"Und noch einmal! Kommt schon, nicht schlappmachen! Keine Müdigkeit vortäuschen!"
Meine Stimme schallte über das Deck, als ich ruckartig Hwanwoong angriff und dieser überrascht meinen Schlag parierte. Nur für wenige Sekunden bekämpfte ich ihn, bis ich mich umdrehte und Seoho attackierte, ihnen somit wieder einmal klar machte, wie wichtig Aufmerksamkeit in einem Kampf war. Seit Stunden nun trainierten wir, immer wieder zeigte ich ihnen neue Angriffe, neue Manöver. Sie sollten auf alles vorbereitet sein, denn sonst wären wir Exo hilflos ausgeliefert.
Piraten waren nicht unbedingt die besten Kämpfer. Piraten waren Räuber, töteten die, die sich ihnen nicht unterwerfen wollten und kannten keine Gnade. Sie wurden geführt von Gier und lebten ohne Gesetze, ohne Gewissen.
Doch auch Piraten besaßen ein Herz, sie besaßen Schwäche und konnten unsicher sein. Besonders ihr Kampfstil war oft mittelmäßig, man konnte sie mit schneller und flinker Schwertführung leicht bezwingen. Deswegen hatte ein Captain darauf zu achten, seiner Crew das Kämpfen beizubringen. Ansonsten war sie ein zu leichtes Opfer und gerade ich wollte meine Männer nicht durch andere ersetzen müssen."Sohyun... können wir bitte aufhören? Wir sind alle erschöpft und haben Hunger...", sagte Keonhee schließlich zu mir, als er Seoho geholfen hatte, meinem Schwerthieb auszuweichen. Seufzend blieb ich in der Mitte der Jungs stehen und betrachtete sie schweigend, musterte ihre müden Gesichter. Sie ließen ihren Kopf hängen, Dongju stützte sich sogar auf seinen Knien ab und ließ sein Schwert fallen. Trotz dessen, dass jeder von uns eine Schusswaffe mit einigen Kugeln besaß, hatte ich heute den ganzen Tag lediglich Nahkampf gefordert und hoffte zutiefst, dass das genügte.
"Ist gut. Yunho hat sicher gleich das Essen fertig, geht ruhig runter zu ihm. Das habt ihr gut gemacht, aber ich bitte euch dennoch, bei der nächsten Gelegenheit weiterzutrainieren. Vergesst nicht, unser Feind ist stark und selbst die Überzahl wird uns nichts bringen, wenn wir nicht gegen sie standhalten können", sagte ich ihnen ein letztes Mal streng. Daraufhin nickten sie lediglich verstehend, bevor sie mit schnellen Schritten flüchteten und regelrecht die Treppen nach unten in den Bauch des Schiffes polterten. Ein leises Seufzen entkam mir und ich schaute ihnen nach, steckte nebenbei meinen Säbel zurück in seine Halterung und sah mich auf dem Schiff um.
Dunkle Wolken zogen auf und fingen an, die orangene Dämmerung zu überdecken. Während die letzten Sonnenstrahlen über unser Schiff strichen, überkam uns mehr uns mehr die Dunkelheit. Gleichzeitig zeigte es mir, dass ich in dieser Nacht nicht meinen geliebten Sternenhimmel betrachten können würde, was einerseits Enttäuschung in mir auslöste und andererseits Überlegungen, wen ich heute Nacht zur Wache nach draußen schickte. Jongho war den ganzen Tag auf dem Mast, ihm würde ich auf jeden Fall eine Pause gönnen. Vielleicht würde Wooyoung oder San sich ja dazu bereit erklären. Dann würde ich mich darum zumindest nicht sorgen müssen.
Ich drehte mich um und stieg die Treppen hinauf zum Steuerrad, an welchem Seonghwa stand und unserem Weg nach Osten folgte. Wir hatten keinen direkten Anhaltspunkt, lediglich die Richtung, in die Exo verschwunden waren, hatten uns Oneus mitteilen können. Und die Hoffnung, dass sie in der Nähe von Tortuga bleiben würden, war unser Leitfaden.
"Hey, Captain", begrüßte mich der Älteste meiner Mannschaft. Ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln und gesellte mich an seine Seite, ehe ich meinen Kompass zur Hand nahm, welchen ich ihm überlassen hatte. Kurz prüfte ich mit ihm die Himmelsrichtung, doch unser Kurs hatte sich nicht sonderlich geändert.
"Heute Nacht werden wir keinen Sternen folgen können", meinte ich leise und hob meinen Blick an, gen Horizont.
"Dafür werden sie in anderen Nächten strahlen", erwiderte Seonghwa bloß. Ich spürte seine Hand auf meiner Schulter und hob meinen Kopf an, blickte zu ihm. Sanft lächelte er mich an. Ich erwiderte das Lächeln und lehnte meinen Kopf kurz an seine Schulter, blickte über das Deck. Yeosang half Mingi gerade dabei, die Seile zu überprüfen und das Schiff für den Regen vorzubereiten. Eine leise Melodie drang in mein Ohr, jemand schien offenbar zu singen. Der Klang war mir bekannt und ich hob meinen Blick an, schaute den Mast hinauf. Jongho sang. Wie so oft, wenn er Langeweile hatte. Er sang eines von Hongjoongs Liedern.
"Sobald wir Hongjoong befreit haben, werde ich wieder auf meinem Akkordeon spielen", beschloss ich kurzerhand. Entschlossen sah ich Seonghwa an, den diese Aussage offenbar zu erfreuen schien. "Klingt gut", stimmte er mir zu. Er zügelte sich, nicht zu große Vorfreude zu zeigen, doch wir beide wussten, dass er es liebte, singen zu dürfen. Es war seine große Leidenschaft. Ebenso wie Jonghos.
Das Singen war es, was meine Crew ermutigte und Zusammenhalt schuf. Zwar mochten Shantys normal für Piraten sein, es lenkte sie von der harten Arbeit ab, doch wir sangen nicht gewöhnliche Shantys. Hongjoong erfand neue Lieder, neue Texte, neue Melodien und unsere Vielfalt an Liedern schien beinahe grenzenlos zu sein. Das verband uns auf eine Art, wie keine andere Piratenbande es jemals erleben würde. Davon war ich überzeugt.
"Und dann wirst du auch mit Yeosang singen", erwähnte ich nun beiläufig und stupste den Älteren verspielt an. Sogleich warf er mir einen genervten Blick zu und seine Fröhlichkeit war schlagartig verschwunden. Ich wünschte, ich wüsste, was zwischen den beiden vorgefallen war.
"Muss ich wirklich?", stöhnte er genervt auf und leise lachend stand ich auf Zehenspitzen, um ihm einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben.
"Ich bitte dich darum", sagte ich lächelnd. Im nächsten Augenblick zierte ein verlegenes Lächeln seine Lippen und amüsiert grinsend entfernte ich mich wieder von ihm. "Ich gehe kurz etwas essen und bin dann in meiner Kajüte, wenn etwas sein sollte", informierte ich ihn rasch, ehe ich meinen eingeschlagenen Weg fortsetzte. Von Seonghwa vernahm ich nur ein kurzes, zustimmendes Geräusch, wahrscheinlich war er noch zu perplex wegen meiner Aktion. Doch das störte mich nicht.
Das Lächeln blieb auf meinen Lippen bestehen, als ich unter das Deck ging. Direkt vernahm ich laute Rufe, alle sprachen wild durcheinander und schienen meine Anwesenheit kaum bemerkt zu haben. Sie lachten gemeinsam mit Yunho, San und Wooyoung, sie alle schienen bereits jetzt ein Herz und eine Seele geworden zu sein. Trotz der Zweifel und des Misstrauens verstanden sich unsere Neulinge gut mit meiner Crew und leicht lächelnd trat ich nun an den großen Tisch heran, um mir selbst etwas zu stibitzen. Danach verschwand ich wieder in den Hintergrund, beobachtete bloß das Geschehen. Außer Yunho schien keiner meine Anwesenheit bemerkt zu haben und selbst er wandte seinen Blick recht schnell wieder ab. Ein Funkeln leuchtete in seinen Augen auf, als Mingi ebenso hinunter kam, gefolgt von Yeosang, und lachend Geonhak begrüßte. Wie ein guter Freund klaute er sich etwas von Geonhaks Teller und ließ sich dann neben ihn auf die Bank fallen, klinkte sich direkt problemlos ins Gespräch ein. Es war wirklich schön, mit anzusehen, dass gerade jemand wie Mingi, der eigentlich ein Menschenfeind und reiner Kämpfer war, sozialer wurde und besser mit anderen zurecht kam. Yunhos Einfluss tat ihm anscheinend wirklich gut.
"Willst du nichts essen?", fragte ich Yeosang, der neben mir stehen geblieben war und schweigend zum Tisch blickte. Anders als die anderen schien er abgeschreckt von den vielen Menschen zu sein und nicht das Bedürfnis zu haben, sich mit ihnen anzufreunden. Etwas, das ich tatsächlich verstehen konnte. Ich war ebenso wenig von großen Menschenmengen begeistert.
"Nein, passt schon. Ich warte", erwiderte er auf meine Frage hin nur. Für einen Moment betrachtete ich ihn von der Seite, bis er seinen Kopf zu mir drehte und mir in die Augen sah. Sofort gefror alles in mir und nun fühlte ich unbeholfen, wusste erst nicht, was ich tun sollte. Aber dann fasste ich mich wieder und hob das stibitzte Stück Brot an, das seinen Hunger für's Erste stillen würde. Leicht lächelnd drückte ich es ihm in die Hand und nickte ihm leicht zu, bevor ich mich gänzlich abwandte und in die Kapitänskajüte zurückkehrte.
Es wurde an der Zeit, mir einen Plan auszudenken, wie wir Hongjoong und Oneus' Captain befreien konnten.
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Ich wage zu behaupten, dass ich über zwei Monate kein neues Kapitel hier hochgeladen habe. ;-;
Es tut mir wirklich sehr leid, eigentlich besitze ich viel Motivation für diese Geschichte und habe viele nahe Ereignisse explizit durchgeplant. Auch für dieses Kapitel hatte ich eine klarere Idee, aber ich hab sie leider vergessen und jetzt etwas Neues zusammenmixen müssen. Istg, ich muss mir dringend mehr Notizen machen-
Anyways, ich habe gerade die anderen Stories priorisiert, da ich sie erst beenden möchte, bevor ich mich wieder mehr dieser Story widme. Aber ich hoffe, zumindest in den Sommerferien, die für mich in drei Wochen beginnen, kann ich etwas mehr arbeiten, da ich dann keine Schulaufgaben mehr zu erledigen habe.
~Cookie
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Pirate King - The Lost Treasure [Pausiert]
Fanfiction»Hörst du sie? Die Geschichten, die die Winde erzählen? Die Melodien, die die Wellen mit sich tragen? Und das Blut, das von den Säbeln derer tropft, die bereit sind, alles zu tun? Hast du den Mut, dein Leben zu riskieren, um einen verloren Schatz zu...