Innerhalb der folgenden Stunden sprachen wir nicht viel, beide hingen wir unseren eigenen Gedanken nach. Die Meinen drehten sich hauptsächlich um meinen Gegenüber, wie sehr ich mir wünschte ihn küssen, ihn mit süßen Worten überhäufen zu dürfen. Mein Blick haftete die gesamte Zeit an ihm, während sich mein Herz nach dem seinen verzehrte. Dies blieb von ihm natürlich nicht unbemerkt, so kam es, dass er mir hin und wieder ein schelmisches Grinsen zu warf. Ihm gefiel meine Aufmerksamkeit.
Dann brach die Nacht herein, nur noch der Schein der Fackeln, die zwischen den einzelnen Zellen angebracht worden waren, und das spärliche Licht des Mondes, dessen Strahlen durch vergitterte Spalte in der Decke herein krochen, erleuchteten uns. Manuel hatte sich zu mir gesellt, das Stroh war angenehmer, als die kalte Wand. Im Schlaf war sein Kopf auf meine Schulter gesackt, so dass ich mich nicht mehr traute mich zu bewegen, da ich ihn nicht wollte und auch nicht schlafen durfte, weil ich sonst den Schlag zu zwei Uhr verpassen würde.
Ein lauter Gong hallte durch die Nacht und ließ mich zusammen zucken. Beinahe wäre ich in den Schlaf geglitten und hätte somit mein Verderben besiegelt. Es müsste nun halb zwei sein, ich sollte mir langsam Gedanken über das Aufwecken des Langhaarigen an meiner Seite machen.
"Manuel?" flüsterte ich. Sanft strich ich dem Jüngeren ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er drückte seinen Kopf in meine Halsbeuge und murmelte etwas davon, dass er weiter schlafen wolle. Ein Lächeln brannte sich auf meine Lippen und mein Herz begann freudig den Takt seiner Schläge zu verschnellern. "So leid es mir auch tut, aber wir müssen bald los, Liebling." Erschrocken biss ich mir auf die Lippen und hoffte inständig, dass er es nicht mitbekommen hatte. Langsam begann er sich zu bewegen, schlug seine Augen auf und rutschte schnell von mir weg, als er bemerkte, in welcher Position wir uns befanden. Verletzt wandte ich meinen Blick ab, doch was hatte ich erwartet? Wie er bereits so häufig betont hatte, brauchte er Zeit. Außerdem war er ein Sturkopf und ließ sich nur ungern von anderen bestimmen, lieber hatte er sie in der Hand.
Erneut folgte ein unangenehmes Schweigen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und ihm schien die Situation von eben unangenehmer zu sein, als er es zugeben wollte. Sein Blick huschte immer wieder zu mir, sobald er jedoch bemerkte, dass ich alles mitbekam, sah er schnell woanders hin. Von dem selbstsicheren, jungen Mann von dem letzten Abend war nicht mehr viel übrig. Ob es an seiner Müdigkeit lag, wusste ich nicht.
Dann, nach einer Weile wendete er sich mir wieder zu. "Wie lang haben wir noch?" erkundigte er sich mit gedämpfter Stimme. "Ich weiß es nicht. Vielleicht noch zehn Minuten?" antwortete ich. Die Nervosität kroch durch meine Glieder, wie ein schleimiger Parasit, der langsam begann an meiner angelernten Gelassenheit zu nagen. Wieder breitete sich die altbekannte Stille aus, die Spannung, die in der Luft lag, hätte man greifen können. Dies war unsere einzige Chance, würden wir sie missbrauchen, wären wir geliefert und Manuel hinge höchstwahrscheinlich bereits im Morgengrauen am Galgen.
Noch mal eine kleine Ankündigung: Es wird ab jetzt zwei Kapitel die Woche geben. Am Mittwoch und, wie auch schon vorher, am Sonntag.
Ich hoffe Buecherwurm_2004 und IzyMoonlight sind jetzt glücklich xD
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Des Hexers Herz ° Kürbistumor
FanfictionMissachtet und alleingelassen fühlt sich Prinz Patrick, seit es nach dem Erwachen von ihm und der königlichen Familie nur noch um seinen kleinen Bruder und dessen zukünftigen Ehemann geht. Um den Kopf freizubekommen und seine Probleme wenigstens für...