Dancing with a stranger -Kai Havertz

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Die Tanzlehrerin drehte ihre runden durch den großen Saal und blieb leider Gottes immer bei uns stehen.
Gut, vielleicht war es ziemlich offensichtlich, dass ich das Taktgefühl von einem Esel und die Ausdauer eines Elefanten hatte, aber Kai konnte uns immer gerade so retten.
Und irgendwann klappten auch die Zwischenschritte mit den Drehungen.

Kai und ich unterhielten uns die meiste Zeit über belanglose Dinge und landeten am Ende bei den kuriosesten Themen, über die wir dann lauthals los lachten.

"Hast du noch Lust mit zu mir zu kommen?" der größere schnappte seine Wasserflasche von dem Tisch.

Ich hielt in der Bewegung inne und wusste im Moment nicht wirklich, was ich mit seiner Frage anfangen sollte. Wir verstanden uns wirklich gut, aber hat er das alles möglicherweise in den falschen Hals bekommen? Ich überflog unsere Gespräche, hatte ich ihm irgendwo Hoffnungen auf etwas gemacht? Denn so sehr ich ihn auch mochte, Gefühle hatte ich, in dieser kurzen Zeit, keine entwickelt. Und hatte das auch in naher Zukunft nicht vor. Ich sah ihn im Moment eigentlich nur als Bekanntschaft.
Kai schien meinen Blick bemerkt zu haben, sofort räusperte er sich und ließ seine Hand in der Bauchtasche verschwinden.

"Also, äh-" verlegen fuhr er sich durch die Haare "ich glaube wir sind gerade so ziemlich in der gleichen Gefühlslage und ich denke, dass du auch die Schnauze voll von Gefühlen hast. Ich habe nur gedacht, weil wir uns so gut verstanden haben-" sein Blick senkte sich auf den Boden.
Sofort wandelte sich mein ausdrucksloses Gesicht in ein erfreutes Grinsen um.

"Heute ist blöd, ich muss morgen doch in die Schule und außerdem sollte ich noch lernen für eine Arbeit. Aber Morgenabend würde passen." bot ich ihm an.
Lächelnd stimmte er zu und zu Kommunikationszwecken tauschten wir dann noch unsere Nummern aus.

Während ich auf unsere blaue Familienkutsche zusteuerte, ging Kai auf einen weißen Sportwagen zu.
Mein Gedächtnis war zwar noch nie beosnders gut, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er mich letzte Woche in einem anderen Auto nach Hause gefahren hatte.
Wieso sollte ein Zwanzig Jähriger Zwei sündhaft teuer aussehenden Autos haben? Beziehungsweise woher hatte er das Geld dafür? Ich nahm mir fest vor ihn am morgigen Tag darauf anzusprechen.

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Wir hatten uns um halb Sieben bei ihm verabredet. Doch recht nervös stieg ich nun aus dem Auto und machte mich auf den Weg, in das innere des Mehrfamilienhauses.
Kai hatte geschrieben, dass ich mit dem Aufzug nach ganz oben fahren sollte, was ich schließlich auch tat. Erst jetzt fiel mir allerdings auf, dass ich seinen Nachnamen gar nicht kannte und hoffte somit auf nur eine Tür im obersten Stock.
Das Glück lag jedoch nicht auf meiner Seite, jeweils links und rechts des Fahrstuhls gab es eine Tür, da auf der einen kein Name stand versuchte ich es zuerst bei der anderen.

Havertz

Stand dort in einer krakeligen Schrift geschrieben.

Das Schellen der Klingel ertönte und kurz darauf vernahm ich, sich annähernde Schritte.
Mit Schwung wurde die Tür geöffnet und Kai lächelte mich an. Erst jetzt merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte und stieß sie mit einem Seufzen aus.

Ich staunte nicht schlecht, als ich das Appartement betrat, es war groß und im Loft-Style eingerichtet, hellere Farben überwiegten, doch stach an manchen Stellen der Kontrast dazu heraus.
"Und du wohnst hier alleine?" brachte ich schließlich hinaus.

"Naja, bis vor einigen Wochen war meine Ex sehr oft da. Aber jetzt ist es hier schon ein bisschen alleine." seufzend blickte Kai sich in seiner Wohnung um.

Ich hätte mir eigentlich denken können, dass jemand der zwei teure Autos fährt auch so eine Wohnung besaß. Langsam wurde ich jedoch misstrauisch und ein bisschen neugierig, was er denn dafür tat.
Vielleicht war er auch in schmutzige Geschäfte verwickelt. Ich erschauderte und starrte zu Kai, der meinen Blick lachend quittierte. "Über was denkst du nach Alea?"

Bevor ich antworten konnte, zog ein lautes Piepen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ich folgte dem älteren in die riesige Küche, in der er etwas aus dem Backofen zog.
"Ich hoffe du hast Hunger" schief grinsend stellte er eine Auflaufform auf ein Gitter.
Bei dem Geruch und dem geschmolzenen Käse lief mir das Wasser im Mund zusammen.

"Soll ich was tragen?" fragte ich, woraufhin er mir zwei Teller und Besteck in die Hand drückte und auf den Tisch, im offenen Wohnbereich, deutete.
Hungrig ließ ich mich auf einen der weißen Stühle fallen und hielt mir die Hand an meinen Bauch, der angefangen hatte zu knurren.
Nachdem Kai noch zwei Flaschen Bionade auf den Tisch gestellt hatte, ließen wir uns die Lasagne schmecken.

"Oh mein Gott. Das ist so gut." ohne meinen Blick zu geben schob ich eine weitere Gabel hinterher.
Die Lasagne war wirklich göttlich, ich hätte wirklich mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass Kai so gut kochen konnte.

"Und du hast noch einen Bruder?" brach er die Stille.
Ich nickte "Einen Zwillingsbruder um genau zu sein. Der ziemlich nervig ist." fragen blickte mich der ältere an.
Ich weiß nicht warum, aber ich rückte spaßeshalber die Geschichte raus, dass Elian unbedingt in seinem Auto mitfahren wollte.

"Wieso nicht" Kai zuckte schlüssig mit den Schultern.
Erstaunt starrte ich zu ihm "A-aber warum? Du kennst ihn doch gar nicht."

"Aber ich kenne dich und wenn ich deinen Bruder so glücklich machen kann" er stupste mir grinsend in die Seite.

"Ich werde es ihm ausrichten." innerlich freute ich mich schon auf seine Reaktion, so wie er gebettelt hatte.
"Und du?" fragte ich Kai, nachdem ich mir nochmal Nachschub geholt hatte.

"Ich habe zwei Älter Geschwister, Lea und Jan, aber sie wohnen beide nicht hier. Lea arbeitet in Leipzig und Jan wohnt mit seiner Frau in Freiburg." beantwortete er meine Frage.

"Wann siehst du denn dann mal deine ganze Familie, wenn deine Eltern noch in Aachen wohnen?" grübelnd biss ich mir auf die Lippe.

"Viel zu selten. Nur an Weihnachten und im Sommer für einige Tage" traurig schaute mich Kai an.

Ich wollte das Thema ändern und fasste mich am Kragen, um die Frage zu stellen, die ich mir vorgenommen hatte. Unsicher musterte ich meine Hände, war es vielleicht doch ein bisschen unhöflich? Ich meine über Geld redete man sowieso nicht gerne, aber ich blieb bei meinem Entschluss.

"Sag mal, wie verdienst du eigentlich das ganze Geld, damit du dir soetwas leisten kannst?"
Kai's Reaktion fiel ruhig aus, er schaute mich lediglich erstaunt an, fuhr sich dann aber unsicher durch seine Haare, die wild abstanden.
Er räusperte sich, nachdem er sich die Hände an seiner Jogginghose abgewischt hatte.

"Ich kann es dir wohl nicht verheimlichen, oder?"