19.The unknown

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"It always amazes me how when we're sure we've lost something for good, it winds up finding us"
Nicole Wiliams, Crush

Ich soll dir das von Remus geben, krakelt James auf die Ecke meines Geschichtsbuches. Müde hebe ich meinen Kopf von den Armen. Verwirrt starre ich zwischen James und dem Gekritzel hin und her. Mein müdes Hirn will nicht ganz begreifen. Fragend blicke ich zu James und reibe mir einmal über die Augen. Ich könnte schwören, dass ich gerade geschlafen habe. Hanna tut jedenfalls genau das.
"Was willst du?", forme ich mit den Lippen und lese mir immer wieder die Worte auf meinem Buch durch.
Jetzt guckst auch James verwirrt. Ich deute auf die Worte die er geschrieben hat. Dann kritzle ich Was sollst du mir geben?, unter den ersten Satz.
"Oh", murmelt James. Ich verdrehe die Augen und schlage mir die Hand vor die Stirn. Typisch James.
James leert den Inhalt seiner Umhangtaschen auf dem Tisch aus. Einen Moment lang frage ich mich wie der ganze Kram in die Taschen passt. Stirnrunzelnd betrachte ich das seltsame Sammelsurium aus kahlen Federn, Papierschnipseln, winzigen Bleistiften, einem Schnatz, einer Hand voll Bonbons, einem gesprungenem Erinnermich, Schokoladenpapier,  einem Spiegel (Ernsthaft? ist er wirklich so eitel? Fehlt nur noch, dass Mascara und Lippenstift auspackt!) und mehreren Pergamentfetzen. 
Zielsicher schnappt er sich die diversen Pergamentschnipsel und lässt das restliche Zeug wieder in den Untiefen in seiner Taschen verschwinden.
Ich lege meinen Kopf wieder auf die Tischplatte und versuche meine Augen daran zu hindern wieder zu zufallen. Langsam sortiert James die Zettel. Über einigen schüttelt er grinsend den Kopf und über anderen runzelt er die Stirn. Schließlich findet er offenbar das was er sucht. Stolz reicht er mir den am schlimmsten zerknüllten Zettel.
"Was ist das?", flüstere ich. Auf dem Pergament ist rein gar nichts zu sehen.
Mit gerunzelter Stirn drehe ich ihn in den Händen. Obwohl... Remus... ein Fetzten Pergament. Achso! Der Zettel den ich ihm schon vor Wochen gegeben habe.
Okay, kritzle ich über ein Bild irgendeines Koboldanführers. Ich lehne mich auf meinem Stuhl nach Hinten und suche Remus' Blick. Aus dauert eine ganze Weile bis er mich bemerkt, was vielleicht auch daran liegt, dass er ein paar Plätze weiter sitzt und dass er der einzige ist, der mitschreibt. Doch schließlich bemerkt Sirius mich und stubst schließlich Remus an. Ich wedle mit dem Zettel herum und forme mit den Lippen stumm das Wort: "Danke"
Von der anderen Seite des Raumes schenkt Remus mir ein Lächeln und reckt den Daumen in die Höhe. Dann wendet er sich wieder seinen Notizen zu. Schon faszinierend, dass er der einschläfernden Wirkung von Bins Stimme einfach so widerstehen kann. Sirius neben ihm verdreht die Augen und wendet legt dann seinen Kopf dann wieder auf seine Schultasche. Ich sehe mich um, der Rest der Klasse ist ähnlich motiviert. Die meisten scheinen zu schlafen oder dösen vor sich hin.

Schließlich klingelt es endlich zur Pause. Auf dem Gang holt Remus mich ein.
"James hat dir den Zettel gegeben?", eine rhetorische Frage.
Ich nicke, während Lily und Hanna synchron fragen: "Welcher Zettel?"
"Unwichtig", sage schnell und wende mich Remus zu.
"Hast du was rausgefunden?"
Ich sehe das Leuchten in seinen Augen: "Ja"
"Und was?", dränge ich ungeduldig und spüre wie meine Fingerspitzen anfangen zu Kribbeln.
"Komm mit", am Arm zieht er mich aus dem großen Gang, indem sich die meisten Schüler drängen. Hanna, Lily, Em und Liv folgen uns. In einem schmalen Seitengang ohne Portraits aber dafür mit einem hässlichem Perserteppich bleibt Remus schließlich stehen.
"Los jetzt sag schon!", ungeduldig lasse ich die Verschlüsse der Schiene auf und zu schnappen.
"Moment, Moment", ganz entspannt nesteld Remus an der Schnalle seiner Schultasche herum.
"Mal langsam mit den jungen Hippogreifen", kommt es von Em, deren Anwesenheit ich schon vollkommen verdrängt habe.
"Worum geht es hier?"
Uuups, ich glaub ich hab noch gar nichts von dem Zettel erzählt. Hastig erzähle ich von dem Tag an dem Estah und ich meine Sachen aus der Victoria Lane geholt habe. Ein paar mal verhaspele ich mich beim sprechen. Doch schließlich ist alles erzählt und Remus hat seine Tasche endlich geöffnet und ein dickes in Leder gebundenes Buch hervorgeholt.
Neugierig beugt Em sich darüber und mustert es eingehend: "Ist das aus der verbotenen Abteilung?".
Mit den Fingern wischt sie die dünne Staubschicht herunter, um den Titel zu lesen.
"Le chiffrage clandestin", liest Liv vor.
"Ist das Französisch?", fragt sie dann.
Langsam nickt Lily: "Ja clandestin ist das nicht sowas wie heimlich oder versteckt? Und chiffrage-"
Ich unterbreche sie ungeduldig:"Können wir das später diskutieren?", flehentlich sehe ich zwischen ihr und Remus hin und her.
"Gut, gut", er nimmt Em das Buch weg und blättert darin.
"Und Emma, das Buch ist nicht aus der verbotenen Abteilung- Ich habs bei den Arithmantikbüchern gefunden", erklärt er kurz angebunden.
"Also, hier", er deutet auf eine Seite in der Mitte des Buches und sieht uns dann auffordernd an.
"Remus keiner von uns spricht ausreichend Französisch", bemerke ich mit einem Seitenblick auf Lily.
Er seufzt: "Im Grunde wird da nur das System erklärt".
"Und das wäre?", Hanna ist offenbar genauso gespannt wie ich.
"Es gibt schon immer Zauber mit denen Nachrichten überbracht werden, so wie zum Beispiel Patroni. Manche sind komplizierter als andere. Aufjedenfall gibt es unendlich viele Varianten, mit Verschlüsselung und ohne, oder nur sichtbar für den Empfänger und und und", Remus deutet auf eine Abbildung mit einigen verschlungenen Symbolen.
"Und hier?", frage ich und ziehe wieder an dem Verschluss der Schiene herum.
"Hier ist das so, dass zwischen deinem und einem anderem Zettel,  oder Buch oder Pergament eine Art Verbindung besteht, wie hier beschrieben", vollkommen überflüssigerweise zeigt er auf einen Abschnitt, den von uns eh keiner lesen kann.
"Also besitzt dieser M. ein sozusagen ein Gegenstück zu meinem Zettel?"
"Genau", lächelnd nickt Remus.
"Und wenn dieser M. etwas auf seinen Zettel schreibt, dann taucht das bei Jona auf?", fragt Em und streicht sich die kurzen Locken aus der Stirn.
Wieder nickt Remus: "Richtig"
So einfach ist das? Naja, wenn man mal darüber nachdenkt, ist das eigentlich ganz logisch.
"Danke", ich umarme den ein wenig überrumpelten Remus. Bevor ich noch etwas sagen kann hören wir die Glocke leuten.
Lachend und schwatzend machen wir uns auf den Weg zu Doppelstunde Verwandlung. Lily schweigt als einzige. Ungewöhnlich still folgt sie uns, bis sie schließlich unvermittelt stehen bleibt: "Sag mal Remus?"
"Hmm", auch er bleibt stehen und dreht sich um. Wir anderen gehen noch einige Schritte, bis wir bemerken, dass die beiden nicht mehr bei uns sind. Hanna und ich wechseln einen irritierten Blicke, bevor einige Schritte zurück zu den zwei gehen.
"Ich weiß nicht, möglich wärs-", sagt Remus gerade.
"Was wäre möglich?", wirft Hanna unverblühmt ein.
Erschrocken sehen Lily und Remus auf, scheinbar haben sie uns gar nicht wirklich bemerkt. Ich sehe zu Lily und bemerke, dass sie ihren Sei-bloß-leise-denke-gerade-nach-Blick aufgesetzt hat, den ich normalerweise nur zusehen bekomme, wenn sie von ihrer Arithmantikstunde kommt oder sie (was fast nie vorkommt) die Verwandlungsaufgaben nicht versteht.
"Lily hatte die Idee, dass man diesen Zettel auch in die andere Richtung benutzen könnte-"
"So wie die Zweiwegespiegel von James und Sirius", ergänzt Lily, die aufgehört hat so furchtbar konzentriert auf die hässliche Vase hinter uns zu starren.
"Ich hab mich gefragt, ob wenn du etwas auf den Zettel schreibst, ob es dann auf der anderen "Seite" auch auftaucht"
"Hmm", ist mein genialer Beitrag dazu. Ich blicke mich um. Hanna hat die Stirn gerunzelt. Liv und Em wechseln zweifelnde Blicke.
"Ich weiß nicht", bricht Lily schließlich das Schweigen.
"Nur so eine Idee. Ach vergesst es. Los sonst kriegen wir noch Ärger mit McGonagall", sie dreht sich auf dem Absatz um und eilt und voraus , dicht gefolgt von Em.
"Als würde sie je Ärger bekommen …", Hanna verdreht die Augen, worauf wir lachen müssen.
"Genau, laut der lieben Gonni bist du doch immer die Schuldige", grinsend Schulter Liv ihre Tasche. Und ignoriert, dass Hanna sie in die Seite boxt.
Lily bekommt tatsächlich keinen Ärger, wie Hanna gesagt hat. Als wir nur zwei Minuten zu spät in das Klassenzimmer huschen, werden wir (und wie Hanna sich hinterher laut stark beschwert, besonders sie) mit bösen Blicken bestraft. Wir schreiben gerade eine komplizierter Formel ab, mit der wir eine Eule in ein Stundenglas verwandeln sollen als Hanna mich anstubst.
"Ich sag doch du brauchst eine Brille", zische ich und drehe mich zu ihr um. Es ist gerade das vierte Mal, dass sie mich fragen will was da wohl an der Tafel steht.
Genervt verdreht sie die Augen: "Wie würde ich denn damit aussehen? Aber darum geht es nicht"
"Miss Cicala? Muss ich sie von Miss Hill wegsetzten? Hier bei Mr. Snape ist noch ein Platz frei", ermahnt McGonagall uns von ihrem Pult her.
Seelenruhig mit einem koketten Lächeln sieht Hanna zu unserer Lehrerin: "Tut mir Leid Professor, ich hab Jona lediglich gefragt was hinter Dynamik steht. Wissen Sie, ich glaube ich brauche eine Brille, Ma'am". Gekonnt ignoriert Hanna das Gekicher und lächelt gewinnend zu McGonagall, die seufzt und den Kopf schüttelt.
Verstohlen grinse ich zu Hanna die sich wieder zu mir gelehnt hat.
"Was denn jetzt?", wispere ich.
"Gleich", formt sie mit den Lippen, worauf ich mich wieder meinen Notizen zu wende.
"Ach und Jo?"
Ich blicke wieder auf: "Hrmpff?"
"Was steht denn jetzt hinter Dynamik?"
Nur mit Mühe unterdrücke ich ein Lachen, stattdessen verdrehe ich die Augen und schiebe mein Heft ein Stück näher an sie heran.

Jona  (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt