"Never make your home in a place. Make a home for yourself inside your own head. You'll find what you need to furnish it- memory, friends you can trust, love of learning, and other of such things. That way it will go with you wherever your journey."
Tad WilliamsJemand war hier. Estahs Worte springen in meinem Kopf herum. Jemand war in unserem Haus. Einfach so. Mein Hals wird ganz trocken, meine Hände schwitzig und meine Beine zittrig. Mit wahrscheinlich blassem Gesicht schaue ich zu Estah, diese erwidert meinen Blick und ich sehe etwas von meiner eigenen Angst in ihren Augen auf blitzen. Aber da ist noch etwas anderes. Wilde Entschlossenheit und... Wut?
"Gut", flüstert sie ganz leise.
"Gut was?"
"Wir gehen da jetzt rein aber ganz vorsichtig"
Kritisch blickt sie auf meinen zitternden Zauberstab: "Normalerweise hätte ich ja kein Problem damit aber... es würde einiges an Ärger geben, jetzt wo Mum nicht mehr hier ist"
Fragend sehe ich sie an:"Hä?"
"Steck ihn weg, ich erklärs dir später"
Unwillig stecke ich meinen Zauberstab zurück in meine Manteltasche.
"Bereit?", fragt Estah dann.
Ich schüttle den Kopf. Trotzdem greift Estah nach dem Türgriff und öffnet unsere rot gestrichene Haustür. Irgendwie überrascht es mich, dass sie nicht knarrt.
Automatisch greife ich nach dem Lichtschalter links nach neben der Tür, doch das Licht geht nicht an.
"Strom und Wasser wurden abgestellt", erklärt Estah leise. Also geht das einzige Licht von ihrem Zauberstab aus.
"Geh schon mal hoch"
Flehend blicke ich sie an: "Ich will nicht alleine, bitte"
"Nagut"
Eine Zentimeter dicke Staubschicht hat sich auf dem Geläder gebildet. Im Schummrigen Licht des Zauberstabs sehe ich leicht verblasste Fußspuren auf der Treppe.
"Bitte sag mir, dass die von dir oder Ariana sind", hauche ich.
Estah schüttelt den Kopf: "Nein, wir waren zwei Tage nach Mums Abgang hier"
Ihre Worte lassen mir das Blut in den Adern gefrieren und lassen die Tatsache, dass jemand wahrscheinlich fremdes hier eingedrungen ist, noch realer wirken. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so unwohl gefühlt. Generell konnte ich mir nie etwas darunter vorstellen, wenn Leute in Büchern schrieben, dass sie sich beobachtete fühlen. Jetzt wird mir ganz plötzlich klar, wie sich das anfühlen muss. Mir wird schlecht. Richtig, richtig schlecht.
Oben auf dem Treppenabsatz sehe ich mich um, ich hab mich hier noch nie so fremd gefühlt. Scheinbar geht es meiner Schwester genauso: "Bitte beeil dich Jo"
Also gehe ich unsicher aber zielstrebig auf mein Zimmer zu. Ich schlucke schwer als ich die Klinke herunter drücke. Auf das was ich sehe bin ich wirklich nicht vorbereitet. Mein Zimmer ist verwüstet. Gut, dass mein Klavier in Trümmern herum liegt, das wusste ich und das wäre auch schon beklemmend genug gewesen. Aber...ich atme scharf ein.
"Estah", presse ich hervor. Eine Blechdose in der Hand haltend kommt Estah aus ihrem Zimmer.
"Ja?"
Stumm bedeute ich ihr her zukommen.
"Ach. Du. Scheiße", die Dose fällt zu Boden und die darin enthaltenen Zitronenbonbons verteilen sich auf dem Boden.
Meine Schranktüren und sämtliche Schubladen sind aufgerissen. Kleidung, Schmuck, alte Klausuren, Papier, Notenblätter, Socken, Decken, Fotos und alles was sich im Laufe der Jahre hier angesammelt hat, hängt heraus und ist auf dem Boden verteilt. Selbst mein Bett wurde abgezogen und die Matratze liegt schräg auf dem Lattenrost. Mir bleibt der Atem weg. Verständlnislos schüttle ich den Kopf. Zu mehr bin ich nicht fähig. Ich will schreien, weinen, mich verkriechen, irgendetwas kaputt machen oder einfach Klavier spielen, Stunden lang. Doch ich bin zu nichts davon fähig. Wie versteinert stehe ich in meinem Türrahmen und starre auf mein verwüstetes Zimmer. Selbst die Poster und Leinwände wurden von den Wänden gerissen. Die Anwesenheit des Fremden ist fast greifbar. Ich spüre wie Estah mich am Arm packt und das ist wohl der Auslöser. Ich stürme zu dem schmalen, bodentiefen Fenster. Reiße die roten Vorhänge beiseite, lasse das fahle Sonnenlicht herein. Noch einmal sehe ich mich um, ziehe das Fenster auf und schreie. Ich schreie meinen ganzen Ärger heraus. Meinen ganzen Frust. Meine Angst. Später bin ich heiser aber ich fühle mich besser. Es alles ist verschwunden. Da ist nur noch Leere. Ich begegne Estahs Blick. Sie lächelt matt. Das Bild, wie sie dort im Tührrahmen lehnt ist mir gleichzeitig so unheimlich vertraut und doch so unglaublich fremd.
Wortlos greife ich nach dem Henkel eine großen Strandtasche (ich war allerdings noch nie an irgendeinem Strand) und beginne meine restlichen Klamotten hinein zu werfen. Estah beschwört einen Karton herauf und sammelt sämtliche Bücher und Noten ein. Wir brauchen nicht lange, trotzdem zieht sich die Zeit unendlich. Ich achte auf alles was ich einpacke und habe seltsamer nicht das Gefühl, dass der der mein Zimmer durchwühlt hat, irgendetwas mitgenommen hat.
"Lassen wir deine Klausuren und alten Schulsachen hier?", fragt Estah und zieht zwei Vokabelhefte hervor.
Ich nicke: "Ich will nur die Stifte und das Papier mitnehmen", ich pflücke mein altes lila Mäppchen von der Kante meines Schreibtisches. Dabei fällt mir ein Pergamentfetzen in den Schoß. Ich brauche kurz, um die krakelige Schrift zu entziffern.
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Jona (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)
FanfictionJona's Leben ist glücklich, sie wird von allen akzeptiert, darf Klavier spielen und hat Spaß. Dass sie eine Hexe ist verbirgt sie vor allen. Jedes Angebot nach Hogwarts zu gehen schlägt sie aus, da sie nicht von zu Hause fort will. Bis zu dem Tag d...