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Anscheinend bin ich irgendwann eingeschlafen, denn das Geräusch einer sich öffnenden Türe bringt mich wieder in die reale Welt. Ich öffne meine Augen nur einen Spalt weit und erkenne, dass der Mann mit den blauen Augen auf mein Bett zukommt. Minimal ist eine Anspannung in meinem Körper zu verzeichnen, jedoch nur so sehr, dass es nicht auffällt und ich glaube nicht, dass der Mann es bemerkt. Ich werde ihm nicht zeigen, dass ich wach bin, dann kommen nur wieder befehle und darauf kann ich verzichten. Andererseits, was, wenn er mich dann selber weckt? Ich hoffe einfach mal auf das Beste...

Anscheinend habe ich Glück. Er stellt etwas auf meinen Nachttisch und setzt sich an die Bettkante. Noch immer bewege ich mich nicht und versuche meine Atmung normal zu halten, denn mein Herz schlägt schon wieder viel zu schnell. Aber er scheint es nicht zu bemerken. So wie ich es erkenne schaut er nur vor sich auf den Boden, den Oberkörper mit den Armen auf seinen Beinen abstützend. Auch jetzt kann ich deutlich die Stelle sehen, an der er seine Waffe hat. Wieso hat er die immer dabei, wenn sie doch nicht geladen ist? Fragen über Fragen und keine Antworten...

„Ich bin dir noch eine Antwort schuldig... Auch wenn ich wusste, dass du sehr wahrscheinlich so reagierst, wenn du eine Waffe in der Hand hast... Ich hatte aber gehofft, dass du sie eher gegen mich erhebst oder direkt weg wirfst...", meint er ganz leise und ich bin mir nicht sicher ob er weiß, dass ich nicht schlafe oder ob er mir das absichtlich jetzt sagt, in der Hoffnung ich würde es nicht mitbekommen. Nun seufzt er leise und ich kann deutlich spüren, dass er nun seinen Blick auf mich lenkt. „Mein Beruf... Ich bin...", er macht eine kurze Pause, ehe er weiter spricht, „Polizist."

Ich muss sehr stark aufpassen jetzt keine Reaktion zu zeigen. Was soll das heißen? Er ist Polizist? Aber wieso bin ich dann hier und nicht bei meinen Eltern? Wieso hat er mich gekauft und verschleppt? Wieso hält er mich gefangen? So viele neue Fragen schwirren in meinem Kopf herum und ich finde keine Antwort. Doch eines weiß ich genau. Irgendetwas ist nicht ganz normal bei ihm.... Er muss noch ein Geheimnis haben... „Ich hoffe u benimmst dich wenn du wieder wach bist besser... Ich hasse es, Leuten Schmerzen zuzufügen...", meint er dann noch leise und richtet sich wieder auf. Er streckt sich einmal, wobei sich sein Shirt etwas anhebt und ich die Waffe erneut sehen kann und geht dann wieder aus meinem Zimmer.

Ich setze mich direkt auf und fahre mir gestresst durch die Haare. Er ist... Nein. Ich kann es ihm einfach nicht glauben. Als ob er wirklich Polizist ist! Das... Ergibt doch alles keinen Sinn! Und was meint er bitte, dass er es hasst anderen Schmerzen zuzufügen? Er hat mich unter wirklich nicht so guten Bedingungen zu sich gebracht.... Naja, der Kofferraum wäre schlimmer gewesen... Und er hat mich mehr als nur einmal gehauen. Ja, er hat Recht, er hat mir noch keine Bestrafung in dem Sinne wie Mister Noir gegeben, aber das waren ja auch eher Foltern. Langsam aber sicher ziehe ich meine Beine immer mehr an meinen Körper und lege mein Kinn darauf ab.

Diese ganze Situation gefällt mir ganz und gar nicht. Ich kann ihn noch immer nicht richtig einschätzen. Ist er wirklich so gut wie er behauptet? Bin ich vielleicht nur in einem Zwischenlager um wieder fit gemacht zu werden, damit meine Familie keinen Schrecken bekommt? Aber wieso hat er mir dann meine Marke abgenommen? Ich verstehe es einfach nicht.

In meinen Gedanken komplett gefangen merke ich nicht, wie es draußen langsam dunkler wird und sich der Mond am Himmel immer höher schiebt. Ich starre einfach in derselben Position auf die Bettdecke vor mir und denke nach. Naja zumindest zu Beginn, denn nach und nach kann man es nicht mehr als denken betiteln. Ich starre nur noch Löcher in die Luft und Träume schon eher. Was wäre, wenn ich nie für Timo eingesprungen wäre.... Hätte sich da schon etwas geändert? Oder wenn ich länger geblieben wäre? Wenn ich mich abholen lassen hätte? Andererseits... Was wäre geschehen, hätte ich mich bei Mister Baranow von vorneherein kooperativ gezeigt? Hätte ich dann solche Probleme gehabt? Wäre ich zu Mister Noir gekommen? Hätte ich Julian und Demian getroffen? Oder was wäre, wenn mich Sam genommen hätte? Wenn ich nun an Stelle von Demian bei ihm wäre? Sam hätte mir Mister Noir erspart, aber wer weiß, ob er besser ist... Und außerdem ist Sam die einzige Person, die Demian von Mister Baranow holen konnte...

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr beginne ich an Schicksal zu glauben. Alles, was man macht hat Auswirkungen auf den Verlauf der Zukunft. Nicht unbedingt immer direkt, aber auf längere Sicht gesehen schon. Ich denke auch, dass mein Schicksal von Geburt an feststand und egal wie ich mich entschieden hätte, früher oder später wäre ich eh bei diesem Mann gelandet. Mein Magenknurren bringt mich dann aber doch dazu, meine Umgebung wieder etwas mehr wahrzunehmen und ich blinzle einige Male bevor ich verblüfft feststelle, wie dunkel es mittlerweile geworden ist. Aber mein Blick senkt sich wieder auf meinen Bauch und erneut kann ich meinen Magen grummeln hören.

„Ich kann dir nichts geben, wenn ich nichts habe..." murmle ich leise und drücke meine Beine mehr an meinen Körper in der Hoffnung so die flehenden Geräusche meines Magens zu dämpfen. Mein Blick suchend durch das Zimmer schweifen lassend bemerke ich, dass ich doch etwas zum Essen bekommen habe. Ein Tablet mit Waffeln und einer Tasse steht da und ich bekomme große Augen. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen und ich krabble automatisch über das Bett bis zu dem Tablet. Ich strecke meine Hand danach aus, halte mich dann aber doch auf. Es sieht alles so lecker aus und ich habe einen riesigen Hunger.... Aber wer sagt mir, dass das nicht eine Falle ist und ich dadurch beispielsweise nur noch mehr Hunger und Durst bekomme?

Ich merke einen kleinen Stich in meiner Brust als ich meinen Blick mühsam von dem Essen abwende und mich wieder zurück an das andere Ende des Bettes verziehe. Mein Magen beschwert sich und auch meine Augen suchen immer wieder das Essen, aber die Angst vor der Folge ist zu groß. Er hat mir nicht erlaubt zu essen. Er meinte ich soll schlafen...

 Er meinte ich soll schlafen

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Shadow - Versklavt aber FreiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt