[86] CH

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Flashback (Chanyeols Sicht):

Die Schreie und das Knurren der Wölfe hinter uns wurden immer leiser, während ich mit Vollspeed als Wolf durch den Wald fetzte und über unzählige Wurzeln und Baumstämme sprang. Auf meinem Rücken kauerte mein fast fünfjähriger Halbbruder, welcher sich mit seinen kleinen Händen in meinem Fell festhielt und schniefend seine Nase hochzog.
Ich musste zu einem sicheren Ort, weit weg von Daegu, gelangen, doch die nächste Großstadt, in diesem Falle Seoul, war zweieinhalb Tage entfernt.

In Seoul kannte ich immerhin ein paar Leute, die uns eventuell weiterhelfen konnten, deswegen mussten wir auf alle Fälle dorthin.
Meine Beine trugen uns an den Waldrand von Daegu und langsam reduzierte ich mein Tempo ein wenig. Als Alpha hatte ich wohl eine sehr gute Ausdauer, doch wenn ich zweieinhalb Tage durchhalten sollte, musste ich jetzt langsamer machen und mit meinen 12 Jahren war ich auch noch nicht der Stärkste.
Bis es dunkel wurde, lief ich immer weiter Richtung Seoul, bis ich müde an einer Höhle anhielt.

Tae?,

fragte ich nach ihm über unseren Link. Ich bemerkte eine leichte Regung auf meinem Rücken und ließ mich auf den Boden plumpsen, damit mein Bruder von mir absteigen konnte. Seine müden, kugelrunden Augen sahen mich an und einige Tränen liefen seine Wangen hinunter.
,,Hyung, ich will zu Mama und Papa," weinte der Kleinere vor mir und drückte sein Gesicht in mein Fell. Seine dünnen Arme schlangen sich um meinen Hals und wieder begann er mehr zu weinen.
Ich verwandelte mich zurück und nahm Tae fest in den Arm und flüsterte ihm immer wieder beruhigende Worte zu, bis er letztendlich einschlief. Es war sehr kalt und wir besaßen keinerlei Decken oder Jacken, weshalb ich meinen Wolf dazu nutze, um Tae zu wärmen.  

In den frühen Morgenstunden machten wir uns weiter auf den Weg nach Seoul, wobei wir immer mal wieder anhalten mussten, um uns was zu essen oder zu trinken zu besorgen. Da wir auch kein Geld dabei hatten, mussten wir die Lebensmittel eben stehlen oder die Reste aus den Müllcontainern fischen. Nach geschlagenen vier Tagen türmten sich endlich die ersten Hochhäuser von Seoul vor uns auf und erleichtert lief ich etwas schneller - fast hatten wir es geschafft.
Am Rande der Stadt gab es einen Wald, in welchem ich mich in meinen menschlichen Körper verwandelte und wir zusammen die restlichen Kilometer zu Fuß gingen.

Es herrschte ein reges Treiben in der Hauptstadt, welche überfüllt mit Menschen und Autos war. Ich zog Tae enger an mich heran, da dieser so schien, als habe er Angst vor diesen Massen an Menschen und wir bogen schließlich in eine Gasse ein. Am Ende dieser Gasse erschien ein kleines Abgelegenes Viertel, in welchem ein guter Freund unseres Vaters wohnte. Er war ein paar Mal zu Besuch gewesen und hatte uns einige seiner wertvollen Sachen gezeigt - er besaß etwas, was ich benötige. Vor einem heruntergekommenen Haus hielten wir schließlich an und vorsichtig klopfte ich an der Tür.

,,Wer ist da?!," kam es von drinnen und leicht zuckte Tae neben mir zusammen. ,,Ich bin es Chanyeol, der Sohn von Ji Chang-Wook und brauche deine Hilfe."
Sofort wurde die Tür aufgerissen und ein älterer Mann mit Bart sah uns an. Er ließ uns herein und bat uns ins Wohnzimmer, wo wir uns erleichtert auf die Couch setzten.
,,Was macht ihr hier in Seoul?", stellte er schon die nächste Frage, welche ich ihm ausführlich erklärte. Die Farbe wich immer weiter aus dem Gesicht des Mannes und er setzte sich zu uns. Tae neben mir war schließlich unter einer warmen Decke eingeschlafen und auch meine Augen waren unfassbar schwer geworden. ,,Ich werde euch helfen," murmelte der Mann noch, ehe auch ich in einen tiefen Schlaf fiel. 

Am nächsten Morgen wachten wir zusammen in einem Bett auf. Tae hatte mich die ganze Nacht fest umklammert und immer wieder leise vor sich hin geweint. Ich hatte versucht ihn so gut es ging zu beruhigen und ihn wieder zum schlafen zu bringen.

Vier Jahre lebten wir bei dem Mann. Tae war mittlerweile 9 und ich 16 Jahre alt.

Es ging uns eigentlich ganz gut, bis mich eines Tages Joohyun (der Mann wo sie wohnen) zur Seite nahm und mich um ein ernstes Gespräch bat.
,,Chanyeol, ich kann euch beide nicht mehr ewig hier behalten. Ich habe selber gerade mal noch genug Geld um mich alleine zu versorgen - wie soll ich da noch zwei Kinder durchfüttern? Es tut mir leid, aber ihr müsst euch langsam was anderes suchen, verzeiht mir bitte."

Verstehend nickte ich und ging langsam wieder zu Tae ins Wohnzimmer. Dieser saß unter einer Decke auf dem Sofa und sah sich ein altes Kinderbuch an, was wir in einer Kiste gefunden hatten. Als ich den Raum betrat, sahen mich seine großen Hundeaugen an und er fragte, was los sei. Ich konnte ihm einfach noch nicht erzählen, dass wir bald wieder ohne eine Unterkunft dastehen würden. Sanft gab ich ihm einen Kuss auf den Kopf und streichelte seine weichen Haare. ,,Alles gut, Tae. Ich wollte nur eben in die Stadt gehen und ein paar Dinge klären. Du bleibst brav hier ja?"
Mein kleiner Bruder nickte zögerlich und sah mir traurig hinterher. Ich brauchte einen Plan - und das schnell.

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Part 1 des Flashbacks

Omega: Ein Alpha sucht dich || BTS Taekook ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt