Kapitel 14 || Gefühle

394 40 37
                                    

Ich war hinaus gegangen, zu den Stallungen. Nun war mein Ziel der Platz, an dem ich den hübschen Büttinghaus zum ersten Mal getroffen hatte. Ich sattelte mein Pferd und ritt mit halsbrecherischen Tempo zum Ufer der Dalymee. Angekommen stieg ich ab und band Dorchadas wie immer an einen Ast. Mit vorsichtigen Schritten lief ich näher an das Wasser heran. Manuel war nicht anwesend, doch auf dem Stein lag ein Holzrohr, gefüllt mit einer Schriftrolle. Neugierig hob ich sie auf, dass sie nicht an mich adressiert sein könnte, kam mir gar nicht in den Sinn. Mit leicht zitternden Fingern zog ich das Papier aus seinem Behälter und begann zu lesen.

Lieber Patrick,
bitte nimm mir mein Verhalten nicht zu übel. Ich habe deine Wut absolut verdient, ich hätte es nicht tun sollen. Klar, ich war betrunken, doch es gehört sich nicht. Es fühlte sich, trotz der Unannehmlichkeiten, gut an. Würdest du vor mir stehen und wäre dies nicht so ein ernstes Geständnis, würde ich dir anbieten es wieder zu tun, wobei eigentlich ist dies ernst gemeint. Ich würde es wieder tun. Patrick, ich denke, dass ich mich in dich verguckt habe.

Ich ließ den Zettel sinken. Er, Manuel, liebte mich. Ich schloss die Augen. Ich hätte es schlimm finden müssen, nie mehr was mit ihm zu tun haben wollen, doch dem war nicht so. Eher verspürte ich ein angenehmes, aufgeregtes Kribbeln in der Magengegend. Was sollte das heißen? Ich konnte seine Gefühle nicht erwiedern. Ich musste heiraten, ich war der Thronfolger Coryias. Ich senkte meinen Blick wieder auf den Zettel.

Und ich will ehrlich zu dir sein. Vielleicht hast du es schon vermutet. Es kostet mich einiges an Überwindungskraft, dir es zu gestehen, doch jetzt könnte eh alles vorbei sein. Ich bin der Hexer.

Falls du trotzdem noch etwas mit mir zu tun haben wollen solltest, schreib mir auf der Rückseite. Ich werde es sehen. In einer Grube unter dem Stein liegen Tinte und Feder.
Bis dann,
Dein Manuel

Ein schwaches Lächeln zog sich über meine Lippen. Natürlich wollte ich ihn wieder sehen. Das stand außer Frage. Also hob ich das schwere Teil an, was mich viel an Muskelkraft kostete, und zog die Schreibutensielien heraus.

Lieber Manuel,
Mit Sicherheit will ich dich noch sehen! Ich werde jeden Abend herkommen, bis ich dich treffe.
Liebste Grüße,
Dein Patrick

"Was schreibst du denn schönes?" Hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich fuhr herum und legte mir eine Hand auf's Herz. "Mein Gott, Manuel, erschrick mich doch nicht so." Er lächelte verlegen. "Verzeihung." Ich stand auf und umarmte ihn. "Ich hab dich so vermisst..." murmelte ich in seine Halsbeuge. "Und ich dich erst." gab er eben so leise zurück. Ich sah zu ihm auf, seine smaragdgrünen Augen leuchteten mich an. "Warum tust du das? Ich meine ich-" Ich ließ ihn nicht ausreden. Seine Worte stoppte ich durch einen Kuss. Zuerst schien Manu verwirrt zu sein, dann erwiederte er vorsichtig. "Patrick... was soll das? Nicht das ich etwas dagegen einzuwenden hätte, es ist nur- du- Warum?" er blickte mich verwundert an. "Ich glaube, dass es gut möglich ist, das ich etwas für dich empfinde. Zummindest bin ich keines Falls angeekelt oder sonstiges..." lächelte ich ihn an. Er tat mir gut, er konnte die Bücher zu tausend ersetzten. "Wirklich?" "Wirklich." Meine Worte brachten ihn zum strahlen. Überglücklich schloss er mich wieder in die Arme und küsste mich, was mein Lächeln noch breiter werden ließ. Das, was ich für ihn empfand, ging definitiv über Freundschaft hinaus.

Des Hexers Herz ° KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt