Kapitel 36 || Verletzte

275 33 23
                                    

Langsam schlenderten wir, in eine angenehme Stille gehüllt, durch die großen Gänge, die mir nun viel einladender vorkamen. Meinen Blick ließ ich über die zahlreichen Gemälde der Königsfamilie streifen, die mit Vorik und Layna von Coryia begannen und einem Familien Portrait endete, auf dem wir, kurz vor der Hecke, abgebildet worden waren. 

Dann ertönten von hinten hastige Schritte. Ich drehte mich um und sah gerade zu in das nervöse Gesicht Michaels. Auch mein Bruder hatte davon mitbekommen und lief sofort ein paar Schritte auf ihn zu. "Herr Gott, Michael. Was ist geschehen? Wie geht es dir? Bitte sag, dass es nichts schlimmes ist." Kurz blickte er sich um, dann nahm er das Gesicht des Blauäugigen in seine Hände und strich beruhigend über seine Wangen. "Ich- sie fanden im Wald eine stark verletzte Frau, ob sie überleben wird steht in den Sternen." "Nein... nicht auch noch das.", flüsterte Maurice und sah seinem Mann verzweifelt in die blauen Tiefen, "Musstest du sie mit deinen eigenen Augen gesehen?" Ein kurzes Nicken des Älteren, dann sah er mich an. "Sie schickten mich, um euch, eigentlich nur dich, zu suchen. Der König will dich sprechen." "Wo finde ich ihn auf?" fragte ich. "In der Sanitätsanlage. Erkundige dich nach der Frau." "In Ordnung, dank dir." meinte ich und machte mich auf den Weg zu dem Spital.

"Ach und Patrick?" rief Michael mir nach. "Ja?" erkundigte ich mich über die Schulter blickend. "Verzeih mir. In solchen Zeiten sollten wir zusammenhalten und uns nicht von Innen bekriegen." Der Anflug eines Lächelns huschte über meine Lippen. "Ja... vergib mir ebenfalls." Ich drehte um und lief zu dem Ehepaar zurück. "Freunde?" Doch anstatt meine ausgestreckte Hand zu schütteln, zog er mich in eine Umarmung. "Ja. Diesmal wirklich." Ein letztes Lächeln wurde ausgetauscht, dann machte ich mich schnellen Schrittes auf den Weg zu meinem Vater. 

Angekommen war es keinesfalls ein Problem den Aufenthaltsort des Königs heraus zu finden, im Gegenteil. Es scharrten sich Heiler, immer wieder huschten sie aus dem kleinen Zimmer rein und schlichen sich wieder herein. Ab und an mischte sich ein Berater meines Vaters unter sie, schlug jedoch, auf dem Flur angekommen, eine andere Richtung ein. Ich wollte nicht in den Raum. Zwar wusste ich nicht, was ich vorfinden würde, doch war mir klar, dass es keinen falls erfreulich sein würde. Schließlich fasste ich mir doch ein Herz und schritt erhobenen Hauptes in das Krankenzimmer.

Erschrocken blieb ich stehen. Das konnte nicht sein. Ich blinzelte häufiger, als es nötig war, doch das Bild änderte sich nicht. Große Fleischwunden zogen sich über den Körper, ein blaues Auge stach aus dem mir so bekannten Gesicht hervor und der linke Arm der Frau stand in einem unnatürlichen Winkel ab. "Prisca..." stockend und von angstvollen Schaudern erfüllt verließen die Worte meinen Mund. Auch wenn wir im Unguten auseinander gegangen waren, sie hatte dies nicht verdient, keiner hatte das. "Du kennst sie also.", die Stimme meines Vaters ließ mich herum fahren, "Sie gehörte einer wohlhabenden, djagischen Händlerfamilie an. Ihre Mutter, Schwester und sie buken die besten Gebäcke der Welt." Ich nickte wissend, auch wenn die Hälfte der Informationen neu für mich war. 

"Was ist mit ihr geschehen?" fragte ich nach einer Weile. Der König machte sich auch dieses Mal nicht die Mühe seinen Gesprächspartner anzusehen. "Sie wurde in diesem Zustand im Wald gefunden. Was vorgefallen ist, ist uns bisher nicht möglich zu sagen, allerdings ist Manuel unser Hauptverdächtiger."  

Des Hexers Herz ° KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt