Mit dieser Erkenntnis lasse ich wie schon so oft jegliche Spannung aus meinem Körper gleite und wäre Julian nicht hinter mir und würde mich noch immer in seinen Armen halten, wäre ich höchstwahrscheinlich unter Wasser geraten. Aber ich sehe keinen Sinn mehr. Ich handle nach meinen Vorstellungen und äußere Wünsche, will meinen Willen durchsetzen. Das ist aber nicht das, was ich als Sklave machen sollte. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich kann es niemandem recht machen. Angefangen bei meiner Familie. Mein Vater wollte bestimmt immer einen Sohn haben, der später mal in seine Fußstapfen treten wird. Einen Sohn, der stark ist und seine Meinung vertreten kann. Einen Sohn, der sein Leben in den eigenen Händen hält, selbstbewusst und offen anderen Menschen begegnet und von jedem wertgeschätzt wird.
Und was hat er bekommen? Einen Schwächling. Einen Jungen, der immer nur zu ihm aufgesehen hat wie zu einem Superhelden, nicht fähig auch nur ansatzweise so zu sein wie er. Einen Jungen, der immer sein bestes gegeben hat und es geschafft hat, einen anständigen Schulabschluss hinzulegen, nur um dann nicht zu wissen, was er nach der Schule machen soll. Einen Jungen, dem gezeigt wurde, wie man der perfekte Sklave ist. Eine einfache Aufgabe, aber dennoch zu schwer für den Jungen. Nichts bekommt er hin. Nicht einmal den einfachsten Befehl.
„Ich hätte loslassen müssen", murmle ich leise und sehe mich wieder auf der Brücke stehen, kurz bevor die Frau kam und mich wieder nach Hause gebracht hat. Ich hätte wissen müssen, dass es das ist, was mein Master wollte. Das ich mich selber umbringe. Ich meine, schaut mich an. Ich bin abgemagert und trage überall Narben. Meine Haare sind stumpf und viel zu lange und meine Haut ist blass und eingefallen. Meine Augen haben schon lange ihren Glanz verloren und ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern, wann ich das letzte Mal wirklich gelacht habe. Es muss Monate her sein...
Ja, das alles gehört der Vergangenheit an. Ich bin nicht mehr der coole und gutaussehende Junge, der auf sein Äußeres achtet und mit seinen Freunden Späße macht und noch spät abends durch die Gegend zeiht. Das ist Vergangenheit. Ich bin ein gebrochener Junge. Eine menschliche Puppe, wenn man es so sagen will. Nur noch da, um die Wünsche meines Master zu erfüllen. Ich bin nur noch ein Schatten von dem, der sich Lukas genannt hatte.
Ich bin Nummer dreizehn. Nicht mehr und nicht weniger. „und dann habe ich mit ihm geredet und versucht... Sag mal hörst du mir überhaupt zu?", kann ich nun die Stimme von Julian hinter mir vernehmen und realisiere erst jetzt, dass er wohl die ganze Zeit mit mir geredet hat. Ich habe aber keine Ahnung von was... Ich war zu sehr in meinen Gedanken... „Äh... Ja... ja mache ich...", murmle ich schnell und rücke wieder etwas mehr nach oben da mein Nacken langsam weh tut. „Okay? Und was denkst du? Hättest du es auch so gemacht?", fragt er nun und ich schaue unsicher nach unten in das Wasser. Ich hab keine Ahnung von was er spricht...
„Ja... Ja hätte ich...", meine ich daher und versuche meine Stimme neutral klingen zu lassen. Doch ich kann nun nur ein leises Schnauben hören und dann merke ich, wie mich die Hände, die die ganze Zeit auf meinem Bauch lagen umdrehen. Nun sitze ich im Schneidersitz vor ihm und kann ihm in die Augen schauen. Leicht muss ich schlucken und will den Blick abwenden, doch etwas hält mich auf und so starre ich einfach weiterhin in seine Augen.
Ich kann die Sorge in ihnen sehen und schlucke nochmals, da die Sorge ganz alleine mir gilt. Er schaut mich mitleidig an und in den tiefen seiner Augen kann ich auch ein wenig Trauer sehen. Oder reue? Ich bin mir nicht sicher aber mir fällt auch nichts ein, für das er sich schuldig fühlen müsste. „Also würdest du auch so lange deinem Master schöne Augen machen, bis er dich wieder alleine lässt, nur um dann dessen Telefon zu klauen und mit einer gewissen Person telefonieren?", fragt er und klingt dabei ein wenig misstrauisch. Doch ich nicke leicht, ehe mein Gehirn verarbeitet, was er gesagt hat und ich schnell den Kopf schüttle und ihn verstört anschaue. „Was nein! Natürlich nicht... Wieso sollte ich das machen?!"
„Naja... Stell dir vor, dein bester Freund wird dir weggenommen und du bekommst nur durch Gerüchte mit, wie es ihm geht. Musst dann irgendwann erfahren, dass er spurlos verschwunden ist. Würdest du dann nicht auch versuchen, zu dem Kontakt aufzunehmen, von dem du weißt, dass er der letzte ist, mit dem dein Freund zu tun hate?", fragt er und ich begreife, dass die Situation auf uns übertragen werden kann. „Das.... Hast du das gemacht?", frage ich fassungslos und sehe, wie er nickt. Aber wieso hat er das gemacht? „Bevor du fragst... Ich habe mir sorgen gemacht. Ich mag dich wirklich Lukas und du bist mir ans Herz gewachsen. Es ist schrecklich mitansehen zu müssen, was du alles durchmachen musstest und auch wenn du mir das vielleicht nicht glauben magst, ich kenne das... Bevor ich der Sklave von Franjo wurde, ging es mir ähnlich wie dir... Und ich hatte damals niemanden, auf den ich mich so verlassen konnte.", erklärt er und ich nicke etwas.
Ich verstehe langsam was er sagt und ein lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Ich bin doch jemandem wichtig... Und es gibt doch jemanden, in dessen Augen ich kein vollkommener Versager bin. Ich lehne mich vor und lege mich halb auf ihn drauf, ehe ich vorsichtig meine Arme um ihn lege und meinen Kopf auf seiner Schulter ablege. „Danke..." murmele ich leise und schließe meine Augen. Nach einer langen Zeit fühle ich mich endlich wieder einigermaßen sicher...
Wir verbleiben noch eine ganze Weile in dieser Position, bis auf einmal die Türe aufgeht. Ich gebe ein leises grummeln von mir, da ich nicht wegwill und bliebe einfach genau so liegen. Dennoch bemerke ich, dass sich Julian etwas unter mir anspannt und er seine Arme etwas mehr zu sich genommen hat. Verwirrt richte ich mich ein wenig auf und schaue zu ihm, doch seine Aufmerksamkeit liegt auf etwas, das sich hinter meinem Rücken befindet. Als ich aber meinen Kopf dorthin wende, reiße ich erschrocken die Augen auf und halte einen Moment meinen Atem an. Dann aber löse ich mich von Julian und rücke an das andere Ende der Badewanne, wo ich meine Beine anziehe und den Kopf senke. Mister Baranow steht mitten im Raum und schaut mit verschränkten Armen zu uns.
„Ich hatte dir eine halbe Stunde gegeben und nicht fast zwei!", beginnt er und ich zucke nur noch mehr zusammen. Auch wenn seine Wut gerade eher an Julian gerichtet ist, bin ich ebenso schuld daran. „Entschuldigen Sie Sir...", murmelt Julian und ich kann aus den Augenwinkeln sehen, dass auch er sich etwas zusammengekauert hat. Dann kommt mir in den Sinn, das Julian jetzt bestimmt gleicht wegen mir bestraft wird. Erneut. Erschrocken über diese Erkenntnis reiße ich meine Augen wieder auf und schaue bestürzt zu Mister Baranow.
„Es ist meine Schuld Sir!", gebe ich direkt von mirund stoppe mich dann. Er hat mir nicht erlaubt zu reden... Ich handle mir hiernur noch mehr Ärger ein. Aber ich muss es tun. Für Julian. „Ich... Ich habe es indie Länge gezogen... I-ich...", er kommt näher und ich schrumpfe immer mehr in mirzusammen, „i-ich wollte n-nicht... E-er... Ich... Bitte verzeihen Sie mir... Undbestrafen Sie mich und nicht ihn..." Gegen Ende ist es nur noch gehaut und ichkann selber kaum glauben, was ich da von mir gegeben habe. Aber ich musste eseinfach tun... Oder?
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Shadow - Versklavt aber Frei
TerrorLukas WAR ein gewöhnlicher 17-jähriger Junge. Er hat eine normale Vergangenheit, eine normale Familie und ein normale Umgebung und WAR somit eine ganz normale Person. Er hatte mit den ganz normalen Problemen in seinem Alter zu kämpfen. Pickel, Geld...