10.Impossibility

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"I'd learnedthatsome things are bestkeptsecret."
Nicholas Sparks, Dear John

"Und jetzt?", hauche ich Lily zu.
Wortlos und fest packt sie mich wieder am Arm und zieht mich hinter eine der klapprigen Rüstungen in einer Nische, wenige Meter entfernt. Stumm bedeutet sie mir den Atem anzuhalten.
"Ich weiß, dass ihr irgendwo seid, dämliches Pack", Filchs keuchende Stimme hallt durch den Gang.
Wir pressen uns noch stärker gegen die Wand, denn die schlurfenden Schritte kommen immer näher.
Ich spüre wie das altbekannte Gefühl der Panik wieder in mir aufkeimt. Ich habe ehrlich keine Ahnung, was ich jetzt tun soll. Neben mir spüre ich wie Lilys Hände leicht zitternd ihren Zauberstab umklammern.
Ich zähle Filchs langsame Schritte. Eins, zwei, drei, vier. Schätzungsweise ist er jetzt auf höhe des Portraitloches. Also noch etwa zwanzig Meter von uns entfernt. Aus der anderen Richtung dringt das leise Fauchen der staubfarbenen Katze, worauf wir uns noch weiter an die Wand drängen.

Hilfe suchend blicke ich zu Lily, die ganz blass geworden ist und ungläubig den Kopf schüttelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Filch einfach an unserer Nische vorbei geht ist einfach zu gering.
Keine Woche hier und schon Ärger am Hals, schießt es mir durch den Kopf. Super gelaufen, wirklich super. So was kann auch nur mir passieren.
Weitere Schritte und ein gackerndes Lachen. Gänsehaut überzieht meinen linken Arm und mir wird flau im Magen. Ich zähle drei weitere Schritte. Lily neben mir hat die Augen geschlossen, so als würde sie fieberhaft nach einer Lösung suchen.
Filch kann jetzt keine fünf Meter mehr entfernt sein.
Wir sind verloren und können nichts dagegen tun. Wie Lily kneife ich die Augen zusammen aber nicht um nach zu denken, sondern um mich selbst irgendwie zu beruhigen.
Plötzlich legt sich mir eine Hand auf den Mund und eine Art Schleier legt sich über uns.
Erschrocken ich reiße die Augen auf und merke wie mein Herz auf einmal viel schneller schlägt als sonst.
Ich spüre wie auch Lily sich versteift, denn auch ihr hat jemand eine Hand auf den Mund gelegt, sofort habe ich Bedrüfniss, den Leuten zwischen uns mit meiner Schiene eins reinzuhauen.
"Psst", zischt eine mir bekannte Stimme direkt an meinem Ohr, sofort entspanne ich mich halbwegs.
Unsere Retter sind James und Sirius und ich weiß jetzt schon wie wenig Lily das gefällt.
Trotz unserer -sagen wir mal misslichen Lage- kann ich fast erraten, was für Kommentare sie gerade runter schlucken muss, damit wir nicht erwischt werden.
Wo ich wieder beim Thema wäre. Eine Mischung aus Schweiß, Zitronenputzmittel und etwas verbrannten, kommt auf uns zu. Angewidert halte ich die Luft an.
Ich spüre wie James die Hand, darauf bedacht keine Geräusch zu machen, sinken lässt und sich flach zwischen Lily und mir an die Wand presst.
Das dünne Stück Stoff verschlechtert meine Sicht immer noch etwas. Trotzdem kann ich erkennen, wie Filch, vor sich hin murmelnd an uns vorbei schlurft. Einfach so, er blickt noch nicht einmal in unsere Richtung.
Mindestens eine Minute bleiben wie noch dicht an dicht in der Nische gedrängt, bevor James endlich die riesen Gardine (oder was auch immer?) von uns runter zieht. Unwillkürlich atme ich auf und merke, dass ich die ganze Zeit an den Verschlüssen der Schiene herum gespielt habe.
Kaum stehen wir wieder im Korridor brechen Sirius und James in lautes Gelächter aus.
"Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen", prustet James als wir schließlich durch das Portraitloch klettern (Offenbar war die Fette Dame nur kurz weg. Schlechteres Timing kann es wohl nicht geben!)
Ich lächle matt, da ich mir nur zu gut vorstellen kann, wie ich geguckt habe. Lily lässt sich auf eins der Sofas am Kamin sinken. In ihrem Gesicht ist nicht der Schimmer eines Lächelns zu erkennen.
Sirius und James setzen sich auf den Teppich dicht beim Feuer.
Die Gardine, oder was wahrscheinlicher ist, den Umhang, hat James inzwischen verschwinden lassen.
Irgendwann, als die beiden sich langsam beruhigt haben, fragt Sirius die offensichtlichste Frage.
"Was habt ihr zwei ach so braven Mädchen eigentlich während der Nachtruhe da draußen gemacht?", er äfft McGonagalls Stimme dabei wirklich gekonnt nach.
"Was geht dich das an?", zischt Lily, die jetzt doch leicht lächelt.
Sirius zieht die linke Augenbraue hoch. Ich zucke mit den Schultern, ich meine was ist schon dabei ihm das zu erzählen.
"Wir waren noch in der Eulerei und haben dabei irgendwie die Zeit vergessen"
"In der Euleri?", hakt er nach.
"Was habt ihre denn da gemacht?"
"Einen Brief verschickt, du kleiner Stalker", ich werfe ein Kissen nach Sirius und treffe ihn wie zu erwarten nicht. Stattdessen fliegt es gefährlich nah an das offene Feuer.
James und Sirius kugeln sich schon wieder vor lachen. Okay, so witzig war das nun wirklich nicht.
"Wenn wir schon beim Thema sind", unterbricht Lily die zwei schließlich.
"Was habt ihr zwei eigentlich da draußen zu suchen gehabt?"
Sirius grinst verschmitzt und wackelt mal wieder mit den Augenbrauen.
"Berufsgeheimnis", gibt er schließlich geheimnisvoll von sich.
Unter Lachen gibt James dann schließlich: "Quatsch, wir waren in der Küche", von sich und wirft mir ein Bündel zu. Misstrauisch beäuge ich es.
"Ist nur Kuchen", Sirius beugt sich vor und zieht das Kissen vom Feuer weg, bevor es richtig zu kohkeln anfangen kann.
"Der wird schon nicht hoch gehen", setzt er hinzu, nachdem ich die Servietten immer noch nicht angerührt habe.
Lily lacht: "Das weiß man bei euch nicht. Ich glaub ich geh hoch. Kommst du mit Jona?"
"Geh schon mal vor, ich komm gleich"
Sie sieht mich einen Moment mir zusammen gezogenen Brauen an, zuckt dann aber mit den Schultern:
"Ist gut", sagt sie und verschwindet.
Irgendwas an diesem Abgang beschwört einen stechenden Kopfschmerz hervor und eins dieser Bilder aber diesmal ist es deutlicher, viel deutlicher als bisher.
"Ist gut", das Mädchen lächelte und -
"Hey, Jona!", ich spüre wie jemand mir eine Ohrfeige verpasst. Ich hab diesmal gar nicht bemerkt, wie ich weggetreten bin, geschweige denn, wie ich auf dem Boden aufgeschlagen bin.
"Schlag mich nicht", brummle ich, setze mich auf und fahre mir über den Hinterkopf, wenn das mal keinen üblen blauen Fleck gibt.
Warum musste ich aus ausgerechnet vom Sofa fallen? Hätte in die Kissen kippen nicht gereicht? Aber nein, stattdessen sieht jetzt der halbe Gemeinschaftsraum zu James, Sirius und mit rüber. Prompt werde ich rot.
"Alles super. Mir gehts gut", sage ich etwas lauter und hebe unter den Blicken der mehr oder weniger Fremden, abwehrend die Arme. Gott sei Dank, wenden die Meisten sich wieder ihren Gesprächen zu.
Erneut streiche ich mir über den Hinterkopf.
"Wirklich mir gehts gut", sage ich, da die zwei Jungs mich immer noch seltsam ansehen.
"Wenn du meinst", sagt eine weitere Stimme. Ich blicke auf uns sehe wie Remus und Peter sich zu uns setzen. Ich kann allein an seiner Stimme hören, dass Remus nicht wirklich überzeugt ist.
"Was genau war los?", hakt James jetzt auch nach.
"Ich hatte plötzlich so ein Stechen im Kopf und dann war da dieses Bild-"
Ich fahre mir erneut durch die Haare und lehne mich gegen das Sofa.
"Bild?", fragt Remus sofort und setzt sich mir gegenüber. Mir fällt auf wie blass er heute ist.
Ich will auch das schon mit einem Schulterzucken abtun, doch irgendetwas in seinem Blick hält mich davon ab.
Unvermittelt fahre ich mir noch einmal an die Schläfen, dieses mal ist der Schmerz dumpfer und das Bild ist diesmal undeutlich und ich erkenne nicht mehr als verschwommene Schemen.
Ich schüttle den Kopf kurz und blicke wieder auf: "Alles okay, es war nur..."
Ich merke, dass die Jungs nicht überzeugt sind aber ich bin mir sicher, dass ich ihnen nicht von diesen komischen Bildern erzählen kann, oder besser gesagt, ob ich ihnen davon erzählen will.
"Ich glaub ich gehe besser mal hoch", rasch stehe ich auch und rausche fast nach oben in den Schlafsaal.

Jona  (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt