Die restliche Nacht verbrachten wir damit uns auf der Couch zu küssen und zu kuscheln. Ich will ihn nie wieder verlassen und ich will auch nicht, dass er mich verlässt. Aber auch glaube ich, dass er das nun verstanden hat, denn auch jetzt, wo er schläft und ich nur ganz ruhig halb auf ihm liege, hat er seine Arme so fest um mich geschlungen, dass ich mich nicht von ihm wegbewegen kann. Ich bin glücklich. Das erste Mal seit langem kann ich wirklich von mir behaupten wunschlos glücklich zu sein. Natürlich habe ich wie jeder noch Wünsche. Wünsche wie zum Beispiel Demian und Julian wieder zu sehen... Mich mit meiner Familie zu vertragen und offen mit meinem Ilja zu leben.
Aber diese Wünsche kann ich in den Hintergrund stellen, solange er bei mir ist und ich nicht von ihm getrennt bin. Ich bin wirklich einfach nur glücklich und so schlafe ich auch ein. Seit ich bei ihm bin habe ich keine seltsamen Träume mehr. Auch hatte ich ihm nie davon erzählt, dass ich schon bevor ich ihn kannte von ihm geträumt habe. Ich glaube, dass war eine Botschaft. Dass ich noch eine Zukunft habe, dass ich mein Leben nicht einfach so hinschmeißen soll und dass es einen Mann gibt, der mich liebt wie ich bin und bei dem ich mich wohl fühle und den ich liebe. Ich bin so froh, diese Träume gehabt zu haben, denn ohne sie hätte ich meinen Lebenswillen sicherlich verloren.
Mein jetziger Traum handelt wieder von der Weise. Mittlerweile kann ich auch sagen, welche es ist. Es ist dieses haus hier in der Schweiß. Genau von diesem habe ich die ganze Zeit geträumt. Der Wald, die Wiese, ja sogar das Haus stimmt überein und ich fühle mich rundum wohl. Als ich jedoch einen Aufschrei höre, reiße ich meine Augen auf und schaue mich verschlafen um. Noch immer kann ich die starken Arme um mich spüren, welche mich nun jedoch neben die Couch setzen und hinunter drücken. Verwirrt schaue ich auf und sehe, wie mein Master mit seinen Augen die Türe fixiert. Mit der einen Hand drückt er mich zwischen der Couch und dem Tisch nach unten und mit der anderen Hand greift er nach seiner Waffe, die er auf diesem abgelegt hatte.
Ich spitze meine Ohren und runzle die Stirn. Da weint doch jema~ Neo! Direkt springe ich auf und lasse jede Vorsicht walten, gehe mit schnellen Schritten zur Türe und will diese direkt aufreißen, werde aber von etwas daran gehindert. Dieses Etwas nennt man auch meinen Master. Er steht direkt hinter mir und hält meine Hand, die die Türe zum Flur öffnen wollte, fest. Ich kann seine Wärme an meinem Rücken spüren und seinen warmen Atem an meinem Nacken. „Lukas... Kleiner... Lass mich vor...", haucht er leise und schiebt mich einfach wieder hinter sich. Ich schaue ihn einen Moment etwas sprachlos auf den Rücken, das folge ich ihm aber hinaus auf den Flur und schlussendlich dem Weinen hinterher.
Je näher wir dem Schlafzimmer kommen, desto lauter wird das Weinen. Zudem kann man ganz leises Geflüster hören und ich bin einen Moment wirklich verwirrt. Ich kenne diese Stimme... Als mein Master langsam die Türe aufmacht kann ich auf dem Bett eine zusammengekrümmte Person sehen. Dabei muss es sich um Neo handeln. Doch neben ihm sitzt ein Mann auf dem Bett. Er hat blonde Haare und in der Morgendämmerung kann man seine hellblaue Augen nur als schwaches Leuchten erkennen. Durch die Schatten die das Licht von außen auf ihn wirkt erkennt man, dass er ein markantes Gesicht hat, auf den Lippen aber ein freundliches Lächeln trägt.
Ich weiß wer es ist und ein grimmiger Gesichtsausdruck legt sich auf mein Gesicht. Auch mein Master erkennt ihn und senkt seine Waffe, ehe er diese hinten in seine Hose steckt und ganz ruhig weiter ins Zimmer tritt. Ich folge ihm nicht, sondern bleibe einfach mit verschränkten Armen stehen und mustere ihn finster. Dann aber scheint er uns auch zu bemerken und schaut auf. Seine hellblauen Augen richten sich direkt auf mich und er steht auf und will auf mich zukommen. Doch wie ich es gehofft habe stellt sich mein Master dazwischen und hält ihn so auf. „Was willst du hier брат?", fragt er und hat dabei seine Arme verschränkt.
„Ich habe von dem Vorfall mitbekommen und bin direkt hier hergefahren. Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte schauen, ob es euch allen gut geht. Und was finde ich vor? Ihn... Was habt ihr euch dabei gedacht? Du kennst doch die Regeln...", meint er leise und deutete dabei auf Neo. Schnell gehe ich an den Beiden vorbei und setze mich zu diesem. Er hat sich in der Zeit ins hinterste Stück des Bettes zurückgezogen und zittert am ganzen Leib. „I-ich will n-nicht zurück...", haucht er ganz leise und krallt sich an mich. Ich verziehe minimal das Gesicht wegen diesem Schmerz und drücke ihn dann sanft an mich. „Wirst du nicht... Wir finden einen Weg..."
„Ach werdet ihr das? Der Tiger wird ihn haben wollen. Als Entschädigung für den Tod eines seiner Männer. Was hast du dir dabei nur gedacht. Deine ganze Deckung könnte auffliegen Ilja!", schimpft der blonde weiter und schaut letzteren kritisch an. Doch mein Master seufzt nur und kommt nun ebenfalls zu mir. Er setzt sich auf das Bett und legt mir eine Hand auf den Schenkel. „Ich habe alles geregelt. Der Tiger, oder eher Harry, will nichts. Er hat gesagt, ich kann ihn mitnehmen und befreien. Aber er darf nichts erzählen und vor allem nicht in die Hände einer *Familie* geraten. Wenn ich das schaffe, kann er frei leben. Als ob ich jemals unvorbereitet etwas angehe!", meint er und schaut ernst.
„Ach nein! Du doch nicht... Darf ich dich an deine Zeugenaussage erinnern? Als sie dich dann einfach über die Nacht auf der Wache behalten haben? Oder an Silvester vor zwei Jahren? Wir hatten keine einzige Rakete wegen dir!", meint er und lacht dabei spöttisch. „Aber nein, natürlich planst du immer alles perfekt. Hat man ja zuletzt an deinem fabelhaften Plan gesehen. Hat es irgendjemandem etwas gebracht? Hat Lukas sein altes Leben bekommen? Haben seine Eltern ihren Lukas wieder? Konntest du normal Arbeiten? Nein. Alles hatte sich verändert. Und ich will zwar nicht sagen, dass du es unnötig verkompliziert hast, aber genau das hast du!"
Bei diesen Wörtern zucke ich ein wenig zurück. Ist er wirklich so sauer auf meinen Master? Ich meine... Mir geht es doch gut. Es ist doch alles okay... Neo zittert immer mehr und ich nehme an, dass ihn diese aufgemischten Gefühle und die angespannte Atmosphäre an Mister Noir erinnern müssen. Deshalb stehe ich auf und gehe auf den blonden zu, bleibe kurz vor ihm stehen und gebe ihm eine Backpfeife. Alle im Raum starren mich an und ich kann auch die Überraschung meines Masters spüren. Mein Gegenüber hält sich die Wange, auch er ist überrascht. „Jetzt ist aber gut! Mein Ma~ Ilja hat nichts falsch gemacht! Er hatte dumm gehandelt, aber jeder macht Fehler. Genauso gut kann man dir nun Vorwürfe machen, wieso du ihn nicht aufgehalten hast. Und jetzt verlegt euer Gespräch bitte nach draußen!", ich merke wie der Mut zu Beginn nachlässt und ich mich wieder zurückziehe. Wie ich mich automatisch ein wenig kleiner mache und schon bald das Bett wieder an meinen Unterschenkeln spüren kann. „A-also... Wenn es k-keine Umstände macht... Bitte... S-Sir...?", hauche ich zu ende und sitze wieder ganz nahe an Neo.
Dieser hat den Atem angehalten und schaut nun mit unsicheren Augen zu den beiden Erwachsenen. Zu meiner Überraschung beginnen aber beide zu lachen. Einen Moment bin ich noch sehr angespannt, doch kaum habe ich einen leichten Kuss auf meine Stirn bekommen, löst sich diese wieder und ich lächle ihn unschuldig an. Auch den blonden schaue ich entschuldigend an und lächle unschuldig. Neo entspannt sich ebenfalls ein wenig, auch wenn er noch immer etwas Angst hat... Das spüre ich. „Immerhin einer hat es geschafft... Aber gut. Dann warte ich eben in der Küche.", damit dreht sich der Blonde um und verlässt den Raum.
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Shadow - Versklavt aber Frei
HorrorLukas WAR ein gewöhnlicher 17-jähriger Junge. Er hat eine normale Vergangenheit, eine normale Familie und ein normale Umgebung und WAR somit eine ganz normale Person. Er hatte mit den ganz normalen Problemen in seinem Alter zu kämpfen. Pickel, Geld...