Zur Verdeutlichung meiner Worte, dass wir kämpfen würden, zog ich meinen Säbel und hörte hinter mir, wie meine Jungs es mir gleich taten. Kurz warf ich einen Blick auf sie, musterte ihre entschlossenen, nun furchtlosen Gesichter und hoffte, dass dieser Kampf ohne Verluste enden würde. Mir war bewusst, dass Junmyeon, der Captain der Crew, dazu tendierte, unvorhersehbar zu handeln, dennoch passte es nicht zu ihm, grundlos andere Piraten anzugreifen. Ihre schwarze Flagge, die sie gehisst hatten, deutete an, dass sie etwas wollten und würden wir es ihnen geben, durften wir mit unserem Leben davon kommen. Doch das änderte nichts daran, dass sie unser Schiff attackierten.
Fanghaken flogen plötzlich zu uns hinüber, kaum war ihr Schiff nahe bei uns. Die Exo-L war schneller als meine alte Marianne, deswegen war es ihnen gelungen uns einzuholen und näher an sich selbst heranzuziehen. Verbissen presste ich mein Kiefer zusammen und lief zu den Seilen, wollte sie durchtrennen und sie abwehren, aber Junmyeons Crew war schneller.
Innerhalb von wenigen Sekunden schwangen sie sich mithilfe von losen Seilen zu unserem Schiff hinüber und landeten auf dem Deck. Ein breites Grinsen zierte ihre Lippen und angriffslustig musterten sie uns, hatten ihre eigenen Säbel gezogen. Den Kanonenkampf unter uns ignorierte ich und konzentrierte mich lediglich auf die sechs Männer, die nun unser Schiff heimsuchten. Meines Wissens nach hatte Exo dieselbe Anzahl an Männern wie Ateez, weshalb ich fest daran glaubte, dass wir gewinnen konnten. Wir mussten nur zusammenhalten und uns nicht klein kriegen lassen.
"Attacke!", rief einer der Männer, als ich mich wieder vor meine eigenen Jungs gestellt hatte und sogleich hob auch ich meinen Säbel an. "Los!", rief ich leicht und verdunkelte meinen Blick, zeigte keine Furcht und ging dann auf den derzeitigen Anführer unserer Gegner los. Wo ihr eigentlicher Captain war, konnte ich nur erahnen, jedoch war es gerade wichtiger, diesen Kampf zu gewinnen. Er könnte tödlich enden und das durfte nicht geschehen. Das konnte ich nicht zulassen.
Das Klirren von Schwertern erklang auf dem ganzen Deck, als unsere beiden Gruppen gegeneinander kämpften. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich immer wieder kurz, wie viel Mühe sie sich gaben zu kämpfen, allerdings stand schnell fest, dass wir deutlich weniger Übung hatten. Unsere Gegner hatten mehr Erfahrung, sie kannten solche Kämpfe und wussten mit ihnen umzugehen. Nicht einmal ich selbst konnte jeden Schritt erahnen, wodurch ich die ein oder andere kleine Verletzung einstecken musste. Mein Gegenüber war ein geschickter und geübter Kämpfer, auf seinen schmaleren Lippen lag ein breites, siegessicheres Grinsen. Er gehörte zu den Kleineren, was seiner Flinkheit deutlich zusprach und hatte ein Muttermal auf seiner Wange. Auf den ersten Blick wirkte er viel mehr unschuldig, doch sein Kampfstil war gefährlich und ich hatte Mühe, seine Angriffe zu parieren.
Schließlich gelang es ihm sogar beinahe, mich zu entwaffnen, jedoch hatte ich diese Chance nutzen können, um meine Position rasch zu wechseln und stattdessen ihn zu entwaffnen. Ich richtete meinen Säbel auf ihn und wollte schon laut rufen, damit auch die anderen aufhörten - meine Jungs waren mit ihren Kräften bald am Ende -, doch bevor ich dazu kam, spürte ich eine Präsenz hinter mir. Ich wollte mich umdrehen und meinen Angreifer einen Schwerthieb versetzen, allerdings war er schneller. Kurzerhand hatte er seine Arme um meinen Hals geschlungen und mich in eine Art Würgegriff genommen, dem ich nicht entkommen konnte. Ich schnappte nach Luft und versuchte die Ruhe zu bewahren, wohingegen er seinen Griff verstärkte, bis ich meinen Säbel fallen ließ.
"Ich muss zugeben, du kannst ausgesprochen gut kämpfen, dafür, dass du ein Mädchen bist", grinste mein Gegenüber, während er meinen Säbel aufhob und einmal über die Klinge strich. Danach richtete er die Waffe auf mich und wandte sich um, meinen Jungs zurufend: "Sofort aufhören! Ein weiterer Angriff und ihr werdet euren Captain verlieren!"
Mingi, Yunho, Jongho und Yeosang zögerten keine Sekunde und hielten in ihren Bewegungen inne, ließen ihre Schwerter fallen und schauten zu mir. Verzweifelt versuchte ich mich aus diesem verdammten Griff zu befreien, spürte einen heißen Atem an meinem Ohr und wurde nun doch etwas panisch. Wenn sie meine Wehrlosigkeit ausnutzen würden, um meine Crew auszuschalten-
Ich wollte mir das gar nicht erst vorstellen.
Doch dann, entgegen meiner Erwartung landete auf einmal eine weitere Person auf unserem Deck. Mein Angreifer drehte sich um, sodass ich den Captain von Exo erblicken konnte und ich schluckte einmal trocken. Sein Blick beinhaltete etwas, das mich verunsicherte und ich ahnte bereits, dass seine Worte nichts Gutes bedeuten würden. Er war sich seines Triumphes bewusst, er hatte diesen Angriff genauestens geplant. Nur wieso?
"Das ist also Ateez' Captain. Die Gerüchte sind also wahr, es handelt sich tatsächlich um ein kleines Mädchen", machte er sich über mich lustig. Wieder verfinsterte sich mein Blick und wütend musterte ich ihn, startete einen weiteren Wehrversuch, der in der Hilflosigkeit endete. Junmyeons Lachen war laut und ekelhaft und auch die anderen amüsierten sich offenbar prächtig, wohingegen ich die deutliche Spannung meiner eigenen Crew spüren konnte.
"Ich hoffe, ich habe mich gerade verhört", hörte ich dann jedoch Hongjoongs Stimme. Mit meinen Augen suchte ich den zweiten Captain und erblickte seinen blonden Schopf. Er trat mit verschränkten Armen neben mich und reckte sein Kinn in die Höhe, selbstbewusst und furchtlos. "Es ist eine Beleidigung zu hören, dass ein Mädchen eine ganze Piratencrew anführen soll. Ich bin der Captain von Ateez und was auch immer du von mir willst, sag es schnell, sonst werde ich ungemütlich. Schließlich bedrohst du gerade meine Crew."
"Du bist der Captain? Dann täuschen die Gerüchte also?", fragte Junmyeon zweifelnd und hob eine Augenbraue an. Sein Lachen war verstummt, wodurch auch seine Crew leise geworden war und er wurde ernst. Von mir ließ er nun gänzlich ab und baute sich vor Hongjoong auf, aber dieser ließ sich nicht einschüchtern.
"Offensichtlich ja. Du weißt doch, Frauen an Board bringen Unglück", warum liebte er diesen Satz nur so sehr?, "und wenn sie nicht ausgesprochen nützlich zum Ausrauben wäre, hätte ich sie längst auf der nächstbesten Insel abgesetzt", erklärte Hongjoong schulterzuckend. Keiner von uns sagte ein Wort, lediglich mein entgeisterter und verwirrter Blick ruhte auf ihm. Wieso tat er das, wieso behauptete er, dass er der Captain sei? Das ergab keinen Sinn.
"Nehmt ihn mit und lasst sie frei", ordnete Exo's Captain an und wandte sich wieder zum Gehen um, "Ohne ihren Captain sind diese Piraten keine Gegner mehr." Geschockt riss ich meine Augen auf, doch blieb mir keine Zeit zu handeln. Mein vorheriger Gegner packte Hongjoong, der genauso überrascht und perplex war, und hielt ihm sein Schwert an den Hals, damit er sich nicht wehrte. Ich hingegen riss mich zusammen und wandte meine ganze Kraft an, versuchte mich irgendwie dem Griff zu entwinden und dabei nicht zu ersticken.
"Hongjoong!", brachte ich krächzend hervor, scheiterte jedoch und musste hilflos zusehen, wie sie ihn auf ihr eigenes Schiff brachten. Meine Crew versuchte ihm zur Hilfe zu eilen, doch auch sie wurden aufgehalten und zurück gescheucht, sodass keiner von uns etwas unternehmen konnte, nicht einmal, als Wooyoung, San und Seonghwa ebenso hinzukamen. Und erst, als sie Hongjoong auf ihrem eigenen Schiff unter Deck gebracht hatten, ließ mein Angreifer mich frei und folgte mit den anderen ihrem Captain.
"Nein..." Ich griff mir an den Hals und strich vorsichtig über meine gerötete Haut, nahm tiefe Atemzüge und beobachtete erfüllt von Wut, wie sie ihr Schiff von unserem lösten und davon segelten. Junmyeon winkte mir grinsend und stellte sich an das Steuer, ehe ich ein letztes Mal sein lautes Lachen hörte. Am liebsten würde ich ihnen sofort nachsegeln und Hongjoong zurückholen, allerdings war ich zu geschwächt und hatte Mühe damit, nicht einfach zusammenzubrechen. Außerdem wusste ich nicht, in welchem Zustand Marianne war und ich wollte ungern riskieren, dass wir auf hoher See untergingen.
Mingi bemerkte offensichtlich, dass ich am Ende meiner Kräfte war und trat von hinten an mich heran, um mich zu stützen. Sofort befreite ich mich von ihm und ging eilig an den Rand des Schiffes, streckte meine Hand aus und krallte mich mit der anderen in das dunkle Holz. "Nein, nein, nein, nein, nein...", murmelte ich, biss mir auf meine Unterlippe und fühlte mich schuldig, dass wir Hongjoong verloren hatten. Ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was sie mit ihm anstellen würden und in diesem Moment war es mir auch völlig gleich, wie gemein er normalerweise zu mir war. Er war dennoch Teil des Teams und er war mir genauso wie die anderen ans Herz gewachsen. Sein Verlust hinterließ einen Strudel in mir, der mich versuchte einzusaugen. Doch das durfte ich nicht zulassen. Ich musste stark bleiben. Jetzt noch mehr als zuvor.
"Hongjoong... wir holen dich zurück... das verspreche ich dir..."
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Pirate King - The Lost Treasure [Pausiert]
Fanfiction»Hörst du sie? Die Geschichten, die die Winde erzählen? Die Melodien, die die Wellen mit sich tragen? Und das Blut, das von den Säbeln derer tropft, die bereit sind, alles zu tun? Hast du den Mut, dein Leben zu riskieren, um einen verloren Schatz zu...