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Ungeduldig rutschte ich in meinem Bett hin und her. Es war fast eine Stunde vergangen und Kai war noch nicht wieder aufgetaucht. Nur kurz hatte ich mich ausgeruht, da der Tag für mich doch etwas anstrengend war. Mein Blick huschte aus dem Fenster, es wurde schon wieder dunkel draußen. Der Nebel hatte sich wieder verzogen und dafür hatte es begonnen zu regnen. Die Hoffnung auf weiße Weihnacht war schon jetzt ziemlich gering, dabei waren es noch fast zwei Wochen.

Aus dem Flur vernahm ich ein Poltern, anschließend ein Fluchen.
Neugierig hatte ich mich aufgerappelt und heftete meinen Blick an die Tür, die keine Sekunde später auf ging.
Sofort sah ich Kai's braunen Haarschopf, grinsend wollte ich aufstehen, als ich sein restlichen Körper zu sehen bekam. Er trug einen Anzug, den, den wir zusammen gekauft hatten, mit der roten Fliege.
Mir stockte der Atem.
"Was-" hauchte ich, mir verschlug es die Sprache, nachdem er einen Kleidersack hinter seinem Rücken hervor gezogen hatte.
Der Leverkusener trat einen Schritt weiter in den Raum "Hi" lächelte er, fast schon schüchtern.
Irritiert blickte ich an ihm hinunter. Kai räusperte sich "Ähm, also ich hab mir gedacht, du kannst hier ja nicht weg und der Abschlussball vom Tanzen-" er kratzte sich mit der freien Hand im Nacken. "Ich dachte, wenn du nicht zum Ball kannst, dann kommt der Ball eben zu dir." Mit einer Handbewegung zog er das graue Kleid aus dem Sack hervor.

Mein Mund klappte auf, ich suchte nach treffenden Worten, doch bekam ich keinen Ton mehr raus. "Zieh dich um. Ich warte." grinste der Größere und übergab mir den Kleiderbügel. Mit einer Handbewegung scheuchte er mich ins Bad, wo ich sprachlos die Tür hinter mir zu zog.

Hatte er das alles geplant. Nur für mich? Er hätte auch genau so gut auf den richtigen Ball gehen können.
Sachte zog ich den Stoff vom Bügel, strich ehrfürchtig über die glänzenden Pailetten und öffnete den Reißverschluss. Ganz vorsichtig stieg ich in das bodenlange Kleid.

Das war doch alles verrückt. Ich hatte den Tanzkurs alleine begonnen und keine Drei Monate später hatte sich mein Leben um 180 Grad gedreht. Lachend schüttelte ich den Kopf, fuhr mir über die blasse Haut an meinen Armen und rief kurz später nach Kai, der in Sekundenschnelle seinen Kopf durch die Tür steckte.
"Könntest du vielleicht-?" Ich deutete auf den Reißverschluss. "Oh ja, klar" er räusperte sich und trat näher an mich heran. Meine Augen hefteten sich durch den Spiegel auf seinen konzentrierten Blick. Seine kalten Finger striffen über meinen nackten Rücken und hinterließen eine Gänsehaut. Ein Lächeln breitete sich auf Kai's Lippen aus und unsere Blicke trafen aufeinander.
"Du siehst wunderschön aus" hauchte er an mein Ohr. Er hob seine Hand und zog mir die schwarze Mütze vom Kopf. "Die brauchst du heute nicht" bestimmend legte er sie beiseite. Es war das erste Mal, dass er mich so richtig sah. Ich hatte mich selbst nicht weiter damit auseinandergesetzt, dagegen tun konnte ich sowieso nichts mehr, aber den Blick in den Spiegel, ohne Mütze, mied ich trotzdem.

Jedoch war es mir gerade in keinster Weise unangenehm. Nein, ich wollte sogar, dass Kai mich so anschaute. Ich wollte, dass er mich schön fand.

"Also, darf ich bitten?" Der Fußballer hielt mir die Hand hin und deutete einen Knicks an.
Grinsend legte ich meine Hand in seine, woraufhin er uns aus dem kleinen Bad führte.
Meine Frage, wie er sich das ganze vorgestellt hatte, war im Nu beseitigt, als er die Türe zum Aufenthaltsraum öffnete.

Das Licht von mehreren Kerzen erhellte den Raum, die Tische wurden an den Rand geschoben, so dass in der Mitte eine große Fläche entstand und aus einem Radio kam schon leise Musik.
"Das hast du alles organisiert?" fragte ich völlig überwältigt.
Kai nickte "Auch wenn es ziemliche Überzeugungskraft gebraucht hatte" lachte er.
Schnellen Schrittes lief er auf das Radio zu und drückte auf einigen Knöpfen herum, bis das Lied von unserer ersten Tanzstunde ertönte.
"Schenkst du mir den ersten Tanz?" fragte er völlig ernst und zog mich in die Mitte.
"Natürlich" schmunzelte ich.

Wie gewohnt fand sich seine Hand an meiner Hüfte wieder und meine, noch freie, Hand platzierte ich an seiner Schulter.
Leise zählte Kai uns ein, aber natürlich verpasste ich den ersten Einsatz. Lachend begaben wir uns in anfangs Position. Nach einem weiteren Versuch hatte es dann geklappt, völlig in Trance verhakten sich unsere Augen. Mein schwerer Atem wurde ausgeblendet, die schwungvollen Bewegungen. Kai's Augen leuchteten, mit so einer Kraft, die ein ganzes Hochhaus zum Strahlen bringen könnten.

Als wir irgendwann komplett aus dem Takt geraten waren, wirbelte mich Kai einfach nur noch durch die Gegend. "Kai" schallend lachte ich und krallte mich dabei in sein Jacket.
Mit der nächsten Drehung prallte ich gegen seine Brust, doch bevor ich drohte mit dem Boden Bekanntschaft zu machen, hielt er mich fest.
"Mein Retter in der Not" schmunzelnd schaute ich nach Oben.
Der Leverkusener hielt mein Gesicht fest, seine Finger brannten auf meiner Haut.
"Stets zu deinen Diensten" flüsterte er und löste sich wieder von mir.
"Ich glaube du hast auch noch nicht gegessen, oder?" fragte er, woraufhin ich den Kopf schüttelte.
"Komm" forderte mich Kai auf und rückte mir einen Stuhl zurecht.
Völlig außer Atem ließ ich mich darauf nieder und konzentrierte mich auf meine Unregelmäßige Atmung.

Kaum später flog die Tür auf, hinter Kai betrat eine Schwester den Raum, die vorsichtshalber meinen Blutdruck und die Körpertemperatur messen sollte. Nachdem sie uns das Okay für ein oder zwei weitere Tänze gegeben hatte, stellte der Fußballer zwei Pizza Kartons auf den Tisch.
"Es ist zwar nicht so edel, wie es beim echten Ball sein wird, aber ich denke du gibst dich trotzdem damit zufrieden." erklärte er.
Und wie zufrieden ich mich damit gab. Es war schon viel zu lange her, dass ich keine Pizza mehr hatte.
"Ist das gut" seufzte ich und nahm einen weiteren Bissen.
Kai grinste nur vor sich hin und widmete sich schweigend seiner Pizza

Pappsatt schob ich den leeren Karton beiseite. "Über was denkst du nach?" vorsichtig hatte er meine Hand ergriffen.
Ich wollte Kai schon längere Zeit etwas fragen, aber ich hatte irgendwie nie den nötigen Mut dazu, obwohl es nichts schlimmes war und ich mir eigentlich schon sicher war, dass er zustimmen würde.
"Also im Mai, wenn alles gut läuft und ich hier raus bin-" setzte ich an und suchte Augenkontakt. "Ich war doch eigentlich bei dem Tanzkurs, weil meine Tante im Mai heiratet und Gabriel wollte da doch mit, aber du weißt schon-" druckste ich herum.
Kai hatte seine Nase gerümpft "Frag doch einfach" erwiederte er, fast schon ungeduldig.
"Willst du mich zu der Hochzeit begleiten?" presste ich schließlich hervor.

"Nichts lieber als das" lächelte er.

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Ho ho ho. Und Frohe Weihnachten schon mal🎄🎀

Ich wollte euch diesen Tag auch noch ein wenig versüßen und habe mich deshalb extra angestrengt dieses Kapitel zu schreiben. Ich hoffe natürlich euch gefällt es💕

Habt ihr spezielle Traditionen was Weihnachten angeht, also Essen, Kirche, Familie?
➳Also wir gehen Nachmittags immer in die Kirche, Abends gibt es dann Essen, meistens Raclette, mit meiner Familie und die Bescherung. An den Weihnachtsfeiertagen kommt dann meistens der Großteil an Verwandten vorbei und meine Oma kocht.🍽🍻👨‍👩‍👧‍👦

Ich wünsche euch allen schöne und erholsame Festtage, genießt die Zeit mit euren Familien und feiert schön.
Wenn alles gut läuft sehen wir uns noch vor Neujahr wieder.💕

See you♡

Dancing with a stranger -Kai Havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt