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Kai

Die Woche über war ich richtig ins Training vertieft, jede andere freie Minute verbrachte ich bei Alea. Man merkte, wie schwach sie durch die Therapie wurde, doch sie war noch immer für jeden Scherz zu haben. Das war es, für was ich sie bewunderte, ihre Vergangenheit war schon nicht gerade leicht und das jetzt stets mit einem Lächeln im Gesicht durchzustehen, war bemerkenswert. Um sie Lachen zu sehen würde ich wirklich mein letztes Hemd opfern.

Am Freitag musste ich ihr jedoch absagen. Das Treffen mit Julian stand an und ehrlich gesagt war ich ziemlich angespannt. Hätten wir uns jetzt nicht getroffen, wären wir spätestens in der Nationalmannschaft aufeinander getroffen, da mein ehemaliger bester Freund erst jetzt, nach einer langen Verletzungs Pause, wieder ins Team Training eingestiegen war.
Wir würden uns in Zehn Minuten in einem Café in Köln treffen, er wollte nicht, dass ich nach Dortmund fahre, wobei das auch nicht länger als eine Stunde gedauert hätte.
Ich saß noch einige Zeit im Auto, überlegte, wie er sich verhalten würde oder wie ich mich Verhalten sollte. Er hatte mich echt verletzt damit, aber schwach wollte ich nun auch nicht dastehen.
Als sein schwarzer Audi auf den Parkplatz fuhr wurde ich wieder aufmerksam. Noch zwei Minuten blieb ich sitzen und ging dann auch in das geräumige Café.

Ich musste mich gar nicht lange umschauen, da hatte ich Julian auch schon gefunden, verträumt schaute er aus dem Fenster.
"Hi" sagte ich und schob den Stuhl nach hinten, um mich zu setzen.
Kurz zuckte der blonde zusammen. "Kai-" flüsterte er "Ich dachte nicht, dass du wirklich kommen würdest" fügte er hinzu, meine Miene verzog sich leicht. "Ich halte mich an Versprechen" erwiderte ich und betonte dabei das 'Ich'.
Leicht eingeschüchtert strich er sich die Haare aus dem Gesicht.
"Kai, das war doch alles nicht so geplant" setzte er an, wurde aber durch die Bedienung unterbrochen.
"Zwei Espresso, bitte" orderte ich an.
Als die Frau wieder verschwunden war, wandte ich mich wieder zu Julian, der betroffen auf seine Hände starrte. Auffordernd blickte ich ihn, da ich mich nicht gezwungen fühlte etwas zu sagen. Er seufzte.
"Ich wollte dir wirklich schreiben und so, aber gleich am ersten Tag stand ich unter diesem enormen Druck, es gab nichts anderes als Fußball. Ich habe es bis zu dieser Verletzung nicht mal geschafft meine Familie zu besuchen" erklärte er.
"Und wieso hast du dann nicht geantwortet, als du dich verletzt hattest?" fragte ich, meine Stimme hatte einen wütenden Ton angenommen, über den ich mich selbst wunderte.
"Schon gut, du hast allen Grund wütend zu sein" warf Julian ein, nachdem ich ihn entschuldigend angeblickt hatte.
Nach einer kurzen Pause sprach er weiter "Ich dachte es würde dann so rüberkommen, als ob ich schwach wäre. Dass ich es ohne dich nicht schaffen würde."
Die Bedienung stellte uns die Tassen hin.
"Und da war es besser den Kontakt abzubrechen?" hart bließ ich die Luft aus.
Julian schüttelte den Kopf "Ich wünschte ich hätte es anders getan. Es war falsch von mir so unsere Freundschaft auf's Spiel gesetzt zu haben und es tut mir Leid, wie können wir das Rückgängig machen?" fragte der Blonde schließlich.
Nachdenklich zuckte ich mit den Schultern, seine Erklärung klang ehrlich. Warum sollte er auch lügen? Irgendwo konnte ich seine Gedankengänge nachvollziehen, zumindest den ersten Teil. Wir befanden uns beide im Profisport, da war Druck vorprogrammiert. Eine Weile schwiegen wir einfach, bis Julian sich aufrichtete. "Wer ist denn jetzt das auf deinen Instagram Bildern?" Mit dem Gedanken an Alea, schlich sich sofort ein Grinsen auf mein Gesicht.
"Sie heißt Alea und wir sind ziemlich gut befreundet." erklärte ich. Währenddessen hatte sich auch auf Julian's Lippen ein Lächelnd abgezeichnet. Auf seine Frage, wie wir uns kennengelernt hatten, fing ich an zu erzählen, bis hin zu der Krebsgeschichte. Es fühlte sich richtig an, das alles mal loszuwerden. Ich hatte das Gefühl nie verloren, dass ich Julian blind vertrauen konnte.
"Nur befreundet also?" hakte er schmunzelnd nach.
"Ja" sagte ich und zog das 'a' in die Länge.
"Deine Augen sagen anderes, Bro" erwiderte er. Meine Augenbrauen hoben sich.
"Du strahlst krass, wenn du von ihr erzählst" schob Julian hinterher.
Stumm kratzte ich mir die Stirn, beließ es aber dabei.

"Ich glaube sie hat keinen guten Eindruck von dir" murmelte ich schließlich.
Fragend sah er mich an "Wieso?"
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen erzählte ich Julian von Aleas Reaktion.
"Gibt es die Möglichkeit das zu ändern, willst du sie mir vorstellen?" sein Blick wirkte begeistert.
Wieso nicht? Wo Julian jetzt schonmal hier war -ich hoffte inständig, dass es diesmal auch nicht das letzte Mal gewesen sein sollte- konnte ich Aleas ersten Eindruck verändern. Julian sollte sie kennenlernen.
"Wenn du willst können wir zu ihr fahren" sofort erhellte sich seine Miene. Genüsslich tranken wir den Espresso aus, bezahlten anschließend und fuhren dann hintereinander zur Uniklinik.
Als wir ausstiegen wirkte Julian angespannt. "Denkst du das ist okay für sie? Ich meine sie hat Krebs, vielleicht will sie gar niemanden um sich herum haben" aufmunternd schob ich meinen Kumpel durch die große Tür. "Bestimmt" beteuerte ich, wobei ich selbst gespannt auf Aleas Reaktion war.

Wie immer führte uns der Weg durch den Eingangsbereich, zu den Aufzügen, bis nach oben in den vierten Stock.
An der Rezeption meldeten wir uns kurz und gingen dann bis zur vorletzten Tür. Laut der Empfangsdame waren Alea und Viktoria beide auf ihrem Zimmer.
Auf Viktorias Reaktion war ich auch gespannt, sie war ein echter Fußballfreak und ich musste schon für einige Fotos herhalten.

Vor der Tür blieb ich abrupt stehen, Julian, der wohl in Gedanken war, hatte das nicht gemerkt und stolperte in meinen Rücken.
Grinsend deutete ich ihm an kurz zu warten, während ich die Tür öffnete.
"Hi" rief ich in den Raum.
Alea griff perplex nach ihrer Mütze, die gerade noch neben ihr lag.
"Ich dachte du triffst dich mit Julian?" fragend richtete sie sich auf.
Ich zögerte, hielt den Türgriff noch immer fest.
"Alea, darf ich dir wen vorstellen?" noch im selben Moment nickte ich Julian zu, auf Aleas Stirn bildete sich eine Falte, als der Blonde den Raum betrat, weiteten sich ihre Augen.
Ihr Mund klappte auf, aber da wurde sie auch schon von einer quietschigen Stimme unterbrochen.

"Oh mein Gott. Ich glaubs ja nicht. Das ist Julian Brandt."

-

Das Kapitel ist ein bisschen kürzer geworden, aber hätte ich weiter geschrieben, wäre ich vermutlich nie zum Ende gekommen.
Da ich keine Ahnung habe, wie es aussieht wenn sich Jungs ernst unterhalten, musste ich eben improvisieren haha.

Hab in letzter Zeit doch ziemlich viel mit der Schule zu tun. Morgen muss ich eine Präsentation halten und ich scheiß mich jetzt schon fast ein.

➳Bin ich die einzige die es abnormal hasst etwas vor der ganzen Klasse zu präsentieren, oder kennt ihr das auch?

See you♡

Dancing with a stranger -Kai Havertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt