06.The sorting hat

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"Trust is hard to come by. That's why my circle is so small and tight. I'm kind of funny about making new friends."
Eminem

Wir haben London hinter uns gelassen, es ist das erste Mal, dass ich die Stadt für längere Zeit verlasse, seit ich sieben oder acht war. 
Ich sitze allein in einem der Zugabteile, auf meinem Schoß liegt ein Buch und mein riesiger Koffer ist in dem Netz über meinem Kopf. 
Plötzlich höre ich einen Tumult vor der Tür.
"Ich wüsste nicht was du hier wolltest", höre ich eine mir bekannte Stimme zischen.
"Wahrscheinlich das gleiche wie du, Evans, ich suche Jona"
"Was willst du denn von ihr?", giftet Lily. Wow, die kann auch anders.
"Ich wollte nur mal nach ihr sehen", antwortet James ihr kühl.
Kurzes Schweigen.
"Potter, ich jag dir persönlich einen Fluch auf den Hals, wenn ihr sie in eine eurer bescheurten Aktionen verwickelt, verstanden?"
Grinsend schüttle ich den Kopf und stehe auf. Ich schiebe die Glastür bei Seite und sehe die beiden an.
Lily hat die Spitze ihres Zauberstabs auf James Brust gedrückt, hinter welchem drei Jungen stehen. 
"Ihr müsst euch wegen mir wirklich nicht streiten", grinsend lehne ich mich in den Türrahmen, fast so, wie Estah es immer macht.
Die Zwei fahren auseinander und schauen mich verwundert an, genauso wie die drei anderen Jungs, garantiert die Freunde, von denen James vor ein paar Tagen gesprochen hat.
Ich gebe zu, es ist schon ein gewaltiger Zufall, dass sie sich genau vor meinem Abteil getroffen haben.
"Oh...", entfährt es Lily, die ihren Zauberstab sinken lässt.
"Hi, Jo", ein Lächeln breites sich so schnell auf ihrem Gesicht aus, dass ich denke, ich gucke nicht richtig.
"Was gibts? Habt ihr Angst, dass ich unterwegs aus dem Zug falle?", breche ich das erneute Schweigen.
Einer der Jungen, ein größerer mit dunklen Locken und ziemlich graue Augen hat, lacht bellend auf. Irgendwie kommt mir das Lachen bekannt vor. Wieder ist da einer dieser flüchtigen Eindrücken, sofort habe ich wieder schattenhafte Bilder im Kopf aber wieder ist es nichts konkretes.
"Wir wollten nur gucken, dass du nicht vor Einsamkeit stirbst. Hey Jona", kommt es jetzt von James, ebenfalls am grinsen.
"Hat Ariana dich dazu gezwungen?". Alle außer Lily lachen, scheinbar kennen sie Ariana nur zu gut.
"Mehr oder weniger, sie sagte sie macht mir Weihnachten zur Hölle, wenn ich nicht auf dich aufpasse"
"Aufpassen?", fragt Lily unvermittelt.
"Du?"
Bevor James irgendwas erwidern kann sage ich schnell: "Wollt ihr noch länger hier stehen bleiben und euch streiten, oder kommt ihr rein?"
Das lassen sich die vier mir fast vollkommen fremden Jungen sich nicht zweimal sagen und setzen sich. Nur Lily bleibt draußen stehen und wirkt auf einmal unsicher.
"Alles okay?", frage ich sie.
"Ja aber eigentlich wollte ich fragen, ob du zu uns also den anderen Fünftklässlerinnen ins Abteil kommst."
Ich überlege kurz.
"Klar"
Lily Gesicht hellt sich ruckartig auf. Wir wenden uns zum gehen als der eine Junge, ich schließe aus dem was James mir erzählt hat, dass es Sirius ist: "Ist das dein Ernst, Joana?"
Ich reagiere nicht.
"Merlin, Tatze, sie heißt Jona, nicht Joana", Lily und ich hören, wie James sich mit der Faust gegen die Stirn schlägt. Wir kichern leise.
Ich drehe mich um als Sirius sich räuspert: "Ist das dein Ernst?"
Ich grinse breit, zucke die Schultern, zwinkernd sage ich schließlich:" Ich denke schon"
In meinem Abteil höre ich Gelächter. Lily und ich setzen unseren Weg durch den Zug fort, wobei mir auffällt, dass sich viele der Leute auf dem Gang umdrehen. Wahrscheinlich, weil ich neu hier bin. Oder hab ich einen riesigen Riss in der Hose?
Lily öffnet die Tür zu einem Abteil auf der linken Seite, indem noch drei andere Mädchen sitzen.
"Hey, Mädels. Das ist Jona, die Neue von der ich euch erzählt habe"
"Jona, dass sind... ach, sie sollen sich selber vorstellen. Sie sind alt genug", sie kichert und lässt sich auf einen der noch freien Sitze fallen. Vorsichtig nehme ich neben einem braun gebranntem Mädchen platz.
"Also...", beginnt das Mädchen neben Lily. Sie hat kinnlange, blonde Locken und große blaue Augen.
"Ich bin Emmeline Irina Vance aber du kannst auch Lina oder Emma sagen. Um ehrlich zu sein, ich find den Namen Emmeline viel zu lang."
Sie stöhnt und das Mädchen neben ihr muss lachen. Bestimmt irgendein Insider.
"Gut", japst sie zwischen ihren Lachern.
"Ich bin Olivia Hazel Jones", sie lächelt mich warm an. Mir fällt auf, dass sie kleine Grübchen in ihren rosigen Wangen hat, die von ihren langen, schwarzen Haaren umrahmt werden.
"Jetzt du", sie pickst das Mädchen neben mir mit dem Finger in die Seite, worauf diese auf quietscht.
Sie dreht sich etwas mehr zu mir: "Ich heiße Hanna Cicala und ja mein vermallerdeiter Vater ist Italiener"
Die anderen Mädchen verdrehen synchron die Augen, wahrscheinlich erwähnt Hanna das des öfteren.
"Kuchen?", Hanna hält mir ein Stück Kuchen, eingewickelt in eine Servierte hin.
"Danke"
"Der Imbisswagen war schon da und Hanna hat mal wieder den halben Wagen leer gekauft", lachend bedient Lily sich an einem Stapel Schokofrösche.
Moment... Kaufen. Geld. Verdammt!
"Ich glaub ich hab meine Tasche im Abteil vergessen"
"Oh. Soll ich mitkommen sie hohlen?", bietet Olivia mir an.
Ich winke ab: "Ich glaub ich find den Weg schon"
Rasch schiebe ich mich aus dem Abteil und gehe den Gang wieder zurück. In Gedanken gehe ich durch was in meiner Tasche ist. Das Geld, dass Estah mir gegeben hat. Mein Buch. Eine Phiole mit einem Trank gegen meine Schmerzen im Arm und mein Zauberstab. Ich sollte endlich mehr auf den Acht geben.
Ich höre das bellende Lachen von Sirius, schon bevor ich überhaupt in die Nähe meines Abteils komme.
"Da ist sie ja wieder", ruft James als ich die Tür öffne.
"Wir haben gewettet wie lange du es bei den Mädchen wohl aushälts".
"Und damit hab ich gewonnen", erwidert Sirius als er auf seine Uhr schaut.
"Genau drei Minuten"
"Hast du gar nicht", kommt es von James, worauf sie anfangen sich zu kabbeln.
Still sehe ich mich nach meiner Tasche um. Sie liegt neben dem kleinem, etwas pummeligen Jungen. Hastig greife ich danach und öffne sie.
Der Zauberstab liegt neben dem Geldbeutel. Und die Phiole? Oh Gott, bitte nicht! Ich bemerke wie der vierte Junge mich mustert, doch ich beachte ihn erst mal nicht. Ich bin zu sehr damit beschäftigt in Panik auszubrechen.
"Kann ich dir irgendwie helfen?", fragt er schließlich.
Normalerweise hätte ich nein gesagt aber in diesem Moment ist mir egal, was die Leute von mir denken. Gott sei Dank sind James und Sirius noch zu beschäftig mit ihrem Wortgefecht und beachten mich nicht.
"Ich suche ein kleines Fläschchen. Etwa so groß", mit Daumen und Zeigefinger stelle ich die Größe der Phiole dar.
"Wo hast du sie zu Letzt gesehen", fragt der Junge mit ruhiger Stimme.
"In meiner Tasche", ich merke wie ich an den Verschlüssen meiner Schiene herumspiele.
"Vielleicht ist sie runter gefallen", überlegt der Junge.
Mit den Augen suche ich den Boden ab. Nichts.
"Hier Moment, ich hab was", unter seinem Sitz zieht der Junge etwas hervor und reicht es mir. Tatsächlich ist es die Flasche mit dem Schmerzmittel. "
"Danke", obwohl ich gerade mal ein paar Sätze mit dem Typen gewechselt habe und mich nicht an seinen Namen erinnern kann, umarme ich ihn schnell.
Erleichtert betrachte ich die Philoe mit der türkisblauen Flüssigkeit.
"Jona, was hast du da?", höre ich James stimme, gerade als ich die Phiole wegpacken will.
Im Grunde ist es jetzt egal, die Leute hier würden mich wegen der Sache mit dem Fluch niemals für verrückt erklären.
"PrateriDolori, gegen die Schmerzen", ich deute auf meinen rechten Arm.
"Tut das immer noch weh?", fragt James. Scheinbar hat Ariana ihm davon erzählt.
Ich nicke und greife nach meinem Buch.
"Du gehst wieder?", James sieht mich verständislos an.
"Ja stell dir vor, so schrecklich sind die  Mädchen gar nicht", lachend verlasse ich das Abteil. Kaum bin ich ein paar Schritte gelaufen, höre ich die Stimme von Sirius: "Ich schwöre irgendwo hab ich die schon mal gesehen und mit ihr geredet"
"Ja Tatze, das war grad eben, als du sie Joana genannt hast", die Jungen lachen, doch dann spricht Sirius weiter: "Ich meins ernst, irgendwann vorher hab ich sie schon gesehen"
Mit schnellen Schritten entferne ich mich vom Abteil, da sich eine Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitet. Schließlich beeile ich mich zum Mädchenabteil zurück zu kommen. 
Dort plaudern wir über alles mögliche. Darüber wo die anderen Mädchen herkommen, in welches Haus ich wohl kommen werde. Hanna erzählt von ihrem Sommer, den sie in Italien verbringen musste, bei ihrer schrecklich durchgeknallten Familie (Allesamt Muggel und furchtbar abgergläubisch)
"Stellt euch vor und dann wollte meine Granny mich ernsthaft mit dem Enkel von ihrem Nachbarn verkuppeln"
Die Mädchen lachen.
"Jo, du musst wissen, normalerweise angelt unsere liebe Hanna sich jeden Typen, unglaublich, dass sie diesmal verzichtet hat", erklärt Emma mir.
Hanna grinst mir lasziv zu und wackelt mit den Augenbrauen, bevor sie fortfährt: "Ja aber der Kerl war höchstens elf und hat in seiner Freizeit ganz tolle Zaubertricks geübt. Aber ich glaub meine Cousine steht auf solche Freaks"
"Was ist eigentlich mit deiner Familie?", fragt Olivia als sie mir einen Schokofrosch reicht.
Ich zucke die Schultern: "Da gibts nicht viel zu erzählen. Ich wohne mir meiner Mum und meiner Schwester in London. Estah hat grad mit ihrer Ausbildung zum Auror angefangen und meine Mum arbeitet in der Buchhaltung von irgendeinem Unternehmen"
"Hast du nicht vorhin gesagt, deine Mum sei eine Hexe?", hakt Olivia nach.
Wieder zucke ich nur die Schultern: "Ja aber sie hat nie einen Hehl daraus gemacht und wir haben ganz normal gelebt. Sie glaubt die Zaubererwelt sei zu gefährlich."
"Da hat sie nicht ganz unrecht", murmelt Lily.
"Können wir über was anderes reden?", bittet Olivia.
"Komm schon Liv, du kannst es nicht einfach tot schweigen"
Olivia beißt sich auf die Lippe: "Ihr habt ja recht aber trotzdem..."
"Na gut, was glaubt ihr was für einen Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste sie dieses Jahr haben", wechselt Emma das Thema.
"Vielleicht mal jemand vernünftigen, jetzt wo wir unsere ZAG's haben", kommt es von Lily.
Die Mädchen erzählen mir von den letzten Lehrern, die sie in Verteidigung gegen die Dunklen Künste hatten. Laut Lily alles Katastrophen.
Vor den Fenstern wird es langsam dunkel.
"Ich glaub wir sollten uns langsam mal umziehen", schlägt Lily vor als sie auf die Uhr blickt.
"Wir sind in etwa einer halben Stunde da"
Eine halbe Stunde nur noch? Nervosität steigt in mir hoch und ein Kribbeln macht sich in mir breit. Meine Beine werden ganz wackelig und mein Mund trocken.
Wir holen meine Schuluniform aus meinem Abteil, indem die Jungs immer noch sitzen. Ich ziehe mich auf dem Klo um. Nur mit der schlichten schwarzen Krawatte habe ich Probleme.
"Komm her, Jo", sagt Lily als ich zurück ins Abteil komme und sie sieht wie ich mich mit der Krawatte beinahe stranguliere.
"Pass auf, so", Schritt für Schritt zeigt sie mir wie man das Teil bändigt, sodass ich am Ende einigermaßen passabel aussehe.
Ich mustere mein Spiegelbild kritisch im Fenster.
"Du siehst super aus", sagt Olivia und tritt neben mich. Mit schnellen Fingern steckt sie ihre Haare hoch und sucht meinen Blick im Fenster. Unsicher lächle ich ihr zu.
"Ach das wird schon. Machst du dir Sorgen in welches Haus du kommst?"
Ich nicke: "Ich würde gern nach Gryffindor kommen, weil... ich weiß auch nicht"
"Meine Schwester war da und ihr vier... Natürlich Ravenclaw oder Hufflepuff wären auch okay aber Slytherin... alle erzählen nur schlechtes darüber."
"Mach dir wirklich keine Sorgen", mitfühlend streicht sie mir über den Rücken.
"Wo auch immer du hinkommst, glaub mir du wirst da glücklich und außerdem glaub ich nicht, dass der Hut auf die Idee kommen würde dich nach Slytherin zu stecken"
"Wie kommst du darauf?", ich setze mich und packe die Phiole und meinen Zauberstab in die großen Taschen des Umhangs.
Olivia zuckt mit den Schultern: "Keine Ahnung aber du erscheinst mir einfach viel zu nett"
Der Zug kommt ratternd zum stehen. Lily verabschiedet sich von uns, da sie als Vertrauensschülerin das Aussteigen beaufsichtigen soll.
"Ach und Jona?", sie streckt den Kopf noch einmal ins Abteil.
"Am besten bleibst du bei den Mädels, oben am Schloss wartet die McGonagall auf dich und die wird dir schon sagen wie es weiter geht.", damit verschwindet sie.
Wir quetschen uns aus dem Zug und bahnen uns dann einen Weg durch das Meer der Schüler, bis wir schließlich vor einer riesigen Kolonne aus pferdelosen Kutschen stehen.
"Ist das... Magie?", flüstere ich Olivia zu.
Diese kichert leise.
"Nein, die Kutschen werden von Testralen gezogen. Kannst du sie nicht sehen?"
Was auch immer Testrale sind, ich kann sie wohl nicht sehen.
"Kommt schon ihr zwei!", ruft Emma, die sich zusammen mit Hanna schon in die nächst beste Kutsche gekrallt hat.
Kaum haben Olivia und ich uns gesetzt, kommt Lily herein und zieht die Tür hinter sich zu.
"Ich schwörs euch, diese Erstklässler werden von Jahr zu Jahr frecher", stöhnt sie.
"Tja, was musst du dich auch immer so brav verhalten", erwidert Hanna.
"Ich hab dich ja gewarnt".
Die Kutsche setzt sich in Bewegung.
"Pass auf, Jona, gleich siehst du zum ersten Mal Hogwarts", sagt Lily und ein strahlendes Lächeln huscht über ihre Lippen.
Ich sehe aus dem Fenster. Um uns herum herrscht Dunkelheit, die nur vereinzelt von Laternen unterbrochen wird.
"Hier müsste es sein..."
"WOW", das Schloss was oben auf dem Hügel thront ist einfach riesig, atemberaubend, unbeschreiblich und wundervoll. Ich klebe mit meinem Gesicht fast an der Scheibe der Kutsche.
Plötzlich spüre ich ein Stechen im Hinterkopf und schon zum zweiten Mal habe schattenhafte Bilder vor Augen. Was soll das denn?
Ich schüttle den Kopf leicht, um das Stechen zu vertreiben. Irritiert blinzle ich und dann ist es plötzlich vorbei.
"Alles okay bei dir?", Lily sieht mich verwirrt an.
"Ja, ja... alles ist okay. Ich war nur gerade..."
"Beeindruckt"
"Baff"
"Ungläubig", schlagen Hanna und Olivia abwechselnd vor.
Ich grinse: "Das trifft es ziemlich genau"
Die Kutsche hält vor dem Schloss und wir steigen aus. Die Mädchen nehmen mich in die Mitte und bugsieren mich zum Eingangsportal, das weit geöffnet ist. Inzwischen bin ich so nervös wie damals, als ich bei meinem ersten Konzert gespielt habe. Eine ältere Hexe wartet dort auf uns, ein einziger Blick auf sie sagt mir, dass ich mich besser nicht mit ihr anlegen sollte.
"Das da", flüstert Olivia mir zu und deutet mit dem Kinn auf die Hexe.
"Ist Professor McGonagall, die stellvertretende Schulleiterin, Lehrerin für Verwandlung und Hauslehrerin von Gryffindor"
"Sieht ganz schön streg aus, wenn du mich fragst"
Olivia nickt und Emma setzt hinzu: "Ohjaa, die kann ganz schön mies werden"
"Aber sie ist eine sehr gute Lehrerin", verteidigt Lily Professor McGonagall, welche in diesem Moment die Stimme hebt.
"Miss Hill"
Verschreckt zucke ich zusammen.
"Ja, Professor".
"Bitte hier her. Mädchen sie können schon in  die Große Halle gehen."
Ich stelle mich zu Professor McGonagall und versuche meine wackeligen Beine zu ignorieren. Von nahmen sehe ich die kleinen Fältchen in ihrem Gesicht, ich schätze sie etwa auf mitte 50.
"Hatten Sie eine gute Reise?", fragt sie aber ich glaube in Wirklichkeit interessiert es sie nicht. Trotzdem nicke ich: "Ja, Ma'am"
"Gut, Sie werden vorläufig die fünfte Klasse besuchen. In wenigen Wochen werde wir sehen, ob Sie diesem Niveau entsprechen. Bitte folgen Sie mir"
Stumm nicke ich und folge Professor McGonagall in einen kleinen Raum, in der Nähe der Großen Halle.
"Die Erstklässler werden gleich kommen, Sie werden hier mit ihnen auf die Einteilungszeremonie warten"
Mit diesen Worten verschwindet sie, einfach so. Allein stehe ich in der Kammer und sehe mich um. In der Ecke steht ein Eimer und ein Wischmob. In dem Regal über mir befinden sich diverse Putzmittel und Schwämme.
Die Person, die das ganze Schloss putzen muss, tut mir wirklich Leid. Die Minuten vergehen schleichend, was dazu führt, dass meine Nervosität immer schlimmer wird. Ich bin versucht meine Schiene abzunehmen, da mein Arm furchtbar am juckt. Trotzdem lasse ich sie dran und spiele nur an den Verschlüssen herum.
Was würde eigentlich passieren, wenn ich keins der Häuser passe? Würde man mich wieder nach Hause schicken?
Im Grunde wäre das nicht schlimm aber ein Teil von mir, der Teil, der nur in verschwommenen Bildern mit mir spricht, sträubt sich gegen den Gedanken wieder nach Hause zu fahren.
Schließlich wird die Tür geöffnet und Professor McGonagall kehrt zurück mit einer Schar verschüchterter Erstklässler.
Sie erklärt ihnen, dass sie hier warten sollen, bis die Zeremonie beginnt und ist dann genau so schnell verschwunden, wie eben. Einige der Schüler mustern mich skeptisch. Klar, ich bin schließlich deutlich älter als sie und auch ein ganzes Stück größer.
Aber Gott sei Dank, sind die meisten der Erstklässler viel zu aufgeregt, um sich über mich Gedanken zu machen.
Die Zeit scheint noch langsamer zu vergehen als vorhin. In Gedanken zähle ich bis Hundert, fast dreimal. Als ich zum dritten mal bei 87 bin, öffnet sich die Tür zur Kammer ein weiteres Mal.
"Alles ist für Sie vorbereitet. Stellen Sie sich bitte hintereinander auf und folgen sie mir nun in die große Halle. Miss Hill, sie gehen bitte ans Ende der Reihe"
Etwas anderes hatte ich auch nicht vor, denn wenn ich irgendwo in der Mitte der Erstklässler laufen würde, würde ich noch mehr auffallen als ich es jetzt schon tue.
Im Gänsemarsch folgen wir Professor McGonagall aus der kleinen Kammer und durch einige Korridore, bis wir vor einer riesigen Flügeltür stehen. Mit einem Schwung ihres Zauberstabs öffnet McGonagall die Türen. Schweigend folgen wir ihr weiter hindurch. Der Anblick der sich uns bietet ist unglaublich.
Erstens ist die Halle einfach mal riesig. Für jedes Haus gibt es einen Tisch, sowie einen Lehrertisch an der Stirnseite der Halle. Zweitens wird die Halle von schwebenden Kerzen erleuchtet und drittens, dass unglaublichste von allem was ich je gesehen hab, ist die Decke. Scheinbar ist diese verzaubert, da sie aussieht wie der Nachthimmel draußen. Nicht nur ich bin beeindruckt, dass kann deutlich am Raunen hören kann, dass durch die Reihe der Erstklässler geht. Ich wende meinen Blick von der Decke ab, da ich Angst habe zu stolpern, wodurch die anderen Schüler mir noch mehr Aufmerksamkeit schenken würden. Aber im Gegensatz zu den wenigen Erstklässlern, die mich gemustert haben, sind die Blicke der älteren Schüler viel mehr neugierig. Ich sehe wie mir Olivia, Emma, Lily und Hanna mir begeistert vom Gryffindor Tisch zuwinken. Ich lächle schwach und stelle mich, vorm Lehertisch angekommen, neben eine winzige, blonde Erstklässlerin.
Vor uns steht ein dreibeiniger Hocker, auf dem ein zerlumpter und arg geflickter Hut. Gebannt starren sämtliche Schüler auf den Hut. Irritiert blicke ich die Reihe der Erstklässler entlang, von denen nur die wenigsten auf den Hut schauen, viel mehr sind sie damit beschäftigt zur verzauberten Decke auf zuschauen oder den Boden eingehend zu mustern.
Da beginnt plötzlich etwas zu singen. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht zusammen zu zucken. Es dauert einige Sekunden, bis ich begreife, dass der Hut singt. Sowie der Rest der Schüler lausche ich dem Lied gebant. Im Grunde fasst der Hut zusammen wofür die einzelnen Häuser stehen. Erst als der Hut geendet hat und donnernder Applaus aufbrandet, tritt Professor McGonagall vor, in der Hand eine lange Liste.
"Wenn ich euren Namen aufrufe, kommt ihr nach vorne, setzt euch den Hut auf den Kopf, der dann entscheidet in welches Haus ihr kommt", erklärt sie überflüssigerweise. 
"Abrian, David"
David Abrian tritt nach vorne und setzt sich und zieht den Hut über, hätte der kleine Junge nicht so riesige Segelohren, dann würde ihm der Hut übers komplette Gesicht rutschen. Eine kurze Weile, herrscht vollkommenes Schweigen, bis der Hut schließlich: "RAVENCLAW", ruft. Wieder brandet Applaus auf, während dem David sich den Hut abzieht und sich zu den Ravenclaws setzt. So geht es weiter, bis alle Erstklässler verteilt sind. Nur noch ich stehe vorne und alle, ausnahmslos alle Augen sind auf mich gerichtet.
Unnötigerweise ruft Professor McGonagall mich trotzdem auf: "Hill, Jona Maria"
Meine Beine sind nun nicht mehr wackelig, sonder fühlen sich so an als würden sie gleich versagen. Ich setze mich auf den Hocker und ignoriere, die Tatsache dass ich das Gefühl habe mich gleich übergeben zu müssen. Entschlossen ziehe ich mir den Hut auf, der mir sogleich bis über die Augen rutscht.
"Sieh an, sieh an", höre ich eine piepsige Stimme in meinem Kopf.
"Die kleine Jona, du bist aber groß geworden", das Kichern des Hutes ist noch höher als seine Stimme.
Ich glaub sie verwechseln mich mit meiner Schwester, ich war noch nie hier.
"Ich verwechsle dich nicht mit der lieben Estah. Ich muss sagen du hast dich nicht sehr verändert. Immer noch Angst vor Aufmerksamkeit aber loyal und gut. Und immer noch Mut, sehr viel Mut, wenn es um das geht was dir am Herzen liegt... Andererseits bist du auch nicht dumm mein Kind... "
Immer noch? Nicht sehr verändert? Was meinst du damit?
"Das musst du selber heraus finden aber bis dahin lassen wir es wie gehabt...du kommst nach... GRFFINDOR", verblüfft reiße ich mir den Hut vom Kopf. Wenn das mal keine Schräge Erfahrung war! Strahlend vor Glück laufe ich zum Gryffindor Tisch, die von allen Häusern am begeisterten klatschen. Fast so wie beim Abend des Konzertes.
Ich quetsche mich zwischen Emma und den Jungen, der meine Phiole gefunden hat, Emma umarmt mich sofort stürmisch, obwohl wir uns erst seit wenigen Stunden kennen. Der Junge neben mir, ich erfahre, dass er Remus heißt, klopft mir anerkennend auf die Schulter und James und Sirius pfeifen durch die Finger.
"Siehst du, du bist viel zu nett für eine Slytherin", ruft Olivia mir über das Getöse hinweg zu.
Am Kopf der Halle hat Dumbledore sich erhoben, schlagartig verstummen die letzten Gespräche. Der Schulleiter blickt wohlwollend in die Runde und ich könnte schwören, dass er mir zuzwinkert.
"Nun, bevor ich euch mit dem Geschwätz eines alten Mannes belästige, möchte ich folgendes loswerden. Haut rein!", dann setzt er sich wieder. Als einzige sehe ich noch zu ihm hoch.
"Ey, Jo, probier mal, hier", Emma stubst mich an und hält mir eine Schüssel Bratkartoffeln hin. Zu meinem Erstaunen muss ich feststellen, dass die Tische nur so vor dem Gewicht der plötzlich aufgetauchten Schüsseln und Schalen ächzen.
"Danke", ich nehme die Schale an und tue mir Kartoffeln auf.
"Mensch Em, jeder weiß doch, dass die Pastete viel besser ist als die Bratkartoffeln", entrüstet sich Hanna, die mir gegenüber neben Lily sitzt.
"Sorry aber Nierenpastete ist echt nicht so meins, Hanna".
"Jona, gib mir mal die Kartoffeln", höre ich James einige Plätze weiter rechts rufen. Ich tue wie mir geheißen. Eine ganze Zeit ist dann kaum ein Wort zu hören, da die meisten viel zu beschäftigt sind, sich Unmengen von Essen reinzuschaufeln, es ist aber auch wirklich zu lecker.
Erst als der Nachtisch aufgetischt wird, werden die ersten richtigen Gespräche wieder laut. Ich unterhalte mich mit Lily und den anderen über dies und jenes, bevor Dumbledore sich zum zweiten Mal erhebt.
Diese Rede ist deutlich länger als die andere. Langsam merke ich, wie müde ich tatsächlich bin.
Schließlich stehen alle auf. Hanna fasst mich am Arm, um mich nicht zu verlieren. Lily muss sich wieder um die Erstklässler kümmern. Zusammen mit Em, Olivie, James, Sirius und dem pummeligen Jungen, der Peter heißt, führt Hanna mich unzählige Treppen und Korridore entlang. Wie ich mir den Weg nur jemals merken soll, ist mir ein Rätsel.
Schließlich stehen wir vor dem Portrait einer fetten Dame, im rosa Seidenkleid.
"Passwort?", fragt diese gelangweilt. Richtig, das Portrait redet. Wie um zu unterstreichen, dass es sich auch bewegen kann, glättet die fette Dame die Falten ihres Kleides. Das sich die Bilder bewegen können hab ich eben schon mitbekommen, dabei hab ich mich mal wieder richtig erschrocken und bin James heftig auf den Fuß getreten, was alle einschließlich ihm ziemlich witzig fanden.
"Watschelnde Teetassen", sagt Hanna selbstsicher, worauf das Portrait aufschwingt und den Blick auf einen großen, gemütlichen Raum frei. Nacheinander klettern wir durch das Portraitloch.
Einige der Gryffindors haben es sich schon auf den Sessel und Sofas vor dem Kamin gemütlich gemacht.
"Ich glaub wir gehen besser schon mal hoch, oder? Dann haben wir genug Zeit zum auspacken", schlägt Olivia vor.
James und Sirius flätzen sich bereits auf einem der Sofas.
"Immer so vernünftig. Ich glaub langsam färbt Evans auf dich ab, Liv", stöhnt Sirius.
Als Erwiderung streckt Olivia ihm nur die Zunge raus. Lachend wünsche ich den Jungs eine gute Nacht, dann folge ich den anderen Mädchen, zu einer Wendeltreppe.
"Ach und Jo", ruft James quer durch den Gemeinschaftsraum, worauf einige der Schüler sich nach mir umsehen.
"Ja?", auf der ersten Stufe drehe ich mich noch einmal um.
"Wenn du Estah schreiben solltest, könntest du ihr sagen, sie soll Ariana ausrichten, dass du noch heile bist?"
"Mal sehen, wie du dich benimmst James, vielleicht sag ich ihr auch, dass du ganz furchtbar bist"
Ich höre Sirius lachen: "Damit wäre Weihnachten für dich gelaufen, Krone"
Immer noch grinsend laufe ich die letzten Stufen hoch. Vor mir erstreckt sich eine Reihe von Türen. Eine ist nur angelehnt, weswegen ich direkt auf diese zugehe. Bei nährem hinsehen, erkennt man die kleine goldene fünf,die etwa auf Augenhöhe angebracht ist.
In dem runden Raum, befinden sich die anderen Mädchen bereits.
"Irgendwie haben wir dich verloren", entschuldigend blickt Em mich an.
Ich winke ab.
"Das da", beginnt Olivia jetzt "Ist dein Bett"
Sie deutet auf das fünfte Bett, in der Nähe einer weiteren Tür (vielleicht zum Badezimmer?)
Müde werfe ich mich in die weichen Kissen des Himmelbettes mit den roten Vorhängen. Überhaupt ist auffallend, dass auch im Gemeinschaftsraum alles in rot und gold gehalten ist.
"Das liegt daran, dass rot und Gold die Gryffindor-Farben sind", erklärt Em als ich sie danach frage.
"Und wenn du duschen willst, dann mach es besser jetzt, bevor Hanna das Bad besetzt"
"Merlin, so schlimm bin ich doch gar nicht"
"Oh doch", kommt es gleichzeitig von Olivia und Em, worauf wir wieder in Gelächter ausbrechen.
Nachdem ich kurz geduscht und mir die Zähne geputzt habe (Das Bad ist einfach riesig), packe ich wie die anderen meine Sachen aus. Klamotten in die Kommode vor dem Bett, den Rahem mit dem Bild von Estah und mir auf den Nachttisch und die Leinwand mit den Fotos meiner Klasse übers Bett.
"Sind das deine Freunde?", fragt Lily neugierig als sie hineinkommt und die Fotos sieht.
Ich nicke: "Ja, mein Klasse"
"Du vermisst sie jetzt schon, oder?"
"Woher weißt du?", frage ich sichtlich verdutzt.
Lily lächelt mir freundlich zu: "Die Art wie du dir grade die Fotos angesehen hast"
"Ja, ich glaub ich vermisse sie jetzt schon, ich kenne sie seit ich elf bin und irgendwie... die Meisten, standen immer hinter mir"
Lily legt mir mitfühlend einen Arm um die Schulter:"Klar vermisst du sie aber du wirst bald sehen, wir sind auch gar nicht so schlimm"
Das hoffe ich doch. Ich glaube zwölf Uhr ist schon lange durch alle mit auspacken fertig sind und wir das Licht löschen.
Ich kuschle mich in mein warmes Bett und mir wird klar, dass mir eine wirklich gute Zeit bevor steht. Dass es sich gelohnt hat das alles hinter mir zu lassen. Für einen Moment denke ich wieder an die Worte des Sprechenden Hutes. Du hast dich nicht sehr verändert. Das musst du selber rausfinden, und dann sind da noch diese schattenhaften Erinnerungen, die immer häufiger auftauchen.
Verwirrend, wirklich verwirrend.

Jona  (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt