So lange hatte ich Zeit meines Lebens in einem abgedunkelten Raum, isoliert von der Außenwelt verbracht. Es war mir alles egal.
Niemand wollte sich mit mir abgeben und ich wollte mich mit niemandem abgeben.
"Mir geht es gut", redete ich mir ein. So unerträglich lange wiederholte ich diese Abfolge von Worten, dessen Bedeutung immer unwichtiger wurde, sodass deren Sinn bald schon ganz verblasst war und ich schon gar nicht mehr über sie nachdachte. Klar ging es mir gut.
Das war es was ich äußerlich zeigte, doch hinter meine Maske konnte niemand blicken, niemand konnte mein wirklichen Zustand hinter ihr erkennen. Denn dahinter waren die Stimmen, welche mich an sich rissen und in ihre dunklen, kalten, gefühllosen Hände um mich schlangen.
Sie fraßen mich von innen auf.
"Du bist erbärmlich."
"Du bist schwach."
"Du bist verloren."
"Du bist nutzlos."
"Du wirst benutzt."
"Du wirst betrogen."
"Du hast Angst."
Wenn man diese Aussagen ununterbrochen hört fühlt man sich zwar zuerst verängstigt, doch irgendwann werden diese kranken Gedanken ein Teil von dir und die Idee an Suizid erscheint nicht mehr gänzlich unmöglich.
Ich habe aufgehört mich zu fragen, woher diese schmerzvoll plagenden Stimmen kommen oder warum sie mich quälen.
Ich habe aufgehört mich zu fragen, warum ich immer mehr von der "realen Welt" ausgegrenzt werde.
Ich habe mich mit meinen psychisch krampfhaften Albträumen abgefunden.
Ich habe mein Lächeln verloren.
Ich habe den Bezug zur Realität verloren.
Niemand brauchte mich und ich brauchte niemanden.
Das dachte ich bis zu einem gewissen Zeitpunkt.
Es war nur ein kleiner Moment, nur ein kurzer Augenblick und ich schien wie neu geboren. So gut fühlte es sich an.
In mir begann sich etwas zu wandeln.
Zum ersten Mal spürte ich so etwas wie Leichtigkeit. Als wäre es mir möglich von den Zwängen zu fliehen und hoch in den Himmel hinaufzufliegen.
Ich konnte die Sehnsucht in mir spüren.
Sehnsucht nach meinem früheren Leben.
Nach den warmen Sonnenstrahlen, welche mich leicht im Nacken kitzelten.
Nach dem tiefblauen Himmel, welcher damals nach mir rief, als ich noch meine Kindheitsträume erlebte. Wie ich damals mit meiner roten Rakete aus dem Pappkarton abhebe und in eine andere Welt tauche.
Nach den Rufen der Tiere, die wie das schönste Orchester nur für mich spielten.
Nach dem Geruch vom frischen Gras, welches der Morgentau in eine mystisch funkelnde Kristalllandschaft verwandelte.
Nach der lauen Brise, welche mein Gesicht so angenehm streift und welche mir leicht einige Haarsträhnen aufwirbelt.
Am meisten jedoch sehnte mich nach Berührungen. So lange Zeit war ich nicht beachtet worden und mein Tastsinn starb ab.
Nun war da jedoch etwas. Eine Hand, nach der ich greifen konnte. Wie lange habe ich darauf gewartet? Wie lange habe ich meine Hand nach einer anderen ausgestreckt? Tage und Monate, die sich wie Jahre anfühlten, waren verstrichen.
Die Finger so zart, wie Pergament und so weich, wie Samt. Die Berührung so leicht, als würde mich die Luft streifen.
So fühlte es sich an.
Ich bin süchtig nach diesem seltsamen Effekt.
Ich brauche nichts.
Ich brauche lediglich eine Hand, die mich nie verlässt.
Ich brauche lediglich deine Hand, um mich wieder lebendig zu fühlen. Ohne dich kommen in mir erneut diese höllisch quälenden Stimmen, wollen mich verschlingen und nie wieder gehen lassen.
Dann kann ich ihn spüren. Den Schmerz.
Ein sogenannter Phantomschmerz.
Denn genau so fühlt es sich an seinen Geliebten zu verlieren. Die Person, welche man am meisten liebt und mit der man die restliche Zeit seines Lebens gemeinsam bis ans Ende durchleben will.
Wie ein Einzelgänger mit Phantomschmerz.Also bitte lass mich nicht mit diesem Leid alleine und halte durch, San.
Denn du bist der Mensch, wessen Hand ich niemals loslassen will, da sie mich vervollständigt.
Ich weiß ich bin nicht gut genug für dich, jedoch lass mich wenigstens eines fragen.
Wirst du durchhalten, damit ich zumindest meinen allerletzten und einzigen Wunsch eintreten lassen kann?In dem Krankenhaus ist es unheimlich ruhig. Keine Menschenseele, ausgenommen der Frau an der Rezeption und mir ist auf den Fluren zu erkennen.
Urplötzlich schreitet eine junge Dame, so Mitte zwanzig, mit kurzem pechschwarzen Haar, herrlich funkelnden, schokoladenbraunen Augen und in einem großen, reinweißen Kittel eingehüllt, aus einem der Gänge in den Empfangssaal. Sie steuert geradewegs auf mich zu, weswegen ich mich hastig von dem mittlerweile viel zu unbequem gewordenen Stuhl erhebe, weil ich mir erhoffe über den Zustand Sans zu erfahren. Mit einem honigsüßen Lächeln, welches sie mir schenkt stellt sie sich vor mich und schaut mir direkt in die Augen, was sehr angenehm ist, da wir ungefähr dieselbe Größe besitzen.
Flüchtig verbeuge ich mich respektvoll und Sorge und gleichzeitig auch Hoffnung steigen in mir auf.
Und da kommt sie. Die langersehnte Antwort, auf die ich mich meinen gesamten vergangenen Aufenthalt in diesem Hospital gedulden musste.
Die Antwort auf die Frage, ob ich mich von der Brücke stürzen oder weiterleben soll
Die Antwort, die meine gesamte Situation entscheiden würde.
Die Antwort die mich mit Glück oder Frust überschütten würde.
Die Antwort, um Sans Wohlergehen.
"Du darfst ihn jetzt besuchen gehen.", sagt sie schlussendlich, jedoch kann ich weder aus ihren Worten, noch aus ihrer Mimik herausfinden, ob ich nun vor Freude oder vor Trauer weinen sollte.
Ich muss mich wohl selbst überzeugen müssen.Ich komme San!
Und ich werde es dir sagen. Das wonach ich schon Ewigkeiten gesucht habe und das du mir gestohlen hast.
Meine Liebe.Für alle die, die nun etwas verwundert sind:
Ich habe das eigentliche 49. Kapitel gelöscht und dieses hier daraus gemacht. Damit das von der Story passt, musste ich im vorherigen Kapitel natürlich auch den letzten Absatz ändern. Notfalls lest euch diesen einmal durch ( *¯ ³¯*)♡~Jaehyung
Q: Ist jemandem eigentlich schon einmal der Spruch auf Mingi's Klamotten aufgefallen und hat sich gefragt, was er uns damit sagen will? xDDD
("Drones Keep Dropping Drugs and Porn into Prisons")
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Say My Name || ATEEZ Woosan
FanficJe mehr Tage vergehen, desto mehr vermisse ich deine Stimme...