✴️Logbuch 24✴️

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Relativ müde stand ich am nächsten Morgen auf und blieb auf dem Bett sitzen. Ich hatte nicht gut schlafen können, falls ich überhaupt geschlafen hatte, doch das Rätsel irritierte mich zu sehr. Die ganze Nacht hatte ich darüber nachgedacht, was es bedeuten könnte, allerdings war ich nicht auf eine Lösung gekommen. Hoffentlich würden wir heute herausfinden, was es bedeutete und wie es uns weiterhelfen würde, sonst würde ich noch wahnsinnig werden.

"Guten Morgen, Sohyun. Huh? Du siehst ja ziemlich fertig aus. Ist alles okay?" Yunho ließ sich neben mich fallen und musterte mich besorgt. Scheinbar sah ich ziemlich fertig aus oder aber sein feines Gespür hatte ihm meine Sorgen verraten. Doch das war mir gerade recht. Yeosang und Mingi schleifen nämlich noch und ich wollte sie ungern so früh wecken. Sie würden ihre Kräfte heute brauchen.

"Mich macht nur das aktuelle Rätsel verrückt", erklärte ich ihm also leise und stand dann auf. Auffordernd schaute ich zu ihm und setzte ein kleines Lächeln auf, bedeutete ihm so, mir zu folgen. "Lass uns etwas zu frühstücken besorgen, währenddessen können wir ja weitersprechen. Sonst wecken wir noch die Jungs hier", meinte ich mit gesenkter Stimme und deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden Schlafenden. Verstehend nickte Yunho und stand sofort auf, bevor er nach meiner Hand griff und wir gemeinsam nach draußen gingen, dabei das Gasthaus verließen.

"Sollten wir später nicht noch mehr kaufen? Also, Lebensmittel für die See?", wollte der Größere von mir wissen. Kurz schaute ich zu ihm auf, nickte dann aber, weil sich auch diese Vorräte dem Ende neigten. Dennoch war es gerade wichtiger, zuerst eine Kräftigung am Morgen zu besorgen, ehe wir uns der hohen See widmeten. Zumal wir unser hoffentlich fertig repariertes Schiff später noch abholen mussten.

"Das machen wir nachher. Gerade ist Frühstück wichtiger", erwiderte ich und legte meine freie Hand auf meinen Bauch. Dieser grummelte leise und verriet dadurch meinen Hunger. Ich brauchte bald dringend etwas zu essen, sonst würde ich gar nicht mehr denken können, so viel stand fest. Deswegen schaute ich mich auch entsprechend aufmerksam auf dem frühen Markt um und suchte nach jemandem, der nahrhaftes Essen verkaufte. Oh, wie gern ich in einen saftigen Apfel beißen wollte... hier gab es doch sicherlich jemanden, der Äpfel verkaufte, nicht wahr?

"Also, Sohyun, erzähl mir von deinen Sorgen", lächelte mich Yunho ermutigend von der Seite an, während wir gemeinsam zwischen den Ständen herumschlenderten. Nickend überlegte ich, wo ich anfangen sollte, wie genau ich ihm von meinen Gedanken erzählen sollte, bis er plötzlich stehen blieb. Da ich noch immer seine warme, große Hand festhielt, wurde ich zurückgezogen und blickte ihn irritiert an, doch indem er einen Finger auf meine Lippen legte, hielt er mich davon ab zu fragen, was denn los war.

"Shh... hörst du das?", fragte er mich und sah über mich hinweg in eine bestimmte Richtung. Stirnrunzelnd drehte ich mich ebenso in diese Richtung, erblickte allerdings nur viele Piraten, die auch ihren morgendlichen Einkauf erledigten. Ich wollte Yunho bereits fragen, was genau ich hören sollte, jedoch lief er einfach los und zog mich hinter sich her. Verwirrt stolperte ich ihm nach, wehrte mich aber nicht und schon nach wenigen Metern vernahm ich endlich, was anscheinend seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

Musik.

Die zarten Klänge einer Gitarre tönten sanft über den großen Marktplatz. Durch das laute Stimmengewirr hörte man es beinahe nicht, doch je näher man kam, desto klarer wurde die Melodie. Verwundert runzelte ich die Stirn, da mir die Töne irgendwoher bekannt vorkamen und wir blieben gemeinsam in der Mitte des Platzes stehen. Nun hatten wir eine freie Sicht auf die Musiker und neugierig legte ich meinen Kopf schief, lauschte ihrer Musik. Ein weiterer Gitarrist setzte ein und eine Trommel ertönte, zudem erblickte ich ein kleines Klavier. Zusammen spielten sie alle ihr eigenes Instrument, spielten im Einklang, in einer wunderschönen Melodie. Der Einzige, der noch nicht auf seiner Gitarre spielte, fing an zu singen und staunend lauschte ich ihnen.

"›Folge deinem Herzen, folge dem steinigen Weg. Blicke der Gefahr fest ins Auge und überwinde jedes Hindernis. Lass dich nicht erschüttern, lass dich nicht verjagen, denn ein Schatz wird auf warten‹", sang er. Ein breites Grinsen zierte seine Lippen, die er einmal während einer kurzen Pause befeuchtete. Dann sang er weiter, erzählte von einer Jagd nach einem großen Schatz, welcher viel Reichtum versprach. Der Text war nichts Neues, ich hatte häufiger schon ähnliches gehört. Besonders musikalischen Piraten erzählten oftmals in Liedern, welche Abenteuer sie erlebt hatten. Aber irgendetwas war an dieser Musik anders... irgendetwas verwirrte mich, doch ich kam einfach nicht drauf, was es war.

"Kommt dir die Melodie auch irgendwoher bekannt vor?", wollte ich leise von Yunho wissen. Er beugte sich zu mir herunter, um mich zu verstehen, weil mich ansonsten die Musik übertönt hätte und verharrte kurz in dieser Position. Offensichtlich dachte er darüber nach, ob er die Melodie schon einmal gehört hatte, bevor er seine Stirn kraus zog und zustimmend nickte.

"Ja... aber woher?", fragte er zurück, "Mir kommen diese Musiker und ihre Stimmen überhaupt nicht bekannt vor." Bestätigend nickte dieses Mal ich und warf wieder einen Blick auf die Männer. Nun spielten sie alle ihr Instrument und sangen abwechselnd, nur beim Refrain sangen sie alle zusammen.

"›Hab keine Angst vor der Totenkopfinsel. Fürchte dich nicht vor der Totenkopfinsel!‹" Und auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich weitete vollkommen überrascht meine Augen, kaum hatte ich realisiert, woher ich die Melodie kannte und zog Yunho hinter mir her weg von den Männern. Schnell brachte ich uns beide weg von der Menschenmenge, entfernte mich mit ihm von den anderen Piraten, bis wir an einer ruhigen Stelle angelangt waren.

"Das ist die Melodie von gestern", platzte es im nächsten Moment aus mir heraus. "Darauf sind wir hingewiesen worden. Ein Lied mit der Melodie, wie wir sie gestern bei der Höhle gehört haben, wird uns einen Hinweis zum nächsten Schatz geben. Wir müssen zur Totenkopfinsel!" Mit vor Erstaunen geweiteten Augen schaute mich Yunho an, konnte wohl genauso wenig wie ich glauben, dass wir gerade das nächste Rätsel gelöst hatten. Kurz darauf nickte er hastig, fing an zu strahlen und hob mich vor Freude einmal hoch, war offenbar im Siegesrausch. Leise musste ich kichern, es war niedlich, wie sehr er sich darüber freute, dass wir dem Schatz einen Schritt näher gekommen waren. Jetzt mussten wir nur noch die anderen darüber informieren und lossegeln. Immerhin wusste ich ganz genau, wo sich die Totenkopfinsel befand.

"Perfekt! Dann lass uns schnell etwas zu essen kaufen und den anderen von unserer Erkenntnis erzählen", sagte er begeistert und lachend ließ ich mich von ihm zu den Essensständen zerren. Doch ich konnte seine Euphorie verstehen, ich wollte ebenfalls so schnell wie möglich los. Je schneller wir aufbrachen, desto schneller würden wir auch den Schatz finden können und hatten hoffentlich weniger Rivalen, die sich uns in den Weg stellen könnten.

Und vielleicht würden wir ja unterwegs auch noch Hongjoong retten können. Dann wäre alles perfekt.

Pirate King - The Lost Treasure [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt