Ich blickte Dylan direkt ins Gesicht und sah, wie ihm sämtliche Farbe entwich."Wie kommst du darauf, dass ich dir etwas verschweige?" Dylans Stimme klang nervös und er steckte seine Hände in die Hosentaschen, als wüsste er nicht wohin mit ihnen.
Was auch immer Dylan vor mir verbarg, es war keine Kleinigkeit. Dylan war schon immer ein guter Schauspieler gewesen, der seine Gefühle nur zeigte, wenn er es wirklich wollte. Wahrscheinlich würde ein Außenstehender seine Nervösität auch jetzt nicht erkennen, aber dafür kannte ich meinen Freund zu gut.
"Ich bin doch nicht blöd, Dylan. Seit Wochen bist du komisch drauf. Du schläfst kaum noch und nimmst wieder Schlaftabletten. Du verschwindest andauernd zu irgendwelchen dubiosen Lerngruppen und lässt mich einfach sitzen. Und jedes Mal wenn dein Handy klingelt, schaust du es an, als würde dich der Teufel höchstpersönlich anrufen. Ich merke doch, dass du leidest, also bitte sage mir, was mit dir los ist", entgegnete ich, wobei meine Stimme gegen Ende immer sanfter wurde.
Ich wollte doch einfach nur, dass es Dylan wieder besser ging und unsere Beziehung nicht mehr durch seinem Stress leiden musste. Es tat mir im Herzen weh, meinen Freund so zu sehen, wie in den letzten Wochen.
"Du weißt doch, dass ich zur Zeit echt viel mit der Uni zu tun ha-...", setzte Dylan an, doch ich unterbrach ihn scharf.
"Lass diese blöde Ausrede, die hast du in letzter Zeit viel zu oft gebracht! Sag mir endlich die Wahrheit!"
Ich sah Dylan ernst an, doch er wich meinem Blick aus und sah zu Boden. Man konnte förmlich sehen, wie er mit sich rang, ob er endlich mit der Sprache rausrücken sollte oder nicht.
"Ich meine es ernst, Dylan, so kann es mit uns nicht weitergehen. Wenn du mir nicht endlich sagst, was Sache ist, weiß ich nicht, wie ich weitermachen soll", setzte ich ihn unter Druck. Ich wollte endlich die verdammte Wahrheit wissen, auch wenn ich bereits ahnte, dass sie nicht ganz einfach zu verkraften werden würde. Anders konnte ich mir Dylans Verhalten sonst nicht erklären.
"Vorher musst du mir etwas versprechen." Dylan nahm Blickkontakt mit mir auf. Während seine grünen Augen sonst immer lebhaft funkelten, wirkten sie jetzt kraftlos und ein trauriges Glitzern lag in ihnen. "Versprich mir, dass du mich nicht hassen wirst, egal was ich dir jetzt erzähle."
Ich sah Dylan fassungslos an. Wie schlimm musste die Wahrheit bitte sein, dass er mir dieses Versprechen abnehmen musste?!
"Was hast du gemacht?", stieß ich unter schwerem Atem hervor, während sich eine Gänsehaut über meinen Körper zog. Ich hatte Angst, verdammt große Angst vor dem, was jetzt kommen würde.
"Versprich es mir!"
"Dylan, ich liebe dich über alles. Wieso sollte ich dich bitte hassen?", fragte ich leise. Ich versuchte meine Stimme dabei stark klingen zu lassen, aber das Zittern war doch deutlich herauszuhören. Was konnte so schlimm sein, dass Dylan dachte, ich wäre nach seinem Geständnis in der Lage, ihn zu hassen?
Wir hatten schon so viel zusammen durchgemacht und egal wie sehr Dylan mich verletzt hatte, wäre ich niemals ansatzweise auf den Gedanken zu gekommen, ihn zu hassen. Dazu war ich gar nicht in der Lage und das wusste Dylan. Warum hatte er nur jetzt so große Angst, dass ich ihn hassen könnte?
Plötzlich war ich mir doch nicht mehr sicher, ob ich die Wahrheit wirklich wissen wollte. Aber jetzt war es zu spät, ich durfte keinen Rückzieher mehr machen.
"Bitte, Dylan, ich will nicht noch länger betteln. Sag mir einfach die Wahrheit."
Dylan stieß einen tiefen Seufzer aus und straffte seine Schultern etwas. Er atmete noch einmal tief ein und aus, dann begann er zu erzählen.
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The American Dream
RomanceEine Fernbeziehung zu führen, ist noch nie einfach gewesen und mit der Zeit zerbrechen die meisten Paare daran, doch nicht Valerie und Dylan. Vier Jahre sind nun vergangen, seit Valerie nach ihrem Austausch zurück nach Deutschland musste. Während si...