Kapitel 44 || Annäherung

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Zwei Tage waren vergangen, in denen ich alles daran gelegt hatte, die Schichtwechsel der Wachen genau zu kennen und den Schlüssel zu der Zelle meines Freundes zu bekommen. Nun hatte ich es geschafft und es war so weit. An eben diesem Tag würde ich versuchen den Braunhaarigen zu befreien und zumindest vorerst in meinem Gemach unterzubringen. 

Die Sonne stand gerade über dem Schloss, bis zum Abend, wo es richtig losgehen sollte, war es noch lange, allerdings musste ich mich bereits jetzt in den Kerker herein begeben. Mit einem Lächeln grüßte ich die Wache und lief bis nach hinten. Dann hörte ich, wie sich Schritte näherten und andere entfernten. Der Mann, an dem ich vorbei gelaufen war, wurde wortlos durch den Zweiten ersetzt. Das war gut, denn so konnte ich mir sicher sein, dass er definitiv nicht von meiner Anwesenheit wusste. Während der Rothaarige in den linken Gang lief, um sich einen Tee zu bestellen, jeder Wachmann tat dies zu Beginn seiner Schicht, schloss ich schnell die Tür auf und schlüpfte herein. 

"Guten Mittag, Manuel." flüsterte ich die Kammer betrachtend. "Sei gegrüßt." meinte der Grünäugige und drängte mich in eine Ecke. "Versteck dich unter dem Stroh, er wird gleich nach dem Rechten sehen." Der Hexer sah mich besorgt an, und schaufelte den Berg Heu über meinen Leib. In meinem Versteck musste ich mit einem Seufzen daran denken, wie liebevoll er mich vor nicht all zu langer Zeit begrüßt hätte. 

Nach einer gefühlten Stunde, die ich in dem pikenden, getrockneten Gras verbracht hatte, spürte ich, dass eine Hand nach mir tastete. "Patrick? Wo bist du? Du bist kein Hexer, du kannst dich nicht in eine Ratte verwandeln. Wo zur Hölle bist du?" Ein leises Kichern entfloh mir. "Du schaffst es nicht allen Ernstes mich in einem Heuhaufen zu verlieren?" meinte ich, nachdem ich mich eigenhändig freigeschaufelt hatte. Der Ältere verschränkte gespielt beleidigt seine Arme vor der Brust, was mir ein sanftes Lächeln entlockte. "Du bist süß, weißt du das?" flüsterte ich und schlug mir sofort die Hand auf den Mund. "Verzeih mir. Ich verstehe gänzlich, wenn es noch nicht an der Zeit dafür ist." Der Größere verdrehte seine Augen und antwortete nicht mehr, er schien mit sich zu kämpfen. "Weißt du was, mein liebster Prinz?", fragte er dann, "Du bist verdammt idiotisch. Und dumm und kindisch. Aber weißt du, was das schlimmste ist?" erschrocken sah ich ihn an. Mit einer solchen Reaktion hatte ich nicht gerechnet. "Das schlimmste ist, dass du trotz allem so schrecklich unwiderstehlich bist, dass ich dem trotz deinen Fehlern nicht verabscheuen kann, dass du mir immer noch jedes mal aufs neue den Kopf verdrehst." 

Dann beugte er sich zu mir und hauchte mir einen zarten Kuss auf die Wange. Versteinert hockte ich auf dem kalten, steinernen Boden, sah den Mann meiner Träume an, der sich in die gegenüberliegende Ecke zurück gezogen hatte. Mit meinen Fingern tastete ich vorsichtig mein Gesicht ab, ein Kribbeln, dass beinah schon wehtat zog sich durch meinen Körper. "Und weißt du, was das schlimmste an dir ist?", raunte ich nach einer Weile, "Dass du mich das alles nie und nimmer mit dir machen lassen würdest, du spielst mit mir, mit meiner Liebe, doch kann ich es dir nicht übelnehmen."

Ich glaube meinem Wecker kommt das bekannt vor, oder?

Ein Abschluss für die Lesenacht, der vielleicht nicht ganz so unerträglich ist, bin ich nicht nett?

Ich hoffe ich konnte euch gut "unterhalten"
Schlaft gut, bis morgenn

Des Hexers Herz ° KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt