Ab und zu spielte sie sogar mit ihren schulterlangen, rot gefärbten Haaren. Ich wette, sie mag ihn sehr. Als wir bei ihnen ankamen, hörte der Junge mit der Gitarre auf zu spielen, und alle sahen mich lächelnd an.
„So Leute, das hier ist Beca. Ich hoffe es ist in Ordnung, dass ich sie mitgebracht habe." Stellte Sophie mich vor und setzte sich dann neben Jessy. Sie klopfte mit der Hand neben sich, und ich gesellte mich auch zu dem Mädchen.
„Kein Problem. Ich bin Brian!" Begrüßte mich der Junge mit der Gitarre und lächelte mich bezaubernd an, wobei seine weißen Zähne zum Vorschein kamen.
„Oh, dann hast du also Geburtstag. Alles Gute!" Wünschte ich ihm und erwiderte sein Lächeln. Dankend nickte er mir zu. Taylor und Jessy stellten sich auch nochmal vor, und schon begann Brian wieder zu spielen. Nach einer Weile kamen wir ins Gespräch, und ich muss sagen, sie sind wirklich schwer in Ordnung. Ich denke, sie haben sogar Potential zu guten Freunden. Man wird sehen, was die Zeit bringt, schließlich bin ich ja eh noch 10 Monate hier. Ich wollte gerade noch etwas zu dem Gespräch beitragen, als plötzlich mein Handy vibrierte. Ich zog es aus meiner Jackentasche und sah drauf.