"We don't lose friends. We just learn who our real ones are"
UnknownAm nächsten morgen frühstücken wir relativ früh für unsere Verhältnisse.
"Was machen wir heute?", frage ich Estah während diese sich noch mehr Milch in ihre Cornflakes schüttet.
Sie stellt die Milch mit Schwung zurück in den kleinen Kühlschrank und setzt sich zu mir an den Tisch. Mit dem Kinn deutet sie auf die Wand hinter mich.
"Ich wollte Farbe kaufen, so ist mir die Wand zu kahl"
Ich drehe mich um, natürlich ist die reinweiße Wand Estah zu kahl.
"Außerdem", fährt sie fort und dieses breite, vertraute Grinsen tritt in ihr Gesicht.
"Dachte ich mir, wenn wir schon in die Stadt gehen...", ich ahne worauf das hinaus läuft und stöhne.
"Muss das sein?"
Meine Schwester schluckt eine riesige Portion Cornflakes hinunter: "Oh doch, wir gehen Schuhe kaufen", sagt sie so bestimmt wie es mit vollem Mund geht.
Ich verdrehe die Augen, buttere einen weiteren Toast. Mir ist klar, dass es nichts bringt mit ihr zu diskutieren.
"Sag mal, wo hast du das ganze Geld her?", frage ich, denn ich kann mir nicht erklären, wie Estah sich diese Wohnung in ziemlich guter Lage leisten kann und wie sie dann auch noch der Meinung sein kann, dass ich unbedingt neue Schuhe (und wie ich sie kenne eine neue Jacke und neue Blusen) brauche.
Sie kaut und bedeutet mir mit einer ungeduldigen Handbewegung, dass ich einen Moment warten soll. Ich frage mich, ob sie wohl in irgendwelchen kriminellen Machenschaften verwickelt ist.
"Erinnerst du dich an diese entfernte Verwandte, die uns immer selbst gefilzte Mützen geschenkt hat? Diese Elma?"
Bei der Erinnerung an die kratzigen, bunten Mützen mit riesigen Filzblumen und Perlen schüttle ich mich.
"War das die mit den Spitzendeckchen, den rosa Kleidern? Die die so nach Lakritze gerochen hat?"
"Genau die. Jedenfalls ist sie vor ein paar Jahren gestorben und ihr Sohn, dieser schmierige Arnold, erbte die Wohnung.", Estah wird von einem Pfeifen am Herd unterbrochen.
"Ich mach schon, erzähl weiter"
Ich stopfe mir das letzte Stück Toast in den Mund und springe auf. Während ich den Teekessel von der Herdplatte nehme und den Tee aufschütte, erzählt Estah weiter:
"Arnold wollte hier unbedingt weg und davon hab ich... nun mal erfahren und ihn gefragt, ob er mir die Wohnung zu einem gutem Preis verkaufen würde"
"So einfach? Ich meine die Wohnung, so viel Geld hattest du garantiert nicht. Wo sind die Teetassen?"
Estah zieht einen Karton heran und wühlt zwei grell geblühmte Teetassen hervor. Wow, wir bewegen uns auf einem vollkommen neuen Niveau des Chaos. Man könnte meinen das wäre so kurz nach einem Umzug ganz normal. Könnte man... Aber Estah wohnt schon mindestens zwei Monate hier!
Ich stelle die Kanne auf den Tisch.
"Er wollte die Wohnung wirklich nicht und ich... naja... ich habe einige Galleonen eingeschmolzen und das Gold verkauft und von dem Geld... hmm... zusammen mit meinen Ersparnissen hat es gereicht"
"Wirklich?", die Erklärung erscheint mir zu einfach.
Estah lacht: "Glaubst du mir nicht?"
Ich weiß nicht, denke ich. Ich weiß nur, dass du mir in mindestens einem entscheidenden Punkt nicht die Wahrheit gesagt hast. Ich schlucke. Soll ich das Thema jetzt ansprechen? Ich entscheide mich dagegen.
"Gut, gut, ich kann nun mal sehr überzeugen sein", schulterzuckend löffelt sie ihr Müsli weiter. Eine kleine Pause entsteht in der wir uns dem Frühstück widmen.
"Sag mal, wann hohlen wir meine Sachen aus dem Haus?"
Langsam lässt Estah ihren Löffel in die Müslischale sinken, mit total veränderter Stimme sagt sie: "Bist du so begierig darauf?"
Ich weiß nicht genau was es ist, vielleicht ihr Tonfall oder dieser fremdartige, ermattete Blick, was auch immer, es jagt mir einen Schauer über den Rücken.
"Ich... ich weiß nicht, ich hab nur das Gefühl, ich kann es nicht beschreiben"
"Lass uns das morgen machen, okay?", sie kramt eine Zuckerdose aus dem Karton zu ihren Füßen. Ihre Stimme klingt immer noch so müde und unendlich matt.
"Okay"Kaum wechseln wir das Thema ist Estah wieder voller guter Laune.
Mit der Tube fahren wir zum Picadilly Circus. Den ganzen Vormittag über schleift Estah mich durch die verschiedenen Geschäfte. Statt dem einen paar Schuhe, kann ich schließlich ein paar Stiefel, Schuhe die aussehen, wie meine alten Gardestiefel, einen riesigen Schal, zwei neue Blusen und ein riesiges, kuscheliges Sweatshirt vorweisen. Nach dem ersten Geschäft möchte ich eigentlich nach Hause, aber Estahs Ausdauer in Sachen Shopping ist unglaublich.
Schließlich stehen wir auf dem riesigem Wochenmarkt und beschließen fürs Mittagessen einzukaufen.
"Lass, ich mach das. Ich glaub ich koche heute", sage ich schnell, während Estah laut überlegt ob sie Nudeln der Reis kochen soll. Denn genau darauf beschränken sich ihre Kochkünste. Auf Nudeln mit Soße und Reis mit Gemüsepampe.
Schließlich kaufen wir das halbe Sortiment eines Gemüsestands auf, vielleicht gibt es doch irgendeine Gemüsepampe.
Beladen mit jede menge Papiertüten, fahren wir einige Stationen zum nächsten Baumarkt.
"Warum noch mal?", frage ich.
"Wegen der Wand in der Küche"
Nach vielem hin und her, zwei gestressten Baumarktangestellten, fünf verschiedenen Farbskalen und einem unfreiwillig rosa gefärbtem Baumarktboden, haben wir endlich den Rotton den Estah unbedingt haben wollte. Es ist ein dunkles Weinrot und ich muss sagen, es hat sich irgendwie gelohnt.
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Jona (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)
FanficJona's Leben ist glücklich, sie wird von allen akzeptiert, darf Klavier spielen und hat Spaß. Dass sie eine Hexe ist verbirgt sie vor allen. Jedes Angebot nach Hogwarts zu gehen schlägt sie aus, da sie nicht von zu Hause fort will. Bis zu dem Tag d...