30. Last will

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“We are not always what we seem, and hardly ever what we dream.”
Peter S.Beagle, The last Unicorn

Eigentlich hatte ich gedacht, dass die Schulwoche ganz ruhig und geregelt ihren Lauf finden würde. Wie gesagt ich hatte es gedacht, oder viel mehr gehofft. Aber nein. Schon am Montagmorgen, war ich zu spät dran, musste das Frühstück ausfallen lassen und verpasste trotzdem die ersten Minuten Zauberkunst. Dafür durfte ich in der nächsten Stunde einen Vortrag halten.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich wirklich nicht damit gerechnet, dass ich so schnell wieder in meinen Alltag rein gezogen wurde. Es kam mir vor wie ein endloser Strudel der alles andere verschluckte. Unterricht, Mittagessen, Nachmittagsunterricht, Hausaufgaben, ZAG Wiederholung. Ich gebe zu, ich ertrank fast in der ganzen Arbeit.
Und so wunderte es mich, dass schon bald Februar war. Gut, seien wir ehrlich. Das Datum überraschte mich.

"Also, ich denke - wir werden ganz gut durch kommen, wenn wir heute Morgen bis halb zwölf die Kapitel über die Heimlichkeitszauber durchgehen und uns dann nach dem Mittagessen, die Zaubertrankvorgaben mal ansehen.", Lily ist voller Eifer dabei uns den Samstag zu vermiesen.
Offenbar bin ich nicht die einzige, die das so sieht, denn mit einem geräuschvollem Klong legt Hanna ihren Löffel in die Müslischale, während Liv zeitgleich ihren Kopf auf meine Schulter fallen lässt. Em kann sich das Lachen kaum verkneifen.
"Lily?", frage ich zaghaft und unterbreche sie dabei in ihrem Monolog.
Es ist fast so als wäre sie überrascht von meiner Anwesenheit: "Ehm ja?", sie blinzelt kurz.
"Hast du nicht was vergessen?".
Zwei Herzschläge lang starrt sie auf mein Gesicht, fast so als hätte ich dort einen Fleck. Ich reibe mir über die Stelle an der Wange. Nichts.
"Stimmt, ich wollte heute die Silbentabelle aufteilen und die ersten Abschnitte auswendig-"
"Halt, halt Stopp!", Hanna sieht Lily böse an. Perplex hält diese Inne: "Was ist?"
"Wir haben heute etwas vor!", sagt Liv leicht angenervt.
"Okay eher gesagt hat Gonni heute was mit uns vor", präzisiert sie dann mit freundlicherer Stimme.
Irritiert blinzelt Lily: "Echt?"
Hanna greift in ihre Umhangtasche und zieht einen arg zerfledderten Handzettel hervor.
Erwartungsvoll sieht Em Lily an: "Wir haben heute Berufsberatung"
Einige Sekunden sagt niemand etwas. Dann schlägt Lily sich die Hände vors Gesicht: "Nein! Nein! Nein!!"
Wir anderen sehen uns irritiert an.
"Das wirft meine ganze Planung durcheinander", beschwert Lily sich.
Hanna greift nach dem Zettel und steckt ihn wieder zurück: "Wenn es das nur ist", murmelt sie dann düster.
"Aber, wann? Wann wurde das festgelegt?", fragt Lily und echte Verzweiflung liegt in ihrer Stimme.
Ich verziehe das Gesicht: "Nach den Ferien? Du erinnerst dich an diese ganzen Broschüren, die im Gemeinschaftsraum herumliegen?", frage ich.
"Aber-Aber - Ich dachte-"
Man könnte meinen irgendetwas schlimmes wäre geschehen. Allerdings ist mir aufgefallen, dass viele aus unserem Jahrgang in letzter Zeit seltsam benehmen. Laut Gideon ist das der allgemeine Prüfungsstress, der den Leuten zu schaffen macht, also eigentlich nichts ernstes.
Doch wenn ich mir Lily so ansehe. Man könnte meinen ihr Kaninchen wäre gerade überfahren worden. Oder man hätte ihr erklärt, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Irgendetwas von Grund auf erschütterndes und nicht die Tatsache, dass sie heute weniger Zeit zum lernen hat.

Ich schenke mir eine Tasse Kaffee ein und höre dann anderen bei ihrem Gespräch über die verschiedenen Berufe zu.
"Ich würde gerne irgendwas mit Mode und Stil machen", erklärt Hanna.
"Aber-", setzt sie dann hinzu.
"Ich will nicht in so einem schimmeligen Laden in der Winkelgasse landen"
Em, die vor diesem Einwand aussah als wolle sie etwas sagen, lehnt sich ein Stück in der Bank zurück.
"Journalismus?", schlägt Liv dann vor.
Hanna grinst: "Ich sag MacGonagall einfach, dass ich das machen will was Johanna macht"
"Johanna?", fragt Liv, die nicht auf Slughorns Party war.
"Johanna Reed?", fragt Em und kratzt sich am Hinterkopf.
"Okay jetzt weiß ich wie wir das machen", wirft Lily ein, die die letzten paar Minuten nicht am Gespräch teilgenommen hat.
Etwas verwirrt drehen wir uns zu ihr um: "Was weißt du jetzt?", frage ich und ahne bereits Böses.
"Wir nehmen die Zauberkunstsachen einfach mit vor McGonagalls Büro", ihre Augen leuchten. Wir anderen wechseln einen mitleidigen Blick und Liv murmelt: "Oh Lily"

Jona  (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt