Kapitel 58 || Überzeugend

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Lange musste ich nicht suchen, bis ich Roxane aus dem Dickicht heraus treten sah. "Du musst - Oh... ist sie das?," erkundigte die Hexe sich, als sie die Schwarzhaarige neben mir erblickte. Vorsichtig nickte ich. "Ich denke aber, dass sie nicht allzu begeistert ist." Mariola wirkte schüchterner, seit die Rothaarige aufgetaucht war. "Hast du sie eingeweiht?" Der strenge Ton der Grauäugigen zerschnitt förmlich die Luft. Die Andere zuckte zusammen, es war offensichtlich, dass sie nicht an diesem Ort sein wollte. "Ja...", gab ich zögerlich zu. "Dann muss sie mitmachen.", bestimmte Roxane, während sie die Dunkelhaarige musterte, "Oder wir müssen sie zum schweigen bringen. Anderweitig könnte sie all die Informationen ausplaudern." 

Erschrocken sah Mariola auf. "N-nein, bitte nicht. Ich werde euch nicht verraten, bei allem, was mir lieb und heilig ist, ich würde nicht einen Gedanken daran verschwenden." Roxane zuckte mit ihren Schultern. "Du musst. Ansonsten könnte man deine süße Zunge sicher für das Brauen einiger Tränke verwenden." Man sah, wie die Blauäugige mit sich kämpfte. Ihre Lippen waren trotzig zusammen gebissen, doch ihr Blick wieder ängstlich zum Boden gesenkt. 

"Nun gut,", ihre Stimme klang gebrochen, "ich werde euch zur Seite stehen." "Das klingt doch schon besser, eigentlich war es doch ganz leicht, nicht wahr?" Die Hexe erstrahlte in dem Glanz ihres süßesten Lächelns, dann wand sie sich ab und stolzierte davon. Was sie eigentlich von mir wollte, schien sie vergessen zu haben. "Ich werde mein Bestes geben, um deine Rolle so leicht wie möglich zu gestalten." Ich lächelte sie kameradschaftlich an. "Wenn ich schon dabei bin, dann werde ich auch kämpfen. Vergiss es mich in der Rolle als brave Gemahlin zu sehen.", zischte sie. Überrascht sah ich sie an. Aus welchem Grund auch immer reagierte sie komplett anders, wenn Roxane nicht dabei war.

Am Abend rief mein Vater mich zu ihm, um mir zu verkünden, dass ich maximal zehn Damen auswählen sollte, die weiterhin im Schloss verweilen durften. Der Rest sollte abreisen. So kam es, dass ich den Gästen noch am selben Tag Bescheid gab, wer bleiben durfte und wer seine Sachen packen musste. mir viel die Auswahl nicht schwer. Um länger den Überlegenden spielen zu können, ließ ich neben Mariola und Roxane noch zwei weitere Frauen drinnen. Clarita und Ylva. 


Als wir uns in den folgenden Tagen zum Planen trafen, war Mariola stets an unserer Seite. Sie schien zunehmend Gefallen an unserer Mission zu finden. Zu Anfang verhielt sie sich Roxane gegenüber weiterhin schüchterner, doch eines Tages kamen die beiden strahlend und nah aneinander gedrängt in mein Gemach, als würden sie Heimlichkeiten austauschen, die keine andere Seele zu Gesicht bekommen dürfte. Seit diesem Morgen, schienen sich die beiden blendend zu verstehen. Es wurde gemunkelt, dass Mariola gar nicht mehr in ihr eigenes Gemach ging, eine Magd behauptete gar, dass sie in einem Bett zu schlafen pflegten, doch außer ihren besten Freundinnen glaubte das keiner. Einmal hatte ich mit Manuel darüber geredet und er meinte, dass er dies nicht einmal als so unwahrscheinlich erklärte, ob er es Ernst meinte, wusste ich jedoch selbst nicht genau. 

Eines Abends standen Manuel und ich auf dem Balkon und betrachteten die Landschaft, als zwei schemenhafte Gestalten über die Wiesen huschten. 

Des Hexers Herz ° KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt