Chapter 53: See you next time, Love you next time.
20.5.857, Yarckel-Distrikt
Ein herzzerreißender Schrei drang durch die Luft und brachte die Zeit zum Stillstand. Mein Blick sauste die Mauer hinunter. Eren! Mein Mund öffnete sich, doch keine Worte drangen raus. Ich war wie eingefroren, mein Körper wollte sich nicht bewegen. Wie ein Scheinwerfer nur eine bestimmte Strecke beleuchtete, so schränkte mein Sichtfeld sich auf diese eine Szene ein.
Er fällt. Er stirbt.
Ich fühle mich, als würde der Sauerstoff aus meinen Lungen gezogen werden, denn alles, was meine Lippen verließ, war ein erstickendes Geräusch, ein leises Hauchen, ein ungläubiger, stumm-schallender Schrei, der nicht aus meiner Kehle dringen wollte. Er fällt in die weit geöffneten Hände des breit grinsenden Titanen. Ein weiterer Schrei schallte durch die Luft, als die wartenden Hände den winzigen Körper packten. Nein, das konnte nicht-! Meine Hände fuhren zitternd zu meinem Mund, als ich das Gesicht des Soldaten sah, dessen Flügel sich nicht wieder entfalten wollten, dessen Flügel gebrochen waren. Er lächelte. Er weinte. Seine zum Himmel schauenden Augen trafen auf mich. Ein Schaudern lief mir den Rücken hinunter. Seine blau-grauen Augen flehten mich an. Stumme Worte fielen von seinen Lippen, ich konnte sie nicht hören, dennoch verstand ich sie. Ich wusste, was er von mir wollte, ohne ihn zu hören...
Weil wir gleich sind. Weil wir Ackermans sind.
Ich war mir sicher, dass es wieder eines dieser Ackerman-Dinger war, weil ich genau das selbe gesagt hätte. Weil ich mich für Eren geopfert hätte. Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Langsam hob ich meine Arme und schwang sie feste gegen meinen Körper. Meine Faust schlug hart gegen meine Brust. Schwer pressten meine Beine sich in den harten Steinboden der Mauer. "Rette ihn... Bitte, rette ihn...", hörte ich die tonlosen Worte in meinem Kopf flehen, als das Licht langsam aus seinen blau-grauen Augen verschwand. Ich konnte nicht mehr weiter zusehen. Wind brannte in meinen Augen, als ich mich von der Mauer warf. "Eren!", rief ich, doch er schien mich nicht mehr zu hören. Seine Stimme hatte schon vor wenigen Sekunden ausgegeben und ließ nur noch einen offenen Mund zurück, als er auf den kleinen Körper des schwarzhaarigen Soldaten starrte, der gerade in den Mund des qualmenden Titanen gesteckt wurde. Meine Hände umgriffen den regungslosen Körper meines Bruders und ich schoss die Haken meines 3DMGs wieder in Richtung Himmel. "Wir müssen hoch.", sagte ich. Dabei sprach ich eher zu mir selbst, als zu Eren. Der würde mir wahrscheinlich eh nicht wirklich zuhören. "Oben sind wir-" "Was tust du, Mikasa?! Levi ist noch-!", unterbracht der Junge mich wütend und zappelte hin und her. Seine Stimme war heiser und rau. In seinen Augen begannen sich langsam Tränen aufzubauen und seine Atmung wurde erstickender, als er bemerkte, dass er nicht so schnell aus meinen Armen kommen würde. Ich wusste, er wollte wieder runter fallen, Levi retten, aber... "Der Captain ist tot, Eren!", sagte ich. Meine Stimme schallte laut durch die Luft und hinterließ eine eiskalte Athmosphäre. Mein Bauch zog sich zusammen. "Nein! Wenn du mich nur-!", begann Eren mit wackeliger Stimme und versuchte ein weiteres Mal aus meinen Armen zu dringen. "Eren!" Metall klirrte lustlos aufeinander, als der Braunhaarige Widerstand leistete. Wenige Sekunden später wurden seine Versuche schwächer und sein Körper sackte in meinen Armen zusammen. Mit Leichtigkeit landeten meine Füße auf der Mauer und ich setzte Eren vorsichtig vor mir ab. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, als er hart mit den Knien auf den kalten Stein knallte. Einige Zeit bewegte Eren sich nicht. Sein ganzer Körper war wie in einer Trance, als er den gleichen Fleck auf der Mauer vor sich anstarrte, als wäre es das Spannendste auf der ganzen Welt. Als gäbe es dort, direkt neben uns, unten an der Mauer, keinen Krieg, in welchem die Titanen wieder einmal die Überhand zu haben schienen. Plötzlich schallte ein lautes Klatschen durch die Luft. Eren hatte seine Hände wütend gegen sein Gesicht geklatscht. Seine Handballen drückten feste gegen seine Augen und seine Finger verhakten sich mit seinen braunen Locken. Dabei bohrten seine Fingernägel so feste gegen seine Stirn, dass die Knochel seiner Faust weiß wurde und sich kleine rote Perlen an seiner Stirn bildeten. "Wieso?", hörte ich ihn leise sprechen. "Wieso? Wieso, wieso, wieso, wieso? Wieso?!" Mit jedem Wort wurde seine Stimme lauter und mehr Tränen quetschten sich zwischen seinen Handballen hervor. "'Ich liebe dich im nächsten Leben.' Wieso, Levi? Wieso nur?" Mein Herz weinte für Eren, doch ich konnte Levi nicht verurteilen. Ich hätte genau so gehandelt, auch wenn es Erens Herz gebrochen hätte. Ich würde mein Leben für Seines geben. Langsam kniete ich mich neben ihn, versuchte seine Hände von seinem Kopf zu lösten, schaffte es damit aber nur, den Braunhaarigen gegen mich fallen zu lassen. Sanft legte ich meine Arme um ihn. "Weißt du...", begann ich vorsichtig. "Es macht Sinn." "Was?" Kurz nahm ich Luft, ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen. "Er hat dich schon immer bevorzugt.", erklärte ich sanft. "Wenn es etwas wichtiges zu entscheiden gab, hat er nach deiner Meinung gefragt. Uns hat er dabei gar nicht beachtet. Die erste Person, nach der er sich nach einer Expedition erkundigt hat, warst du. Er hat dich vor der Abteilungsführerin versteckt, wenn sie dich wieder als Opfer für ihre Experimente benutzen wollte." Meine Stimme schwankte etwas, als ich Hanji ansprach. Ein schwaches Bild einer roten Blutlache tauchte vor meinen Augen auf. Ich schüttelte leicht meinen Kopf und schaute auf Eren, welcher langsam seine Hände löste und auf meine Beine fallen ließ, während er schief gegen mich gelehnt saß. Sein ganzer Körper vibrierte, als stumme Schluchzer seinen Körper zu schütteln begannen. Meine Arme legten sich um ihn und ich lachte leise, als mir weitere Erinnerungen in den Kopf kamen. "Du weißt davon bestimmt nichts, aber als du noch in den Keller gesperrt werden musstest, stand Levi immer noch einige Stunden vor deiner Tür, gegen die Wand gelehnt, aus Sorge um dich. Vor allem nach Expeditionen hat er diese Tür bis zum nächsten Morgen nicht verlassen, solltest du irgendetwas brauchen. Du hättest nur ein Wort sagen müssen, einen Laut von dir geben müssen, dann wäre der Captain sofort aufgesprungen und hätte sich um dich gekümmert. Es sah echt lächerlich aus, wie er da manchmal auf den Treppen Stufen hockte, halb am einschlafen, andererseit aber auch hellwach." Meine Finger strichen durch Erens verklebtes Haar. Schweiß und Blut waren zu einer widerlichen und dennoch gewohnten Mischung zusammengetan und hefteten sich an meine Finger. "Es ist nichts Neues, weißt du, Eren? Ich weiß zwar nicht, ob er es damals schon bemerkt hat, aber selbst ganz am Anfang hatte er sich schon um dich gesorgt. Schon vor sieben-...", es war als würde mich alles mit einem Mal treffen. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Mein Atem stockte. "Jahren..." Meine Hand fuhr zu meinem Mund, als ich es realisierte. Sieben Jahre. Sieben Jahre! Tränen sammelten sich in meinen Augen und meine Nase brannte. Ein Kloß begann sich in meinem Hals zu bilden. Wir kannten diesen Mann seit sieben langen Jahren. Wann ist die Zeit vergangen? Wie hat es dieser kleine, dauer-genervte Gartenzwerg es geschafft, sich auch nur den klitze kleinsten Platz in meinem Herz zu schaffen? Wie hatten es Hanji, Sasha und Historia geschafft? Wie hatten es Jean, Connie und die anderen Soldaten meiner Einheit geschafft? Sieben Jahre. Ich hatte es vielleicht nicht gemerkt, doch jetzt, wo ich mir diese Zahl vor Augen führe, merke ich, was für ein großes Loch sich in mir aufbauen würde, würden all diese Personen sterben. Das sehe ich alleine schon an dem Beispiel von Hanji und Levi. Nie wieder würden die Zwei durch den Flur jagen, weil Hanji wieder irgendeine Dummheit gemacht hat. Nie wieder würde mich jemand wegen meinen nicht vorhandenen Reiningungskünsten tadeln. Nie wieder würde Hanji wild schreiend nach Titanen Ausschau halten. Nie wieder würde Eren mit Levi abends im Speiseraum sitzen und Tee trinken. Eren... Ein leises Schluchzen fiel aus meinem Mund, als mir bewusst wurde, dass Eren Levi auch noch ein halbes Jahr länger kannte als wir. Noch dazu habe ich mich mit dem Mann nicht verstehen können für ein weiteres halbes Jahr. Mein Arm um Eren wurde enger, als laute Schluchzer aus seinem Mund kamen und seinen ganzen Körper mit schüttelten. Levi liebte Eren. Eren liebte Levi. Levi war tot.
"Heichou, was hast du hier nur angestellt?"
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1380 Wörter.
Hi! Ich hoffe ich habe das Kapitel dieses Mal wieder etwas verständlicher geschrieben und alle Toastbrote und andere Gegenstände haben verstanden, was ich da geschrieben habe xD. Ich erkläre es hier noch einmal kurz für alle, die es letztes Kapitel nicht ganz verstanden haben. Also:
Ja, Levi liebt bzw. liebte Eren auch schon in diesem Leben, also Jahr 857 und vorherige. Mit "Ich liebe dich, Eren, im nächsten Leben" ist gemeint, dass er ihn in diesem Leben nicht lieben konnte, weil zu vieles dagegen sprach, weshalb er es Eren niemals gesagt hat. Levi ist zirka 20 bis 25 Jahre älter, er ist sein Captain, er hat den Befehl, Eren zu töten, wenn er die Kontrolle verliert (sollte er das nicht können wird die MP zweifeln, es gibt einen neuen Prozess, Levi wird in die Zelle gesperrt; wir haben davon ja schon einen Teil gesehen, nh), usw. Im nächsten Leben hingegen will Levi Eren ein weiteres Mal lieben lernen und er hofft, dass es ihm dieses Mal möglich ist und dass sie vielleicht die Chance auf ein friedliches Leben bekommen. Über das friedliche Leben kann man sich streiten, aber bis jetzt steht ihnen sonst nichts im Weg. Aber wer weiß, das kann sich ja noch alles ändern :P
(Ich hab btw immer noch nicht wirklich ne Ahnung, wie ich das Ende machen will, bzw. wie ich zu dem Ende kommen will. Ich hab ein sehr, sehr schmales Skelett schon gebaut, wie ich einzelne Dinge machen will, wer stirbt und ungefähr, wie ich ihre Tode gestalten will, dass es mit Krieg und Frieden endet.... aber ich hab noch keinen Plan, wie ich dahin komme xD ich sollte mir darüber vllt mal Gedanken machen.)
Nächstes Kapitel: Make it up to you
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Haunting Past~Ereri/Riren
Fanfiction||Ich werde dich lieben, Eren... im nächsten Leben..|| - Nachdem Magdeburg einen schweren Brandanschlag erlitten hat und 1/3 der Bevölkerung getötet oder verletzt wurde, ziehen Eren und seine Freunde zusammen mit Hannes nach Amerika, um ein neues Le...