50. There you are

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Da liegt er nun. In Rückenlage auf dem Patientenbett, an Tausenden von vernetzten Kabeln angeschlossen.
Die Haut blass wie eine Leiche und seine Augenlider geschlossen.
Viele kleine Staubflocken tanzen schimmernd in der Luft um sein Gesicht herum, welches zart von der Sonne in Licht tauchte.
Seine Haare besitzen einen unbehaglichen matten Ton.
Da war er.
Und das einzige, woran ich bei diesem schaurigen Anblick denken kann ist:

Er sieht wie ein anmutiger Engel im sterben aus.

Denn das tut er. Regungslos in den strahlendweißen Stoff der Decke eingehüllt, friedlich ruhend und auch alles andere in diesem Raum scheint zu schweigen. Nicht einmal der Wind wagt es mit einem sanften Hauch diesen Moment zu stören.
Ich stehe etwa fünf Meter von dem Schlafenden entfernt und traue mich nicht diese Grenze zu überschreiten. Es fühlt sich an, als ob ich ein ganz anderes Reich betreten würde. Das Reich der Engel, in welchem ich nicht erwünscht bin.
Ob sich diese jetzt wohl beraten, ob sie San die Himmelsleiter empor klettern oder zu mir zurückkehren lassen?
Ich schmunzele über meine Vorstellung. Im Nachhinein kommt es mir albern vor. Warum sollte so etwas existieren?
Aber dennoch, strahlt der Rothaarige so eine Unschuld und Zerbrechlichkeit aus, dass ich mich nicht überwinden kann, zu ihm ans Krankenbett zu treten.
Ich spüre, wie mein Herz rast, wie es sehnlichst nach seiner Nähe schreit und wie mich diese angenehme Hitze erfüllt.
Allein der Gedanke daran, dass ich ihn bald verlassen müsste schmerzt unerträglich in meiner Brust.
Doch ich würde es tun. Ihm zur Liebe.
Ich würde es tun, weil ich ihn so unerträglich sehr liebe und ihn nicht verletzen will.
Ich beiße mir fest auf meine Unterlippe. Ihn gehen zu lassen wird mir das Herz brechen, denn ich werde die erste und einzige Liebe meines Lebens verdrängen müssen.
Urplötzlich kann ich sehen, wie von Sans Hand ein Zucken ausgeht und er daraufhin seine wunderschönen zimtbraunen Augen einen dünnen Schlitz breit öffnet.
Nun fasse ich doch Mut und gehe zögerlich zum Rand des Bettes, vor welchem ich mich vorsichtig hinknie. Ich lege behutsam meine Hände auf das Laken der harten Matratze und meinen Kopf platziere ich zwischen diese. Nun bin ich dem rot-schwarzgesträhnten Jungen so nah, dass mich seine feinen Haare an meiner Nasenspitze kitzeln. Er riecht so unwiderstehlich gut. Sein angenehmer Eigengeruch umhüllt und benebelt mich, trotzdessen auch ein leichter Hauch von Staub und Desinfektionsmittel an ihm Hängt.
Er dreht seinen Kopf leicht in meine Richtung, sodass sich unsere Augen treffen. Die Zeit hält an und ich kann spüren, wie wir uns tief auf den Grund unserer Seele schauen können und ich kann schwören, dass ich ein helles Aufleuchten seinerseits erkennen zu können.
Seine Lippen gleichen der Farbe von Rosenquarz und erscheinen so unfassbar zart, obwohl sie etwas brüchig sind.
Er setzt ein schwaches Lächeln auf, welches jedoch ausreicht um mich aufzuheitern.
Seit wann bin ich ihm so verfallen?
Diese Nähe zu ihm fühlt sich so rätselhaft richtig an, dass ich wundere, ob er genauso fühlt.
Mein Blick bleibt erneut bei seinen braunen Augen hängen, welche funkeln, als wären sie mit unzählige Glühwürmchen bestückt.
Allerdings erinnere ich mich wieder an den unerfreulichen Grund meines Kommens und meine Freude verfliegt innerhalb weniger Sekunden.
Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, jedoch scheint meine Zunge wie gelähmt.
Warum muss sich alles so schwer anfühlen?
Es sind doch nur simple Worte.
"San...", hauche ich leise. Meine Stimmbänder wirken paralysiert und lassen mich keinen ordentlichen Satz formulieren.
Irgendetwas in mir sträubt sich dagegen, ihm alles zu erzählen, was ich geplant hatte. Ihm mein Herz zu öffnen und ihn danach für alle Ewigkeit zu verlassen.
Ich schlucke meine Angst herunter und Versuche meine Gefühle nicht die überhand über mich zu gewinnen.
"Wir müssen reden.", gebe ich trocken von mir und mein Blick wird bitterernst.

Ich will ehrlich gesagt nicht, dass die Story bald endet. *cries*

Q: Wart ihr schon einmal im Krankenhaus?

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Q: Wart ihr schon einmal im Krankenhaus?

A: Ja, mein Bruder hatte mir mal gegen meine rechte Hand getreten und mir so meinen Mittelhandknochen angebrochen
(-ω-;)

~Jaehyung

Say My Name  || ATEEZ WoosanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt