2. Dezember - Ich kann es nicht fassen...

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Hermine's Sicht:

Es ist jetzt 16 Uhr und mein erster Arbeitstag bei Gringotts ist vorbei. Ich kann nicht fassen, dass ich mit Malfoy zusammen arbeiten muss. Das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit mir. Ausgerechnet er... Ihn, den ich niemals wiedersehen wollte. Und das nicht nur wegen den Sachen, die er mir immer wieder an den Kopf geworfen hat.

Malfoy hat sich verändert, seit ich ihn das letzte Mal vor zwei Jahren gesehen habe. Damals, am Tag unserer Verabschiedung, war ich mir sicher, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Und jetzt das... Ich hoffe ich muss nicht zu häufig mit ihn in Kontakt treten. Ich mache meine Arbeit und er soll seine Arbeit machen. Ich schließe die Akte, die ich gelesen habe, nehme meine Tasche, und verlasse mein Büro.

Ich trete aus der Bank und gehe durch die Winkelgasse. Seit ich mich von Ron getrennt habe, lebe ich in einer kleinen Wohnung über Florean Fortescues Eisdiele. Ich schließe die Tür auf und lasse mich auf meine Couch fallen. Wieder wandern meine Gedanken zu Malfoy. Wieso? Wieso? Wieso muss er auch bei Gringotts arbeiten? Ich wollte einen Neuanfang, aber das kann ich jetzt vergessen.

Und dann ist er auch noch mit Astoria Geengras zusammen. Sie war schon in der Schule unausstehlich. Und es war klar, dass sie mich beleidigen muss. Allerdings habe ich schon vor langer Zeit gelernt, nicht darauf zu hören, wenn mich jemand Schlammblut nennt. Ich habe den besten Abschluss in Hogwarts gemacht seit Dumbledore, ich habe die Zaubererwelt vor Voldemort gerettet und als Aurorin gearbeitet. Ich habe oft genug bewiesen, dass ich eine Hexe bin und die Abstammung unbedeutend ist.
Und trotzdem kam ich nicht bestreiten, dass es mich ärgert, wie Astoria mit mir gesprochen hat. Hoffentlich kommt sie nicht ständig bei Gingrotts vorbei.

Da es noch früh ist, entscheide ich mich noch eine Runde spazieren zu gehen. Ich liebe es, durch das weihnachtlich geschmückte London zu schlendern. Vielleicht finde ich ja noch ein Geschenk für Ginny, schließlich sind es nur noch zehn Wochen bis Weihnachten. Ich verlasse meine Wohnung und dann die Winkelgasse durch den Tropfenden Kessel. Ich schlendere die Charing Cross Road entlang und biege dann in die Staße zum Covent Garden. Ich liebe es, durch die kleinen Geschäfte zu bummeln. Ich entdecke einen wunderschönen Schal, den ich für Ginny kaufe.
Auch ein paar Bücher, die mich interessieren, nehme ich mit. Ich laufe weiter, bis ich die Themse sehen kann und gehe ein Stück daran entlang. Tief vergrabe ich meine Hände in meinen Jackentaschen um sie aufzuwärmen. Es ist wirklich kalt geworden in den letzten Tagen. Ich gehe weiter durch die Straßen, ohne auf den Weg zu achten. Ich betrachte die schön geschmückten Schaufenster und Straßen.

Auf einmal fällt mir auf, dass ich in der Nähe von Harrys und Ginnys Haus am Grimmauldplatz neben dem Claremont Square bin. Ich entschließe mich kurzerhand die beiden zu besuchen. Es dauert noch gut fünf Minuten, bis ich vor dem Haus stehe. Nachdem wir unseren Schulabschluss gemacht haben, hat Harry alle Zauber, die auf dem Haus lagen aufgehoben und es von Grund auf renoviert. Ginny hat im geholfen und ist schließlich mit eingezogen, obwohl sie häufig für mehrere Tage nicht da ist, weil sie mit den Holyhead Harpies zu den verschiedenen Spielen reist. Ich klopfe an die Tür und warte, dass jemand öffnet.

"Hermine", ruft Harry glücklich, als er mich vor der Tür stehen sieht. "Wie schön dich zu sehen, du hast uns ja ewig nicht besucht." Er lässt mich hinein und ich ziehe meine Jacke aus. "Tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich brauchte einfach etwas Zeit für mich, nachdem ich mich von Ron getrennt habe." Er nickt verstehend und wir gehen zusammen in die Küche.

"Möchtest du einen Tee?", fragt er mich. "Ja, gerne", entgegne ich und setze mich an den großen Tisch. "Ist Ginny wieder mit den Harpies unterwegs?" Harry stellt den Wasserkessel auf den Herd und entzündet ein Feuer darunter, dann dreht er sich wieder zu mir. "Ja, aber sie kommt morgen wieder und dann ist bis Mitte Januar Winterpause."
Harry setzt sich zu mir an den Tisch. "Und habt ihr etwas geplant für die freie Zeit?" Mein bester Freund nickt. "Ich habe in zwei Wochen auch Urlaub. Dann fliegen wir mit den Besen nach Ägypten. Ginny will mir die Pyramiden zeigen." "Wow, das hört sich toll an. Ich bin richtig neidisch." Da fängt der Kessel an zu pfeifen. Harry steht auf und gießt das heiße Wasser in zwei Tassen, in die er bereits einen Teebeutel gelegt hatte. Dann kommt er mit den beiden Tassen wieder zum Tisch und reicht mir eine.

"Und wie geht es dir? Hast du schon einen neuen Job gefunden?" Er wusste natürlich, dass ich im Ministerium gekündigt habe, schließlich haben wir zusammen als Auror gearbeitet. "Ja, ich hatte vor drei Tagen ein Vorstellungsgespräch bei Gringotts und habe den Job bekommen." Überrascht reißt Harry seine Augen auf und fragt: "Als Fluchbrecherin?" Ich schüttle lächelnd meinen Kopf. "Nein, ich bin für die Kommunikation mit den Kobolden und die Organisation der Fluchbrecher zuständig. Nur selten muss ich diese begleiten." Eine Weile sieht Harry mich schweigend an, dann ergreift er wieder das Wort: "Pass bitte auf dich auf, wenn du in den Außendienst gehst." Ich lächele und verspreche es ihm. Wir plaudern noch eine Weile über die letzten Wochen. Um kurz nach zehn verabschiede ich mich und appariere nach Hause.

Anders als erwartet - Ein Dramione-AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt