19. Erschreckende Entdeckungen

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Dylan's Point of View

"Und nach dem Kino sind Emma und ich dann noch über den Weihnachtsmarkt gelaufen und plötzlich standen wir unter einem Mistelzweig. Ich habe dann meine Chance genutzt und sie geküsst. Ich meine, ich habe sie zwar schonmal geküsst, aber das war, um sie ins Bett zu bekommen. Gestern hat sich im Gegensatz dazu einfach so echt und ehrlich angefühlt. Ich glaube, ich bin wirklich dabei, mich in sie du verlieben, Bro", erzählte mir Jase von seinem Date gestern, während wir gemeinsam über den Campus liefen.

Es waren in der Nacht tatsächlich die ersten Schneeflocken gefallen und die ganze Welt sah wie in Watte getaucht aus. Normalerweise war der Winter meine Lieblingsjahreszeit, doch heute konnte ich mich noch nicht mal an dem weißen Winterwunderland erfreuen. Das Einzige, was ich wahrnahm, waren die Wolken am Himmel, die fast so düster wie meine Laune wirkten.

Ich freute mich wirklich für Jase, dass es in seinem Liebesleben endlich mal gut lief, das hatte er mehr verdient, als jeder andere, aber trotzdem hing ich die ganze Zeit meinen eigenen Problemen und Sorgen nach. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Valerie ab. Was sie wohl jetzt gerade machte? Dachte sie wohl auch an mich? Oder fiel ihr vielleicht auf, dass sie ohne mich besser dran war?

Auch wenn Valerie erst seit drei Tagen ausgezogen war, fühlte es sich für mich wie eine Ewigkeit an. Wir hatten seit zwei Jahren zusammengewohnt und nun war ich plötzlich alleine in dieser Wohnung. Da war niemand, der nach einem stressigen Uni-Tag zu Hause auf mich wartete und mich aufbaute, niemand, der mir Witze erzählte und mich zum Lachen brachte, niemand, der sich nachts an mich kuschelte und der mir Zuneigung schenkte. Ohne Valerie fehlte einfach ein Teil von mir und mir wurde immer mehr bewusst, dass ich es nicht aushalten würde, wenn ihre Entscheidung gegen mich fallen würde.

"Tut mir leid, das ist hart asozial von mir, dass ich dir gerade so von Emma vorschwärme", riss mich Jase plötzlich aus den Gedanken. Er klang bestürzt, als würde er sich selber die Schuld an meiner schlechten Laune geben.

"Nein, alles gut, ich komme schon klar. Und ich freue mich wirklich für dich J, auch wenn das gerade nicht so wirkt", stellte ich klar und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. Ich musste mir echt Mühe geben, meine Gefühle nicht mehr so nach außen zu tragen, sonst zog ich noch alle Leute um mich herum mit runter.

Jase nickte und wollte gerade etwas darauf antworten, als er innehielt. "Was ist das denn für ein Kerl bei Valy?", fragte er irriert und legte seine Stirn misstrauisch in Falten.

Ich folgte seinem Blick und sah Valerie mit einem großen, braunhaarigen Typen aus dem Haupteingang kommen. Automatisch spürte ich einen schmerzhaften Stich in meinem Herzen. Ich sollte an ihrer Seite sein, nicht irgendein dahergelaufener Möchtegern-Comedian, denn so wie er gestikulierte und Valerie zum Lachen brachte, schien er sich definitiv für einen zu halten.

Bei diesem Anblick verkrampfte sich mein ganzer Körper und ich musste mir Mühe geben, das Brodeln in mir zu kontrollieren. Ich hatte kein Recht darauf, eifersüchtig zu sein, Valerie durfte tun und lassen, was sie wollte, aber trotzdem hätte ich mich am liebsten auf den Jungen an ihrer Seite gestürzt und ihn zu Boden gerissen. Wären wir noch glücklich in einer Beziehung, hätte es mich auch nie gestört, sie mit einem anderen Jungen zu sehen - so war ich nicht mehr, aber jetzt durchflutete mich plötzlich die Angst, dass sie mich vielleicht tatsächlich ersetzen könnte, nachdem, was ich ihr angetan hatte.

Vielleicht würde sie sich einfach einen neuen Typen suchen und mit ihm glücklich werden und ich könnte ihr das noch nichtmal verdenken. Ich hingegen würde Valerie niemals ersetzen können, sie war für mich die Eine, für die es sich zu kämpfen lohnte. Und das würde ich machen, ich würde um Valerie kämpfen!

The American DreamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt