"Zwei Zimmer bitte."
"Das macht fünf Taler pro Zimmer." Rasch bezahlte ich den Preis, den mir die Frau, der die Gaststätte gehörte, genannt hatte. Hier würden wir heute Nacht bleiben und uns etwas von der hohen See erholen. Von der robusten Frau erhielt ich die Schlüssel für die Zimmer und kehrte damit zu meinem Jungs zurück, die gerade lautstark diskutierten, wer mit wem in einem Zimmer schlafen würde.
Das Lustige war, dass Wooyoung und Yeosang sich kannten. Zwar war ihre letzte Begegnung Jahre her, jedoch konnten sie sich noch immer aneinander erinnern, wie sie sofort festgestellt hatten. San konnte das gar nicht ausstehen, was daran lag, dass er und Wooyoung sehr eng befreundet waren und er sehr schnell eifersüchtig wurde, wenn es um den Lilahaarigen ging, und deswegen war ein ziemlicher Streit zwischen ihnen ausgebrochen, der eigentlich einfach nur ziemlich amüsant war.
"Ich und Wooyoung schlafen nicht mit ihm in einem Zimmer!", protestierte er gerade kindisch wie eh und je. "Das will ich nicht!"
"Dann komm eben in unser Zimmer. Ich will ihn nur ungern bei Sohyun schlafen lassen", widersprach ihm Hongjoong. Von Seonghwa erhielt er ein zustimmendes Nicken, während Jongho und Mingi sich heraushielten, da es ihnen egal war. Normalerweise schliefen immer Seonghwa und Hongjoong in meiner Nähe, da ich zu dem Ältesten den engsten Draht hatte und Hongjoong der zweite Anführer war, wohingegen Jongho und Mingi sich stets mit Wooyoung und San in ein Zimmer verzogen hatten."Aber ich will mit Wooyoung in einem Zimmer schlafen!"
"Habt ihr es endlich?", fragte ich nun einfach und stellte mich zwischen sie, musterte alle sieben mit einem skeptischen Blick. Yeosang wirkte verloren und sah mich etwas hilflos an, was mit ein Grund war, wieso ich einschritt. Sobald ich jemanden aufgenommen hatte, spürte ich keine Distanz mehr zwischen ihm und mir, darum sah ich auch Yeosang als festen Teil meiner Crew an. Das schöpfte Vertrauen und genau dies war in einer Gruppe notwendig. Allerdings verstand ich deshalb auch diesen Streit nicht. Das war einfach nur dämlich.
"Hongjoong, wenn San mit Wooyoung in ein Zimmer will, aber Yeosang nicht dabei haben, rede nicht weiter daran herum. Du weißt, wie sehr er herumzicken kann", erklärte ich schlicht. Sans beleidigten Blick ignorierte ich gekonnt und schenkte ihnen stattdessen ein kleines Lächeln. Hongjoong wollte mir schon widersprechen, aber ich brachte ihn mit meiner Hand zum Schweigen.
"Ihr zwei seid doch auch da und könnt mich im Notfall beschützen. Habt Vertrauen in Yeosang, er wird schon nichts machen. Wir sind alle müde und gereizt, also sollten wir schnell schlafen gehen", ordnete ich an. Da ich der Captain war, schauten mich nun alle mit großen Augen schweigend an, ehe sie brav nickten und sich in die Zimmer verzogen. Übrig blieben nur ich, Yeosang und Wooyoung, wobei Wooyoung wohl kurz noch mit Yeosang reden wollten. Aber dieser starrte mich einfach einen Moment lang an, vermutlich hatte sich bisher nie jemand für ihn eingesetzt. Und dann lächelte er leicht. Dankbar. Sanft erwiderte ich das Lächeln und ging dann an den beiden vorbei in das Zimmer, damit er und Wooyoung etwas Zeit für sich hatten.
Sicher hatten sie sich einiges zu erzählen und dabei wollte ich sie nur ungern stören.
-
Als wir früh am nächsten Morgen zum Schiff zurückkehrten, waren alle noch etwas müde und schlapp. Sie unterhielten sich miteinander streiteten aber zum Glück nicht. So kamen wir schnell an, Yunho versicherte mir, dass alles ruhig geblieben war und nachdem wir alles verstaut hatten, setzten wir wieder Segel. Ich stellte mich hinter das Steuerrad und legte meinen Kompass auf den kleinen Tisch, auf dem auch die Karte der See lag. Kurz betrachtete ich sie und entschied mich dann für eine Route, deren Richtung ich eine schlug.
Aber kurz nachdem ich den Jungs die Anweisungen gegeben hatte, was sie zu tun hatten, entdeckte ich Yeosang. Er musste erst mit allem vertraut werden, darum hatte er noch keine Aufgabe erhalten und sich einfach nur an das Bug, nahe der Spiere, gestellt. Am vorderen Teil des Schiffs hielt sich nur selten jemand auf und irgendwie wirkte er etwas verloren, wie er sich dort vorne am Rand auf seinen Unterarmen abgestützt hatte und ins Wasser schaute.
Mit einem kurzen Nicken bedeutete ich Hongjoong, dass er das Ruder übernehmen sollte und ging dann die Treppen hinunter, um über das Deck zu Yeosang gehen zu können. Wahrscheinlich hatte er viele Fragen, das war bisher immer so gewesen, wenn wir jemanden aufgenommen hatten. Und es war meine Verantwortung als Captain, sie alle zu beantworten.
Einen kurzen Seitenblick schenkte mir Yeosang, als ich neben ihn trat, ehe er wieder auf das weite Meer hinaus sah und die Wellen, die am Schiff aufschlugen, ein wenig beobachtete. Auch ich ließ meinen Blick schweifen und stützte mich auf meinen Armen ab, während sich ein kleines, verliebtes Lächeln auf meinen Lippen bildete. Die See war einfach wunderschön... ich liebte es, hier draußen zu sein.
"Es ist schön, hier zu sein, nicht wahr? Man fühlt sich... frei", sprach ich meine Gedanken aus, aber Yeosang antwortete mir nicht darauf. Nur ein leichtes Nicken nahm ich aus dem Augenwinkel wahr, scheinbar musste er selbst erst alles auf sich wirken lassen. Kurz darauf holte er Luft, zögerte aber noch einen kurzen Augenblick, ehe er zu reden begann.
"Nimmst du immer jemanden so schnell auf, obwohl du ihn nicht kennst?", wollte er von mir wissen, ohne dabei zu mir zu sehen, und dennoch nickte ich, auch wenn er es nicht sehen würde. So hatte ich es schon immer getan, seit ich Seonghwa damals als Erstes getroffen hatte... es war einfach und effektiv, dass es auch naiv war, war mir egal.
"Natürlich. So sind alle, die du hier an Board siehst, dazu gekommen", erklärte ich ihm leicht lächelnd und drehte meinen Kopf zu ihm. "Soll ich dir erzählen, wie es dazu kam? Wie ich jeden Einzelnen von ihnen aufgenommen habe?"
Nun endlich schaute Yeosang mich an und betrachtete mich einen Augenblick. Scheinbar überlegte er kurz, aber dann nickte er und ich glaubte, Neugier in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Perfekt. Ich liebte es, diese Geschichten zu erzählen. Und seine nächsten Worte bestätigten meine Vermutung: "Nur zu."
"Gut. Also, angefangen hat alles mit Seonghwa, dem Ältesten meiner Crew..."
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Kleine Anmerkung:
Eigentlich wollte ich in diesem Kapitel schon seine Geschichte einbringen, aber das Kapitel ist bereits ziemlich lang, darum habe ich es mit dem nächsten kombiniert. xD
~Cookie
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Pirate King - The Lost Treasure [Pausiert]
Fanfic»Hörst du sie? Die Geschichten, die die Winde erzählen? Die Melodien, die die Wellen mit sich tragen? Und das Blut, das von den Säbeln derer tropft, die bereit sind, alles zu tun? Hast du den Mut, dein Leben zu riskieren, um einen verloren Schatz zu...