41. Von Pizza und Pornhub

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Valeries Point of View:

Die nächsten Tage waren der pure Stress. Neben der Arbeit an unserem Medienprojekt, standen für mich viele Termine bei meiner Psychologin und bei Dylans und meinem Anwalt zur Vorbereitung der Gerichtsprozesse gegen Jacky und Mike an, sodass ich Dylan nur für wenige Stunden am Tag besuchen konnte. Zum Glück sprangen unsere Freunde ansonsten für mich ein, sodass Dylan sich zumindest nicht allzu sehr langweilte.

Trotzdem hätte ich das Gefühl, dass er gerne mehr Zeit mit verbringen würde und seine Laune dadurch Tag für Tag schlechter wurde. Dabei war er doch gerade dabei, riesige Fortschritte zu machen!

Anfang der Woche hatte Dylan tatsächlich seine ersten Schritte auf eigenen Beinen machen können und seitdem wurde es jeden Tag mehr. Auch wenn der Arzt ihm bereits zuvor versichert hatte, dass er sich auf einem guten Weg der Besserung befand, war es für Dylan eine riesige Erleichterung gewesen, endlich wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. In den letzten Tagen hatte er so viel neue Hoffnung geschöpft und ließ sich endlich vollkommen auf die Reha ein, dass er in wenigen Wochen wahrscheinlich schon wieder nach Hause entlassen werden würde.

Bis dahin war Luke, der noch einige Zeit bei uns verbringen wollte, zu Jase und mir in die Wohnung gezogen und mischte so unseren tristen Alltag etwas auf. Durch seine ruhige und positive Art war er eine unglaubliche Stütze für Dylan, aber auch für mich und alle anderen. So hatte Luke auch beschlossen, dass wir heute Abend einen Gesellschaftsspiele-Abend mit ganz viel Pizza im Krankenhaus machen würden, da Ausgehen im Moment schließlich nicht möglich war.

Ich stand gerade in der Küche und packte die Snacks ein, die ich noch vorbereitet hatte, während Luke und Jase alle Spiele, die wir zu bieten hatten, zusammensuchten und in Dylans Auto verstauten. Ich war mir nicht sicher, wie begeistert Dylan darüber war, wenn wir sein Auto ausliehen, deshalb hatten ich ihn gar nicht erst gefragt. Außerdem hatte Jase auch, seitdem der Plan feststand, den Schlüssel fest in seiner Gewalt und dachte gar nicht daran, ihn rauszurücken, da er unbedingt fahren wollte.

Ein weiterer Grund, der Dylan wahrscheinlich nicht vor Begeisterung Purzelbäume schlagen lassen würde - auch wenn er das im Moment eh nicht konnte. Jase raste jedes Mal wie ein armer Irrer, ohne Rücksicht auf seine Mitfahrer oder die anderen Straßenverkehrsteilnehmer zu nehmen und mit Dylans Sportwagen ging das natürlich besonders gut.

"Bist du endlich so weit?", fragte der Besagte in diesem Moment auch ungeduldig und streckte seinen Kopf durch die Küchentür. "Luke und ich warten schon die ganze Zeit beim Auto auf dich."

"Wenn ihr vielleicht auf die Idee gekommen wärt, mir zu helfen, wäre ich jetzt auch schon fertig", entgegnete ich kopfschüttelnd, steckte aber die letzte Dose in meine Tasche. "Ich habe es aber auch ohne euch geschafft, also können wir von mir aus los."

Jase kam ein paar Schritte auf mich zu und nahm mir die doch relativ schwere Tasche ab. "Guck, jetzt helfe ich dir. Ich bin eben ein Gentleman durch und durch", sagte er sehr von sich selbst überzeugt.

Ich stieß ein gekünsteltes Husten aus. "Da wird sich Emma bestimmt freuen, wenn du ihr die Tür aufschließt, während sie den schweren Einkauf reinträgt", zog ich ihn auf.

Jase warf mir dafür einen bösen Blick zu. "Das stimmt gar nicht. Ich würde Emma mitsamt Einkauf die Treppe hochtragen, wenn es sein muss. Aber weil du immer solche fiesen Sachen über mich sagst, hast du es auch gar nicht verdient, dass ich dir helfe", entrüstete er sich gespielt beleidigt, doch er konnte den belustigen Unterton in seiner Stimme nicht verbergen.

Ich hingegen brach ich haltloses Gelächter aus. Die Vorstellung, wie Jase Emma plus Einkauf die steile Treppe hochtrug und es dann nicht schaffte, die Wohnungstür zu öffnen, war einfach zu lustig.

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