"Verdammte Scheiße, wie kann das überhaupt passieren?", fluchte Dylan und stieß sich von dem Infoschalter ab, an den er sich bis eben gestützt hatte. Er fuhr sich durch die Haare, wie er es immer tat wenn frustriert oder aufgebracht war und blickte den jungen Mann in der Uniform der Airline auf der anderen Seite der Glasscheibe finster an.Dieser schien ganz schön eingeschüchtert durch das Verhalten meines Mannes zu sein, denn er wirkte klein wie ein Hut auf seinem Stuhl. Wahrscheinlich bereute er in diesem Moment seine Berufswahl wie noch nie zuvor und würde am liebsten in den nächsten Flieger steigen, um ganz weit weg von hier zu kommen. Zumindest blickte er sich hilflos nach seinen Kollegen um, während ihm die Überforderung förmlich ins Gesicht geschrieben stand.
Ich hingegen musste mir so sehr auf die Unterlippe beißen, dass sie wehtat, um nicht zu lachen. Auch wenn es natürlich total ärgerlich war, dass die Airline Dylans Gepäck verloren hatte und ich seinen Frust darüber nur zu gut verstehen konnte, konnte ich mich kaum zusammenreißen.
Nachdem Dylan mich die ganze Zeit vor dem Abflug damit aufgezogen hatte, dass ich alles viel zu akribisch kontrollierte und mir viel zu viele Gedanken machte, hatte ihn Karma jetzt wohl eingeholt. Außerdem gefiel mir der Gedanke, dass Dylan die nächsten Tage nur noch nackt rumlaufen konnte, da alle seine Klamotten verschwunden waren. So hatte ich mir unsere Hochzeitsreise zwar eigentlich nicht vorgestellt, aber wer weiß, vielleicht würde das ja auch seine Vorteile haben.
"Es tut mir wirklich unglaublich leid, Mister. Die Airline wird Ihnen den Schaden selbstverständlich ersetzen und falls das Gepäck doch noch auftauchen sollte, werden wir uns sofort mit Ihnen in Verbindung setzen", entschuldigte sich der Flughafen-Mitarbeiter mit dem indonesische Akzent zum bestimmt vierten Mal. "Bis dahin können wir Ihnen, aber als Entschädigung anbieten, die Kosten für das Hotel zu übernehmen. Es ist uns wirklich außerordentlich unangenehm, Sie in so eine missliche Lage gebracht zu haben."
Er blickte Dylan aus seinen großen braunen Augen fast schon flehentlich an, und auch wenn seine Stimme vollkommen ruhig und gefasst klang, spürte ich, wie unwohl er sich fühlte.
Ich trat einen Schritt nach vorne, um ihn etwas von Dylan abzuschirmen. "Das klingt nach einem guten Angebot, wir nehmen es an", antwortete ich an seiner Stelle, denn ich war mir sicher, dass Dylan noch nicht damit fertig war, sich über die Airline aufzuregen. Um den armen Flughafen-Mitarbeiter in Schutz zu nehmen und die Chance auf einen Fast-Gratis-Urlaub nicht zu verpassen, entschied ich diese Angelegenheit einfach über Dylans Kopf hinweg und nahm es in Kauf, dass Dylan seine schlechte Laune jetzt bestimmt an mir auslassen würde.
Ich hörte, wie mein Mann hinter mir ein Schnauben ausstieß, aber zumindest erwiderte er nichts. Der Flughafenmitarbeiter nickte daraufhin schnell und schob uns einige Zettel rüber, die wir ausfüllen sollten, um die Formalitäten zu klären.
Dann machten wir uns endlich auf den Weg zu dem Ausgang des Flughafens, wo unser Mietwagen schon auf uns warten sollte. Dylan bestand dabei darauf, mein Gepäck zu tragen, wo er doch selber nicht mehr als sein Handgepäck dabei hatte. Seine Miene dabei war jedoch so düster, als würden wir nicht nicht gerade für unsere Hochzeitsreise in Bali gelandet sein, sondern als müsste er gleich die Abschlussprüfung seines Studiums schreiben, ohne dafür gelernt zu haben.
"Komm schon, Dylan, so schlimm ist das auch nicht. Du kannst dir ja neue Klamotten kaufen und die wertvollsten Sachen hattest du doch eh in deinem Handgepäck", versuchte ich ihn aufzumuntern und stieß ihm auffordernd meinen Ellenbogen in die Seite.
Dylan stieß ein Seufzen aus. "Ich weiß, aber trotzdem ist es verdammt beschissen!", murrte er. Dann atmete er einmal tief ein uns aus und seine angespannten Gesichtszüge glätteten sich etwas. "Aber das werde ich jetzt hinter mir lassen, schließlich sollen die nächsten zwei Wochen die schönsten unseres Lebens werden."
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The American Dream
RomanceEine Fernbeziehung zu führen, ist noch nie einfach gewesen und mit der Zeit zerbrechen die meisten Paare daran, doch nicht Valerie und Dylan. Vier Jahre sind nun vergangen, seit Valerie nach ihrem Austausch zurück nach Deutschland musste. Während si...