Kapitel 16 || Eindringling

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Ich starrte ihn erschrocken an. Der König Coryias fixierte mich einem Blick, der mir einen kalten Schauer nach dem Anderen den Rücken hinunter jagte. "Ich- Vater- Es ist nicht so wie es aussieht." versuchte ich mich zu rechtfertigen, doch es gelang nicht sonderlich gut. "Wer ist das?" er deutete auf Manuel, die Augen zu Schlitzen verengt. "Markus ist sein Name. Er ist aus dem Dorf, ein Freund von Michael. Wir lernten uns auf der Hochzeit kennen."

Zu spät realisierte ich, dass wir ziemlich vertraut beieinander gelegen hatten, als Vater in mein Gemach getreten war. Viel zu vertraut. "Ähm das alles ist nicht so, wie es scheint. Wir lieben einander nicht, wir verstehen uns bloß gut. Ma-" "Und warum liegt er dann neben dir, in deinen Armen? Warum ist er überhaupt vor Ort? Ist er etwa in Wahrheit ein Landstreicher, ein Bandit -oder noch schlimmer- ein Hexer?"
"N-nein, wie kommst du auf solche Dinge? Markus ist rechtlich gesehen komplett im Reinen." "Und woher glaubst du das so genau zu wissen?" "Ich weiß, dass ich ihm vertrauen kann." meinte ich, während ich ihm weiterhin, ohne zu blinzeln, in die Augen sah. "Vertrauen, Patrick,", sprach mein Vater, "sollte man niemals ohne weiteres verschenken. Es sollte durch einen Wertgegenstand oder ähnliches besiegelt werden." "Du sprichst von Geschäften, Vater. Ich hingegen meinte Freundschaft. Da ist ein erheblicher Unterschied." Des Königs Blick wurde noch zorniger, diesen Zustand hatte ich noch nie in diesem Ausmaß gesehen. Es machte mir Angst. "Du bist zu weit gegangen. Du musst noch viel lernen, um ein guter König zu werden." "Ein guter König wie-" brauste ich auf, doch zu meinem Glück rettete Manuel mich. "Lass es sein, Liebster. Es bringt dich nur in Schwierigkeiten." flüsterte der Grünäugige in mein Ohr. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus, dann lehnte ich mich näher zu ihm und bedankte mich leise. "Du!" riss die Stimme des Herren dieses Landes uns wieder in die Realität zurück. "Was, wer?" Verwirrt suchte ich die Umgebung nach möglichen Adressaten für das, von meinem Vater gesprochene, Wort. Als ich verstand, dass Manuel gemeint gewesen war, verwirrte es mich noch mehr. Der Grünäugige hingegen sah verschreckt auf das Laken meines Betts.
Der König machte sich, wenn möglich, noch größer und schritt langsam auf den Hexer zu. "Sieh mich an." die Stimme des Älteren klang gefährlich leise und gelassen, wie die einer wilden Raubkatze, die kurz davor ist sich auf ihre Beute zu stürtzen. Der Angesprochene regte sich jedoch nicht, er wirkte beinahe versteinert. Für einen Augenblick herrschte Stille. Ich hatte erwartet, dass mein Vater wüten oder ihn zwingen würde in seine Augen zu blicke, immerhin hatte Manuel seinen Befehl missachtet. Doch nichts dergleichen geschah.

Dann, langsam, aber durchaus merkbar, hob der Büttinghaus seinen Kopf. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass seine Iris einen leicht roten Schimmer erhalten hatte, allerdings wurde mir noch in der selben Sekunde klar, dass ich mich täuschen musste.

Ein weiteres mal rief der dunkelhaarige Mann laut "Du!". "Wachen, so helfet doch, ein Eindringling, ein Hexer! Hier in dem Gemach Patricks. Kommt sofort!" Kaum waren diese Worte gefallen, stürmten zwei Ritter in mein Zimmer. Verdutzt sahen sie erst einander, dann den König und letztlich mich und Manuel an. Doch eine Anordnung des Königs sollte man nicht unbeachtet lassen, vor allem nicht, wenn dieser in dem selben Raum verweilte. So kam es, dass die Gerüsteten meinen Manuel an den Armen packten und auf eine weiteres Kommando ihres Vorgesetzten hinaus, in ein Verließ schleiften.

Des Hexers Herz ° KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt