Nach meiner Antwort schielt der Arzt zu San herüber. „Es tut mir sehr leid, aber ich muss Sie auffordern den Raum zu verlassen."
Ich drehe mich ruckartig zu der angesprochenen Person, die zu meinem Enttäuschen nur verständnisvoll zustimmt und gerade im Begriff war sich zu erheben, weswegen ich nun das Wort ergreife: „Ka--kann er nicht bleiben?", bitte ich und festige unbemerkt meinen Griff nach der weichen Hand, welche mich bislang noch umschlossen hatte. Jedoch schüttelt der Doktor nur den Kopf. „Nein. Das lassen die Vorschriften nicht zu. Über dieses Thema muss laut Ordnung privat gesprochen werden.", erklärt er mir mit ruhiger Stimme, ehe er sich an San wendet, „Sie müssen nun gehen, können aber gerne draußen warten." Der Angesprochene erhebt sich. Ich wirbele zu ihm herum und starre flehend in seine tiefbraunen Augen, bekomme jedoch als Reaktion nur ein weiteres sanftes Lächeln. „Ich warte.", verspricht er mir und löst unseren Handkontakt. Sofort fühle ich mich einsam und unvollständig. Ich starre ihm hinterher, wie er aus der Tür verschwindet, aus welcher der Arzt hereingekommen ist. Noch für einige Sekunden starre ich auf den nun verschlossenen Ausgang. Naiv, in der Hoffnung, dass der Rot-schwarzhaarige zurückkehrt.
„Mein Name ist Professor Doktor Yeoum und ich war unter anderem während deines Aufenthalts hier für dich zuständig.", stellt er sich mir höflich vor und meine Aufmerksamkeit richtet sich auf ihn. Er besitzt eine hübsche helle Haut welche einen Kontrast zu seinen dunklen Augen und Haaren bilden. Seine Nasenrücken ist gerade und er hat volle rote Lippen. Er könnte wirklich ein Schauspieler oder etwas dergleichen sein. „Sicher bist du dir über deinen Hörsturz im Klaren und auch, dass dieser bei wenigen Ausnahmen erhalten bleiben kann.", fährt er fort, währenddessen ich ununterbrochen Blickkontakt mit ihm halte. „Normalerweise kann eine solche Art des Hörverlustes zum Beispiel durch extreme Stressbedingungen zustande kommen. Bei diesen äußerst seltenen Fällen, bei denen wir keine ungewöhnlichen Veränderungen oder ähnliches feststellen, ist es uns möglich deine Diagnose zu vollziehen." Ich nicke. Das wusste ich bereits, trotzdem hatte ich mich damals gegen eine Behandlung entschieden. „Dein Gehör ist seit deinem Selbstmordversuch wieder funktionsfähig, richtig?" „Ja...", murmele ich bestätigend und nur leise, da ich das Thema eigentlich umgehen will. „Das war wohl der Augenblick, in welchem dein Körper reagiert und der Hörsturz nachgelassen hat. Da ein Hörsturz keine Art der Krankheit ist, bei der wir Ärzte körperliche Schäden feststellen können, ist es auch in deinem Fall schwierig zu erklären. Den Grund dafür müsstest du herausfinden oder eventuell dir psychologische Hilfe holen." Seinen gesamten Vortrag lausche ich aufmerksam. Als er endet bleibt es erst einmal still in dem Zimmer. bis ich die Ruhe unterbreche. „H-heißt das, dass ich jetzt wieder hören ka-kann?", stottere ich ungläubig. „Ja.", versichert mir Doktor Yeoum. „Du solltest deine Ohren allerdings noch schonen, um mögliche Rückfälle zu vermeiden.", fügt er hinzu. „Außerdem solltest du dich mit deinen Verletzungen schonen!", befiehlt er mir streng und deutet auf meine Brust, grinst dann aber doch dann freundlich. Dankbar erwidere ich dieses. „Du bist nun entlassen Wooyoung, aber bitte hole dir noch die Papiere vorne ab. Darunter sind Informationen und die Rezepte, sowie der Beleg." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, schlage ich die Decke hoch und will mich aus dem Bett schwingen.
Herr Yeoum kommt auf mich zu und stützt mich bis zur Tür. Als wir diese öffnen, füllt sich mein Körper mit Heiterkeit. An der eintönigen Wand angelehnt ist San.Er hat tatsächlich gewartet.
Sogleich schlägt mein Herz schneller. „Ich überlasse ihn jetzt dir, wäre das in Ordnung?", erkundigt sich meine Stütze. Freudestrahlend und überglücklich humpele ich unbeholfen ungeduldig in die Arme meines Angebeteten. Er schließt mich in eine Umarmung und ich schmiege mich an seine Schulter. Sofort erreicht mich wieder sein unwiderstehlicher Duft. Seine Hand auf meinen Nacken legend streichelt er zärtlich meinen Haaransatz und haucht mir leichte Küsse an meine Wange und mein Ohr. Ein wohliges Seufzen entkommt mir. Die Stellen, welche er berührt hinterlassen ein erfrischendes Gefühl, als wäre sein Mund mit Pfefferminzdrops betropft worden.
Als ich mir die Papiere abhole erhalte ich unter anderem auch einen Rollstuhl, damit ich meine Knochen nicht allzu sehr belaste. Ich muss in ein paar Wochen noch einmal zur Untersuchung erscheinen. Das wird sich wohl in nächster Zeit widerholen, bis ich wieder vollständig geheilt bin. Des weiteren erhalte ich auch Ohrstöpsel, welche ich auf öffentlichen Plätzen benutzen sollte, um die Lautstärke zu reduzieren.
Ich sitze in meinem Rollstuhl und begutachte San, der aufrecht neben mir steht und aus der Glastür des Ausgangs des Krankenhauses sieht.
„Was starrst du mich so an, Wooyoung?", fragt er mich nach einigen Minuten amüsiert. „Ich kann es nur noch nicht glauben, dass--" „Wir jetzt zusammen sind?", beendet mein Freund den Satz. Ich nicke. „Außerdem... mag ich es, wenn du meinen Namen sagst. „Wooyoung.", wiederholt er. „Wooyoung.", schmunzelt er und hockt sich vor mich hin, sodass er auf gleicher Augenhöhe mit mir ist und ich erröte. „Wooyoung.", sagt er erneut mit einem verführerischen Unterton. „H-hör auf.", unterbreche ich ihn peinlich berührt. Ein helles, leises Lachen erhellt mein Ohr. „Ich würde deinen Namen so oft rufen, wie du willst.", lächelt er liebevoll. Hitze steigt in meinen Kopf, was lediglich dazu führt, dass Sans Grinsen breiter wird und er mein Gesicht in beide seiner Hände einschließt. „Du bist süß.", flüstert er mir hauchzart zu. Ich bringe vor Verlegenheit kein einziges Wort heraus und starre ihn deswegen nur schmollend böse an, was er jedoch vollkommen ignoriert und mich zu sich heranzieht. Sein Mund trifft auf meinen und entfernt sich auch sogleich wieder. Überrascht sehe ich ihn mit geweiteten Augen in seine.So schnell? Das war mein erster Kuss.
San setzt ein teuflisches Grinsen auf. „Ich bin dein Erster, nicht wahr?" Perplex bejahe ich seine Frage, die eher eine Feststellung war. „Ich will auch, dass es so bleibt.", stellt er mit ernster Stimme klar. Was ist das nur für eine Seite von ihm? Ich lerne sie zum ersten Mal kennen.
Ich weiß nicht, was tun soll, um ihm zu zeigen, dass ich nicht vorhabe von seiner Seite zu weichen. Mutig lehne strecke ich mich vor und trenne den Abstand zwischen uns. Meine Lippen prallen an seine und wir verharren für einige Sekunden. Meine Anspannung steigt
Habe ich etwas falsch gemacht?
Doch schon war der Gedanke wieder verworfen, als San den Kuss erwidert. Überwältigt von seiner samtig weichen Haut, schmiege ich mich noch näher an ihn heran, sodass nun nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen uns passt. In diese Berührung stecke ich all meine Gefühle und ich kann spüren, dass er genau dasselbe tut. Ein aufregendes Kribbeln durchzieht meinen Magen. Mein herz hüpft und es fühlt sich gut an.
Leider lösen wir uns nach viel zu kurzer Zeit.
Intensiv und eindringlich blickt er mich mit seinen braunen Augen an.
„Ich liebe dich, Jung Wooyoung.", säuselt er mir mit seiner lieblichen Stimme zu.
„Ich liebe dich auch, Choi San.", gebe ich schüchtern zurück und greife nach seiner filigranen Hand, um meine in seiner zu verschränken.So warm... .
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Say My Name || ATEEZ Woosan
FanfictionJe mehr Tage vergehen, desto mehr vermisse ich deine Stimme...