41. Broken

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Part II - The havoc | Frühling 1978

"The best way to not get your heart broken, is pretending you don't have one."
Charlie Sheen

Der Gurt des Geigenkastens auf meinem Rücken schneidet mir in die Schulter. Wieder und wieder rücke ich ihn zu Recht, doch es wird einfach nicht bequemer. Vermutlich würde ich an der Stelle an der er sitzt heute Abend einen tiefen Striemen finden.

Heute Abend, denke ich und versuche mich mit dem Gedanken an den warmen Gemeinschaftsraum aufzuheitern.
Der kalte Wind macht mir einen Strich durch die Rechnung. Ich eile die engen Gassen hinunter. Estah war der Meinung ich müsste zurück zur Schule und nur zu dankbar nahm ich das als Vorwand die unbekannte und ziemlich kleine Trauergemeinschaft hinunter mir zurück zu lassen.
Estah auf dem stürmischen Friedhof  zu verlassen, am noch offenem Grab ihres Verlobten, kam mir falsch und kaltherzig vor. Und gewiss, das war es auch. Aber es war mir einfach zu viel gewesen. Die dritte Beerdigung innerhalb von zwei Monaten. Estah verstand das nur zu gut, dass hatte man ihr angesehen. Bevor ich ging hatte sie mir den Geigenkasten gereicht, wieder mit den scheinbar nie versiegenden Tränen in den Augen.
"Pass darauf auf", hatte sie gesagt.
"Ich will nicht, dass es in die falschen Hände gerät". Gleich darauf hatte sie mir kurz angebunden erklärt, dass sie morgen aufbrechen würde. Irgendetwas geheimes, in Dumbledores Auftrag.
In ihren Augen hatte etwas geflackert, was ich noch nie zu vor gesehen hatte. Angst aber auch eine unglaublich Entschlossenheit. Das hatten die Todesser aus meiner Schwester gemacht, dem Mädchen neben dem das Ego von Sirius Black winzig erschien.
Ich glaube, der Tag an dem sie von der Ermordung Benjamins' durch die Todesser erfuhr, war der Tag an dem ein Teil in ihr für immer zerbrach.
Vor über einem Jahr hast du dich gefragt, was dich brechen wird und was Estah brechen könnte. Was euch alle zerbricht, erinnere ich mich mit einem bitteren Geschmack im Mund wie Galle.

Ich hatte Gideon davon erzählt.
"Vermutlich ist es mehr als ich zugeben möchte, mehr als ich weiß", hatte er geantwortet.
Er hatte mich in den Arm genommen und eine Weile hatten wir schweigend auf seinem Bett gelegen. Wie Recht er damals hatte. Hätte ich nie gedacht.

Während ich in einen einsamen Hinterhof haste, schwirren mir seine Worte im Kopf herum und mit einem Mal sehne ich mich furchtbar nach ihm. Nach seiner positiven Art, denn mal abgesehen von den ziemlich düsteren Worten, ist er der Optimist von uns zweien.
Erneut schultere ich den Geigenkasten und umklammere den Ledergurt fester. Ich halte die Luft an und drehe mich auf der Stelle. Hogsmeade, denke ich. Ich stelle mir die Läden vor und fokussiere mich schließlich auf die Schwelle des Honigtopfes. Es klappt. Ich habe das Gefühl durch einen Schlauch gezwängt zu werden. Die verbliebene Luft wird aus meinen Lungen gepresst und als ich das Gefühl habe zu ersticken, hört es ruckartig auf.
Elegant wie eh und je stolpere ich auf eine lehmige und matschige Straße. Hinter dem Honigtopf. Wenigstens bin ich in Hogsmeade und nicht irgendwo anders. Kalter Regen prasselt auf mich herab und der Wind ist noch unerbittlicher als der in London. Frühling in Schottland, denke ich missmutig und ziehe mir die Kapuze meines Umhangs tiefer ins Gesicht.
Auf dem Weg hoch nach Hogwarts trete ich in fast jede Pfütze und als ich schließlich im Schloss ankomme sehe ich aus als hätte ich ein Bad im See genommen. Mein Umhang, mein Kleid, meine Strumpfhose so nass, dass ich eine Wasserspur bis in die große Halle hinter lasse.
"Wow, was ich mit dir passiert", erschrocken blickt Remus mich an, bevor er ein Stückchen rückt um Platz auf der Bank zu machen. Ich lasse den Umhang hinter mich fallen, lege den Geigenkasten behutsam dazu und quetsche mich dankbar auf die Bank.
"Ruft den Tierschutz, wir haben einen entlaufenen Panda", scherzt James halbherzig. Lily knufft ihn in die Seite: "Alles klar bei dir?"
"Mmmrmpf", mache ich, streife die mit Schlamm bespritzten Ankleboots ab und kippe sie hinter mir aus. Ein Wasserschwall ergießt sich über den Boden. Lily lächelt und verdreht die grünen Augen, bevor sie den Zauberstab schwingt. Erst um mich zu trocknen und danach den Boden. Hanna, die neben mir sitzt wischt mit einem Taschentuch in meinem Gesicht herum.
"So ist es besser", murmelt sie leidlich zufrieden.
"Ich seh keine Unterschied", behauptet Sirius mit todernster miene. Ich verdrehe die Augen und Liv schlägt ihm auf den Arm.
"Also, wie gehts dir?", Lily legt ihre Hand auf meine. Ich zucke die Schultern.
"Besser als Estah", erkläre ich dann.
"Und James, ich soll dir von Ariana sagen, dass sie wegen Weihnachten immer noch sauer ist und nicht ansatzweise daran denkt, dir die Karte zurück zu geben. "
James schnaubt: "Das hat sie gesagt?"
Ich nicke: "Ja aber ich hab den sadistischen Unterton in ihrer Stimme weggelassen".
Entnervt seufzt er: "Man kann ihr aber auch gar nichts recht machen."
"Leute, wir müssen los", mit einem Blick auf ihre Uhr meldet Em sich zu Wort.
"Doppelstunde Verwandlung", seufze ich. Hanna legt mir den Arm um die Schulter: "Das stehst du durch, schon vergessen, heute werden Haare gefärbt", das Funkeln in ihren Augen ist nicht so wie früher, weniger unbeschwert und erwartungsvoll.
Ich verdrehe die Augen und schlüpfe in meine Schuhe, zum umziehen habe ich keine Zeit mehr.
Verwandlung und Zauberkunst sind die einzigen Fächer, die wir alle zusammen haben. Obwohl nein. Peter hat damals keinen ZAG in Verwandlung geschafft, allerdings stört mich das eher weniger.
"Wehe du machst meine Haare wieder grün", drohe ich und schultere den Geigenkasten und lege meinen Umhang über minen Arm.
"Diesmal zaubern wir dir einfach Gänseblümchen hinein und du gehst als Wiese durch", scherzt Liv.

Jona  (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt