"Das ist Euer Gemach, Mylady."
Missmutig sah ich mich in dem Turmzimmer um, in welches mich einer der Bediensteten soeben gebracht hatte. Mein Sieg über den Wachmann hatte alle in höchste Aufregung versetzt und den König sprachlos gestimmt. Dadurch hatte er glücklicherweise meinem Vorschlag beigepflichtet - meine Jungs würden nicht länger gehängt werden. Stattdessen durften sie morgen abreisen und mussten diese Insel bis Sonnenuntergang verlassen. Leider bedeutete das für mich, weniger Zeit für einen ausgereiften Plan zu haben. Nicht nur mussten wir noch immer das Rätsel auf dieser Insel lüften, auch hatte sich meine scheinbare Herkunft mir hochkant in den Weg gestellt. Das war ein Desaster. Irgendwie musste ich meine Jungs erreichen, bevor sie hinaus ins Meer verschwanden. Wer weiß, was diese Wachen ihnen sagen würden. Ich durfte nicht riskieren, dass ein Missverständnis uns voneinander trennte.
Etwas gestresst lief ich auf und ab. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und was auch immer ich mir überlegte, es führte zu keinem Ergebnis. Mein Blick fiel auf das rosafarbene Kleid, welches mein 'Vater' wünschte, dass ich es trug, aber irgendwie fühlte sich das falsch an. Ich war keine Prinzessin. Selbst wenn ich als diese geboren war, aufgewachsen war ich als Piratin. Niemals in der Welt würde ich in einem Kleid durch das Schloss gehen und mich freundlich gegenüber dem Volk äußern. Lieber wollte ich rauben, plündern, meine schwarze Seele ausleben - doch diese Situation stellte sich mir dreist in den Weg.
Frustriert seufzte ich.
Langsam schaute ich zum Fenster. Ich trat näher heran, um nach draußen zu schauen, betrachtete das funkelnde Meer, welches leise meinen Namen rief. Dort gehörte ich hin, nicht hierher. Ich musste fliehen. Irgendwie musste ich zu meinen Jungs kommen und von hier verschwinden. Und nebenbei noch das verdammte Rästel lösen, das uns überhaupt erst hierher gebracht hatte.
Wütend raufte ich mir die Haare. Wieso musste all das nur so schrecklich verwirrend sein?
Nach einigen Minuten des stillen Leidens ergab ich mich meinem Schicksal und zwängte mich in das unbequeme Kleid. Die Bedienstete, die mir ursprünglich helfen wollte, hatte ich hinausgeschickt. Nun aber, nach einem Blick in den Spiegel, entschloss ich mich dazu, sie wieder hereinzubitten, da ich doch Hilfe bei Frisur und all dem Rest gebrauchen konnte. Etwa eine halbe Stunde später war ich kaum mehr wiederzuerkennen. Heiliger Klabautermann, ich sah aus wie so ein reicher Schnösel - die Art von Schnösel, die wir eigentlich ausraubten.
Ein leises Seufzen entfloh mir, als ich der Magd nach draußen folgte, in Richtung des Speisesaals. Ich hasste alles hieran. Das war schrecklich. Ich fühlte mich verlassen, blamiert, entblößt. Noch nie in meinem Leben hatte sich Reichtum so scheußlich angefühlt. Hierfür hatte ich nicht gekämpft, das war nicht das Ende meiner Reise. Eher würde ich sterben, als hier länger als einen Tag zu verweilen.
Missmutig musterte ich die Bilder an der Wand. Adlige waren hässlich und die Gemälde, die sie von sich anfertigen ließen, waren noch viel hässlicher. Vor allem mit dem Meer und der malerisch schönen Klippe im Hintergrund, das war so heuchlerisch. Mir fiel es schwer, den Reiz, meinen Mageninhalt auf dem Boden zu entleeren, zu unterdrücken und kopfschüttelnd versuchte ich über etwas anderes nachzudenken. Ateez kehrten zurück in meinen Kopf, die Erinnerung an ihr Gesang und ihr Gelächter dröhnte leise in meinen Ohren. Ich spürte, wie mein Herz verzweifelt schrie, wie seine Schmerzenslaute mir die Luft zu atmen nahmen. Bei den Göttern, warum konnte nicht einmal etwas nach Plan laufen? Ich wollte doch einfach nur einen Schatz mit meinen Jungs finden. War das wirklich zu viel verlangt?
"Prinzessin Hayi ist angekommen, mein König", sprach die Magd, als sie vor mir in die Speisekammer trat. Augenverdrehend folgte ich ihr, fühlte sogleich, wie sich mehrere Blicke in meinen Rücken brannten. Verdammt, mir war doch klar, wie lächerlich ich aussah. 'Ich schwöre, wenn auch nur einer einen Kommentar zu meinem Aussehen abgibt, fliegen hier Stühle.'
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Pirate King - The Lost Treasure [Pausiert]
Fanfic»Hörst du sie? Die Geschichten, die die Winde erzählen? Die Melodien, die die Wellen mit sich tragen? Und das Blut, das von den Säbeln derer tropft, die bereit sind, alles zu tun? Hast du den Mut, dein Leben zu riskieren, um einen verloren Schatz zu...