9. Unwohlsein

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"Es haben sich weitere Mädchen gefunden, die die Vorwürfe gegen Mister Underwood-Cooper bestätigt haben. Er wurde daraufhin fristlos gekündigt und darf sich dem Uni-Gelände jetzt nicht mehr auf hundert Meter Entfernung nähern. In zwei Wochen ist er beim Gericht vorgeladen", erklärte ich und biss mir anschließend leicht auf die Unterlippe. Jetzt würde der schwierige Teil kommen.

"Und? Das war doch bestimmt noch nicht alles", hakte Dylan auch sogleich nach. Er schien sichtlich genervt davon zu sein, dass er mir jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Gerade deshalb, musste ich meine Worte jetzt ganz bedacht wählen, damit sich Dylan nicht noch mehr aufregte. Naja, das würde er wohl so oder so tun.

"Die Studienkoordinatoren meinten, dass der Undercover-Creep ein bisschen aufgebracht auf seine Kündigung reagiert hat und es sein könnte, dass er mich dafür verantwortlich macht und naja...", druckste ich herum, wobei meine Stimme gegen Ende immer leiser wurde.

Ich wagte es kaum, Dylan anzuschauen, aber als ich es doch tat, sah ich, wie sich sein ganzer Körper anspannte und sein Kiefer mahlte. Genau so hatte ich mir seine Reaktion schon vorgestellt und deshalb hätte ich ihm dieses Neuigkeiten lieber später zu Hause überbracht, als hier in aller Öffentlichkeit.

"Wenn ich diesen Wixxer auch nur in deiner Nähe sehe, dann wird er sich wünschen, niemals geboren worden zu sein, das verspreche ich dir!", knurrte Dylan. Er versuchte sich zu kontrollieren, aber die Wut in seiner Stimme konnte ich trotzdem deutlich heraushören. Außerdem waren seine grünen Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen und blitzten wütend.

"Ich werde ihn in Grund und Boden klagen, ich werde ihn fertig machen!", fügte Dylan dann leise hinzu, woraus ich schloss, dass er die Worte eher an sich selbst richtete als an mich.

"Wir wissen ja noch nicht mal, ob es wirklich stimmt und ob Mister Underwood-Cooper tatsächlich auf Rache aus ist. Das war ja nur eine überfürsorgliche Warnung, ich würde da nicht so viel drauf geben", versuchte ich meinen aufgebrachten Freund zu beruhigen und griff nach seiner Hand, um sie leicht zu drücken, doch er er entriss sie mir augenblicklich wieder.

Enttäuscht ließ ich meinen Arm sinken, während Dylan sich seine braunen Haare raufte, so wie er es immer tat, wenn er gestresst war. Die ganze schöne Stimmung von eben war zerstört und am liebsten wäre ich einfach in Tränen ausgebrochen. Ich hatte es so sehr vermisst, gemeinsame Zeit mit Dylan zu verbringen und jetzt sollte uns dieser schöne Tag doch noch kaputt gemacht werden, das war einfach nicht fair.

"Weißt noch, was beim letzten Mal passiert ist, als du nichts auf eine Warnung gegeben hast?", fragte Dylan aufgebracht, gab mir aber gar keine Zeit zu antworten, denn da redete er schon weiter. "Soll ich dich daran erinnern? Soll ich dich daran erinnern, wie dich Mike entführt hat, weil du nicht auf mich hören wolltest und alleine unterwegs warst, obwohl er sich schon vorher ein Mal angegriffen hatte?"

Dylan sah mich abwartend an, während sich mein Brustkorb schmerzlich zusammen zog. Dass er das mit Mike jetzt anführte, war echt fies von ihm... Diese Erlebnisse wollte ich einfach nur verdrängen und es war nicht fair, dass Dylan meine jugendliche Naivität nun gegen mich verwendete. Irgendwo hatte er natürlich auch recht, aber das war trotzdem kein Grund, mich so anzufahren.

Ich musste schwer schlucken und es fiel mir immer schwerer meine Tränen zu unterdrücken, ich hasste es, wenn Dylan und ich uns stritten. Zumindest schien Dylan zu bemerken, dass er zu weit gegangen war, denn sein sein Blick wurde augenblicklich sanfter.

"Es tut mir leid, Baby, ich wollte dich nicht so anmachen, das ist mir so rausgerutscht. Ich wollte dich echt nicht verletzten, es ist nur so, dass mir das mit dem Undercover-Creep jetzt gerade noch gefehlt hat. Es ist ja nicht so, als hätte ich noch nicht genug Stress zur Zeit", entschuldigte sich Dylan und streckte seine Hand nach mir aus, um mir mit dem Daumen eine Träne aus dem Augenwinkel zu wischen. Dann hauchte er mir einen sanften Kuss auf die Stirn.

The American DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt