Meine erste Infusion war einfach nur grauenvoll.
Doktor Can hatte mich zwar auf die Nebenwirkungen hingewiesen, doch dass diese gleich so stark auftreten hätte ich nicht erwartet.
Gequält hatte ich versucht meine Augen offen zu halten und schon nach einigen Minuten musste ich mich übergeben. So ging das eine ganze Weile, begleitet von Schmerzen in meinem ganzen Körper. Zum Glück stand Viktoria mir bei, sie meinte, dass es nur besser werden könnte und ich schon nächste Woche ganz entspannt da sitzen würde.
Man konnte ihr dennoch ansehen, dass auch ihre Infusion, ihr zu schaffen machte. Sie war nicht so quietschfidel, wie zuvor, aber wir dienten uns als angenehme Begleiter.
Ich war heilfroh, als der letzte gelbe Tropfen der Infusion in mein Blut übergeleitet wurde und kurz darauf der leere Beutel abgehängt wurde.Mama und Elian waren nach Hause gefahren, um auch endlich wieder schlafen zu können, sie versicherten mir Morgen wieder zu kommen.
Während wir unser Abendessen verspeisten, machte ich Viktoria auf den vielleicht häufigeren Besuch in nächster Zeit aufmerksam.
"Es könnte sein, dass hier Morgen einiges los sein wird." vergnügt schaute Viki zu mir "Besuch ist immer gut, dann fühle ich mich nicht mehr so alleine" fragend sah ich sie an. Bekam sie keinen Besuch?
"Ich komme aus Bochum, meine Eltern schaffen es nicht oft hier her" erklärte sie. "Sind ziemlich beschäftigt" traurig drehte sie ihren Kopf weg.
Ich wusste gar nicht, wie ich das ohne die Unterstützung meiner Familie und Freunde durchstehen sollte. Es überzeugte von Stärke, dass sie immernoch so fröhlich und voller Leben war.In der Nacht fand ich keinen ruhigen Gedanken, alles was ich bislang verdrängt hatte kam mir wieder ins Gedächtnis.
Würde ich mein Abitur schaffen oder dürfte ich es erst nächstes Jahr machen?
Wie würde ich ohne Haare aussehen?
Wird Kai mich noch akzeptieren?
Was passiert wenn die Chemo nicht anschlägt?
Wird Kai den Tanzkurs alleine weiter machen?
Immer wieder Kai.
So ein Mist.Total gerädert wurde ich am nächsten Morgen geweckt.
Viktoria befand sich schon in dem kleinen Badezimmer und schien zu duschen.
Gegen Neun bekamen wir Frühstück, ich bekam jedoch keinen Bissen hinunter, mir war schon wieder schlecht.
Eine Stunde später kam meine Mutter vorbei, ich war jedoch gerade unter der Dusche, weshalb sie sich mit Viktoria unterhielt.
Sie schienen sich gut zu verstehen, zumindest hörte ich durch die Tür leises Gelächter.
Ich wickelte mir ein Handtuch um die Haare und zog mir anschließend neue Klamotten an.
Mit fertig geputzten Zähnen betrat ich wieder den Raum, wo mich Mama lächelnd in Empfang nahm."Ich wollte nur kurz vorbeischauen, ich habe später noch einen Termin bei der Bank, Elian kommt heute Nachmittag" berichtete sie.
Wir redeten noch eine Weile, bis sie gehen musste. Viktoria hatte gegen 12 Uhr eine Untersuchung, weshalb ich alleine im Zimmer war, nachdem mir erneut Blut abgenommen wurde, schaute ich gelangweilt aus dem Fenster.
Wo war eigentlich mein Handy?
Das hatte ich seit Donnerstag nicht mehr in den Händen gehabt.
Ich machte mich auf die Suche und nach einem Glücksgriff in die Nachttischschublade, hatte ich es gefunden.Als ich es angeschaltet hatte, explodierte es gerade so vor Nachrichten. Alleine auf Whatsapp wurden mir 156 Nachrichten angezeigt, natürlich alle aus der Gruppe mit den Jungs. Da ich die später aber sowieso sehen würde, machte ich mir nicht die Mühe, alles durchzulesen.
Stattdessen ging ich auf Instagram, checkte die neuen Bilder und Stories ab und scrollte durch vorgeschlagene Bilder, bis ich stockte.Auf einem Post von einer Sportseite, konnte ich Kai's Gesicht erkennen. Nicht, dass das schlimm wäre, eher der Titel erschrak mich.
Sorgen um Bayer-Juwel Kai Havertz.
Interessiert klickte ich auf die Bildunterschrift.
Der 20 Jährige fehlte heute zum dritten mal beim Training und wird wohl auch nicht für das morgige Spiel gegen Bayern München im Kader stehen.
Von Leverkusen wurde nur bestätigt, dass sich der Youngstar die vergangenen Tage nicht beim Training befand. Ob eine Verletzung vorliegt ist noch unklar.Ich überflog die Zeilen ein zweites Mal.
Er war seit Donnerstag nicht mehr im Training. Wieso?
Weiter konnte ich gar nicht darüber nachdenken, da Viktoria auf Krücken das Zimmer betrat."Alles in Ordung?" fragte ich und packte mein Handy weg. Breit grinsend sah sie mich an "Meine Werte sind besser, als je zuvor, du scheinst Glück zu bringen."
"Das freut mich für dich, nach so langer Zeit hast du es verdient" glücklich legte sie sich zurück in ihr Bett, während ich aufstand um aufs Klo zu gehen.
Ich wickelte den Turban, der meine nassen Haare getrocknet hatte, wieder von meinem Kopf.
Ein Schrei entkam meiner Kehle, als ich das Handtuch ansah. Ein ganzer Haarbüschel hatte sich darin verfangen.
Meine Hand wanderte zu meinem Kopf und suchte nach der Stelle. Ein kahles Loch, auf der rechten Seite meines Kopfes.
Voller Panik krallte ich mich an den Türgriff und stürzte auf Viktoria zu."Hey, Hey, alles gut" beruhigend strich sie über mein Rücken und musterte meinen Schädel "Wow, so schnell ging es bisher bei noch niemandem" flüsterte sie.
"Das ist ganz normal, weißt du was ich gemacht habe, als die ersten Haare ausflogen?" setzte sie nach.
Ich schüttelte den Kopf.
"Warte" sie ging ins Bad und kramte in einer Tasche herum, bis sie etwas heraus zog.Schwer atmend presste ich mich gegen die Wand und schüttelte heftig meinen Kopf. Viktoria legte den elektrischen Rasierer vorerst auf das Regal und trat wieder vor mich.
"Hör zu, das klingt vielleicht befremdlich, aber danach wirst du dich so viel besser fühlen. Besser alles weg, als mit Löchern auf dem Kopf rumlaufen. Ich habe auch noch schöne Mützen, die dir gut stehen würden." unsicher lächelte sie mich an.Sie hatte Recht irgendwann würde es soweit sein, warum nicht einen Schritt voraus sein? Der Sinneswandel kam plötzlich, vielleicht die Hormone.
"Okay" hauchte ich.Viki sprang auf und holte einen Stuhl in das kleine Bad, sie positionierte ihn direkt vor dem Spiegel, wo ich mich dann hinsaß.
"Willst du selber, oder soll ich?" hakte sie nach.
"Du" hauchte ich, immernoch ungläubig, warum ich das durchzog.Ein letztes mal musterte ich meine langen braunen Haare.
So werde ich nie mehr aussehen.
Seufzend senkte ich meinen Blick und starrte auf meinen zitternden Fingern, als das Summen des Rasierers erklang.Die Haare fielen nur so zu Boden, schon nach kurzer Zeit war ein ganzer Teppich über den Fließen verstreut.
"Fertig" das Summen hörte auf.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Ich wollte es nicht sehen.
"Du kannst jetzt kucken" forderte mich meine Zimmergenossin auf.
"Du siehst spitze aus" ermutigte sie mich.
Sachte hob ich meinen Blick.-
Ich hatte gestern übel Lust ein One Shot Buch anzufangen, würdet ihr ein ganz normales wollen, oder eines als Adventskalender? Das erste Kapitel steht sogar schon xD
Guten Start in die nächste Woche wünsche ich euch♡
DU LIEST GERADE
Dancing with a stranger -Kai Havertz
Fanfiction"Look what you made me do I'm with somebody new Oh baby I'm dancing with a stranger" Aufgrund einer anstehenden Hochzeit wollten Alea und ihr Freund Gabriel an einem Tanzkurs teilnehmen, als dieser sich dann urplötzlich von ihr trennt, muss die Schü...