30. Die Magie von Weihnachten

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Valerie's Point of View:

Die nächsten Tage kehrte eine gewisse Normalität in meinen Alltag zurück - solange man in der Vorweihnachtszeit überhaupt von Normalität sprechen konnte, denn die letzten Vorbereitungen liefen auf Hochtouren.

Wenn ich nicht gerade in der Uni war und mit Emma und Leyla an unserem Filmprojekt arbeitete, verbrachte ich den Rest des Tages damit, ein Fotoalbum für Dylan als Weihnachtsgeschenk zu machen. Es war echt eine Heidenarbeiten, die knapp vierhundert Bilder von uns zu sortieren, aufzukleben, zu verzieren und zu beschriften. Vor allem brauchte ich noch viel länger als eh schon, da ich jedes zweite Bild für einen Augenblick intensiv betrachtete und mich an den Moment zurück erinnerte.

Jetzt hielt ich gerade ein Bild von Dylans und meinem letzten Besuch in Deutschland in der Hand, wo wir zusammen mit meiner Familie Segeln gewesen waren. Der Wind wehte uns durch die Haare, doch wir trugen alle ein breites Grinsen im Gesicht. Ein warmes Gefühl breitete sich bei diesem Anblick in meinem Bauch aus - Dylan und ich hatten schon so viel zusammen erlebt und bis jetzt auch jede Herausforderung, war sie auch noch sehr schwer gewesen, gemeistert.

Zwischen uns war mittlerweile zum Glück alles wieder wie zuvor und Dylan wirkte mit jedem Tag ein kleines bisschen entspannter und glücklicher, als könnte er langsam loslassen. Natürlich wusste ich, dass ihn das Thema noch lange beschäftigen würde, aber ich war schon froh darüber, Dylan nicht mehr so aufgelöst wie an dem Tag der Gerichtsverhandlung zu sehen. Als wir uns an dem Nachmittag zusammen volllaufen lassen hatten, hatte ich echt befürchtet, dass Dylan im Gegensatz zu mir nie über Jackys Lüge und die jahrelange Geheimniskrämerei hinwegkommen würde, aber die Entwicklungen der letzten Tage gaben mir Hoffnung.

Mir war es außerdem gelungen, Dylan trotz seiner letzten Klausuren dazu zu motivieren, wieder mit Ace und Jase ins Fitnessstudio zu gehen, denn ich wusste, wie sehr er Sport als Ausgleich brauchte. Außerdem gab mir das die Chance, das Fotoalbum in Ruhe fertigzustellen - also ein Gewinn für uns beide.
Ich hatte in der Zwischenzeit auch schon meinen ersten Termin bei einer Psychologin gehabt und hatte ebenfalls das Gefühl, dass es mir mit jedem Tag besser ging. Es tat gut, sich vor einer unbeteiligten Person einfach alles von der Seele reden zu können. Dass die Gerichtsprozesse gegen Mike und Jacky erst im kommenden Jahr liegen würden, störte mich dabei kein bisschen, ich war froh, das einfach alles eine Weile von mir wegschieben zu können und wenigstens ein paar Tage lang die besinnliche Vorweihnachtszeit zu genießen.

In diesem Moment hörte ich, wie sich der Schlüssel im Türschloss umdrehte und schob hektisch das Fotoalbum und meine ganzen anderen Materialien unters Bett.

"Valerie? Bist du schon hier?", vernahm ich Dylans Stimme aus dem Flur und wenig später lugte er bereits durch die Tür.

Ich hatte mich währenddessen schnell aufs Bett gelegt und tat so, als würde ich durch Instagram scrollen, weshalb es unmöglich war, dass Dylan irgendeinen Verdacht schöpfen konnte. Jetzt lächelte ich ihm entgegen und stand auf, um ihm einen kurzen Begrüßungskuss zu geben.

"Ja, ich bin da", antwortete ich dann. Mein Blick glitt dabei musternd über Dylan und ich stellte irritiert fest, dass er noch seinen Wintermantel und seine Stiefel trug. "Was hast du denn noch vor?"

"Dich abholen. Ace und ich haben beschlossen, dass wir heute alle noch einmal auf den Weihnachtsmarkt gehen, um zu feiern, dass wir jetzt die letzten Klausuren für dieses Jahr überstanden haben. Jase holt Emma ab und Lucy und Sam habe ich schon geschrieben", erklärte Dylan mir und seine grünen Augen glitzerten so sehr, wie seit langem nicht mehr. Er wirkte so unbeschwert - befreit von der Last der Uni und voller Vorfreude auf den gemeinsamen Tag mit seinen Freunden, dass mir bei seinem Anblick ganz warm ums Herz wurde. Das musste die Magie von Weihnachten sein.

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