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Alea

Irritiert blickte ich zwischen Kai und dem anderen, der wohl Julian sein musste, hin und her.
Viktoria saß ganz hibbelig in ihrem Bett, konnte sich aber noch zurückhalten und war ihn nicht gleich angesprungen.
Kai kratzte sich unsicher am Kopf "Also, ich dachte, ähm, du hattest keinen guten Eindruck von Julian und deshalb ist er hier" stotterte er.
Ein leichtes Grinsen schlich sich auf meine Lippen, ich konnte ihm einfach nicht böse sein und scheinbar hatte er soweit alles mit Julian geklärt.
"Schon gut" lächelte ich "freut mich dich kennenzulernen" nickte ich dem Blonden höflich zu.
Er erwiederte ein heißeres Hi und hob seine Hand. "Können wir bitte etwas anderes machen, als nur hier rum zu sitzen?" bat ich die beiden.
"Au ja" mischte sich Viki ein.
"Und was?" fragte Kai schließlich, unschlüssig zuckte ich mit den Schultern. "Keine Ahnung, einfach weg aus diesem Zimmer" sagte ich.
Viktoria meldete sich wieder zu Wort "Ich weiß wohin, das wird dir gefallen, zieh dir was warmes an" begeistert hiefte sie sich aus dem Bett und warf mir aus dem Schrank einen dicken Pulli zu.
Kai und Julian standen unschlüssig im Raum, folgten uns dann aber, als wir in den Rollstühlen aus der Tür zischten. Mit dem Aufzug fuhren wir nach ganz oben, wo sich eine Art Dachterasse ausstreckte, als sich die Türen öffneten. Kai schob mich über die Schwelle und prompt schlug mir die kalte Luft entgegen. Die Dämmerung hatte schon eingesetzt und von dem hohen Gebäude konnte man über die Dächer Kölns sehen.

Mir verschlug es den Atem, es erinnerte mich an den Tag, an dem ich mit Kai an der alten Ruine war.
Viktoria unterhielt sich mit Julian, während ich an die Backsteinmauer rollte und versuchte aus dem Rollstuhl aufzustehen. Erfolglos ließ ich mich zurück fallen, stemmte meine Beine für ein zweites auf den Boden, welche jedoch direkt nachgaben.
Frustriert fluchte ich auf und hielt mir die Tränen zurück, im Sitzen konnte ich nichtmal ganz über die Mauer blicken.

Ich zuckte zusammen, als ich etwas unter meinen Armen spürte. Erschrocken drehte ich mich um und erkannte Kai, der mich gerade nach oben zog. Er schlang seinen Arm um meine Hüfte, damit ich nicht umkippen konnte und schob mit der amderen Hand den Rollstuhl zur Seite.
Bestimmend schob er mich an den Rand der Mauer, an der ich mich mit der Hüfte anlehnte. Mein Atem wurde schwerer, als sich Kai's andere Hand auch noch um mich legte. Seine Brust gab mir von hinten Halt, während er seine Hände an meinem Bauch verschränkte. Ich wusste noch im selben Moment nicht, was mit mir passierte, doch meine Hand fand sich auf seiner wieder. Ein angenehm, warmes, Gefühl durchströmte meinen Körper, leicht drehte ich meinen Kopf um in Kai's Gesicht sehen zu können, doch er war konzentriert auf die Umgebung.
Also richtete auch ich meinen Blick in die Ferne, gedämpft nahm ich die angeregte Unterhaltung zwischen Viki und Julian wahr.

"Ich will das nicht mehr" flüsterte ich irgendwann. Ich vernahm eine leichte Bewegung hinter mir. "Was?" fragte Kai.
"Ich will hier raus, ich will kein Krebs mehr, ich will wieder zur Schule" schluchzte ich und fuhr mir im selben Moment über die Augen "Ich bin noch keine ganze Woche hier und der Gedanke, dass ich länger hier bleiben muss macht mich wahnsinnig. Ich will einfach wieder gesund sein" eine Träne lief über meine Wange.
Kai sagte nichts, weshalb ich wieder aufschluchzte. Sein Griff löste sich und drehte mich an der Taille zu sich um. Mit verweinten Augen schaute ich nach oben. Er wirkte traurig.
"Du wirst gesund werden, du bist eine Kämpferin, glaub mir, ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der so stark ist, wie du es bist." er blickte an mir vorbei in die Ferne "Du verdienst es wie kein anderer ein schönes Leben zu haben und ich schwöre wenn ich etwas gegen diesen scheiß Krebs machen könnte, ich hätte es schon längst getan. Du musst da nicht alleine durch Alea-" hauchte er und zog mich in seine festen Arme "Ich unterstütze dich, egal was es kostet. Deine Familie ist für dich da. Ich bin für dich da." Weitere Tränen liefen meine Wange hinunter, ich spürte wie Kai einen Kuss auf meine Mütze drückte. Ich weinte in diesem Moment nicht mehr, weil ich mich hilflos fühlte, sondern eher weil ich mich glücklich schätzte. Was wäre ich ohne meine Mutter und Elian, meine Freunde, ohne Kai.
Ich presste mein Gesicht gegen Kai's Pulli, er strich mir immer wieder beruhigend über den Rücken.
An anderer Stelle würde ich mich jetzt einfach glücklich schätzen, dass ich so eine Person wie Kai kennengelernt hatte, aber die Krankheit überschattete meine Situation. Kai war ein Lichtblick, nicht nur seit ich an Krebs erkrankt war. Schon davor, er erhellte meine dunklen Tage. Er schaffte es auf besondere Weise, nicht so, wie es Mama und Elian geschafft hatten. Wir hatten das gemeinsam durch gemacht, aber Kai versuchte sich, als Außenstehender, in meine Situtation hinein zu versetzen, er bemühte sich, er traf mit seinen Worten immer wieder genau in mein Herz. Eigentlich konnte ich es gar nicht in Worte fassen, was er für mich bedeutete.

"Lass uns wieder runter gehen" flüsterte Kai und zog mir meine Mütze tiefer über die Ohren.
Zitternd nickte ich.

-

Ich merkte, dass sich Julian zurückhaltend verhielt, aber langsam taute er auf. Wir hatten eine Weile geredet, er hatte mich aufgeklärt, was das mit Kai auf sich hatte und ich fand ihn ehrlich nett. Insgeheim hoffte ich, dass er Kai nicht nochmal so fühlen ließ, wie er es eben getan hatte, aber das konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen.


"Aufjedenfall ist Kai voll in die Glastür reingelaufen, die dann einen riesen Sprung hatte." prustete der Blonde und auch ich und Viktoria mussten lauthals loslachen. Aber es war auch zu lustig, was den beiden schon so passiert war.
Unbeschwert streckte ich meine Arme aus und gähnte herzlich, mein Bauch tat schon weh vor Lachen.

"Wir gehen jetzt." Kai war wieder in das Zimmer eingetreten, nachdem er draußen war zum Telefonieren.
Sein Blick war finster und er war voll und ganz auf Julian fixiert.
Dieser blickte skeptisch zu ihm
"Aber wieso, die Besucherzeit geht doch noch eine halbe Stunde."
Auch ich schaute Kai irritiert an, was war aufeinmal los mit ihm?
Ganz kurz verhakten sich unsere Blicke und ich meinte zu erkennen, wie seine Augen für eine Millisekunde wieder schwach wurde.
Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und verließ das Zimmer, mit einem Knall flog die Tür in die Angeln. Schockiert blickten wir ihm nach.
"Ähm, ich glaube, ich geh mal hinterher" stammelte Julian und schaute mich entschuldigend an.

"Was war das denn?" seufzend ließ ich mich in mein Kissen fallen, wurde aber wieder hellhörig, als Viktoria sich zu Wort meldete
"Er ist eifersüchtig."

-

Neues Kapitel und Dramaaaa.

Ich muss jetzt dann noch Deutsch lernen, aber schau jetzt erstmal Spiderman. Hehe.

➳Habt ihr ein Lieblingsfach?
Bei mir ist es eigentlich Sport und Sprachen, aber ich mag auch Bio und Chemie🙈🤫

Schönen Abend noch♡

Dancing with a stranger -Kai Havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt