07.New beginning

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"Life is one grand, sweet song, so start the music."
Ronald Reagan

Ritsch. Estah reißt die Vorhänge meines Fensters bei Seite. Aus purem Trotz kneife ich die Augen noch fester zusammen. Ich spüre wie mein Bett unter ihr nachgibt, als sie sich setzt.
"Jona? Aufstehen, wir müssen los"
Wir müssen los? Aber Estah und ich sind doch noch nie auf die gleiche Schule gegangen! Ruckartig schlage ich die Augen auf. Nicht Estah blickt auf mich herab. Ich brauche eine Sekunde, um zu realisieren, wer neben mir sitzt und wo ich überhaupt bin.
Liv streicht sich die wirren Locken aus dem Gesicht.
"Dornröschen ist aufgewacht", verkündet sie den anderen Mädchen im Schlafsaal.
Ich setze mich schnell auf: "Morgen", murmle ich.
Die anderen Mädchen sind schon wach und dabei sich umzuziehen, alle bis auf Hanna, die auf ihrem Bettrand sitzt und motivationslos auf ein Stück Laminat auf dem Boden vor sich starrt. Sie sieht genauso müde aus, wie ich mich fühle.
"Guten morgen", wünscht Liv mir gut gelaunt, steht von meinem Bett auf und verschwindet im Bad.
"Und freust du dich schon auf den ersten Unterricht?", fragt Lily mit leuchtenden Augen, während ich die verschiedenen Teile der Schuluniform aus meiner Kommoder fische.
Ich blinzle sie müde an und frage mich, wie man um gegen sieben Uhr schon so gut gelaunt sein kann.
"Nach dem ersten Kaffee reden wir weiter". Hab ich schon erwähnt, dass ich hin und wieder ein schrecklicher Morgenmuffel bin?
"Die Einstellung gefällt mir", murrt Hanna uns rafft sich von ihrem Bett auf.
Lily lacht: "Da haben sich ja zwei gesucht und gefunden"
Hanna und ich wechseln einen Blick aus dunkel umrandeten Augen. Fünf Minuten später quetsche ich mich an Liv vorbei ins Bad. Ich mustere mich prüfend im Spiegel. Für die Uhrzeit seh ich ganz passabel auf. Ich wasche mich, ziehe mich um und wiederholen im Geiste immer wieder, dass der Tag heute super wird. Zwar garantiert super anstrengend aber bestimmt auch wahnsinnig interessant und lohnenswert. Immer dran denken, es ist eine Chance und du wärst blöd, würdest du sie nicht nutzen.
Trotzdem leihe ich mir Lily's Concealer. Nur um auf Nummer sicher zu gehen.

"Hanna, kommst du endlich?!", Lily klopft an die Badezimmertür.
"Ich mach ja schon! Aber hast du meine Haare gesehen!? Da geht heute gar nichts". Wir hören ein Rumpeln, ein Klirren und einen genervten Aufschrei aus dem Bad. Ich will gar nicht wissen, gegen was sie gerade getreten hat. Während ich mit schon einen Sprung im Waschbecken ausmale, rüttelt etwas an meiner Erinnerung. Flüchtig erinnere ich mich an den Tag zurück, als Estah mit mir Friseur gespielt hat und ich danach aussah, als wäre ich unter die Kehrmaschine geraten. 
"Komm raus Hanna, ich glaub ich hab eine Idee"
Keine drei Sekunden später fliegt die Tür auf.
Ich bitte sie, sich zu setzten und schwinge dann meinen Zauberstab. Sofort fallen ihr die dunklen Haare in sanften Wellen bis zu ihrer Taille.
"Wow, cool, wo hast du den Spruch denn her?", fragt Hanna anerkennend als sie sich das Ergebnis im Spiegel besieht. Ich zucke die Schultern: "Meine Mum aber egal, ich glaub Lily fängt gleich an zu schreien, wenn wir nicht zum Frühstück gehen."
Das trifft den Nagel auf den Kopf, jeden Falls wenn es nach dem mörderischen Blick geht, den Lily uns grad von der Tür zu wirft. Grinsend folgen wir ihr die Treppe hinunter in den Gemeinschaftsraum, in welchem wir geradewegs in auf die Jungs treffen.
"Na gut geschlafen?", fragt James ungewohnt höflich.
"Vergiss es James, so bekommst du keine schönen Weihnachten"
"Verdammt", murmelt James, während seine Freunde über sein dämliches Gesicht lachen. Auf dem Weg zur großen Halle plaudere ich mit Remus.
"Und wie gefällt es dir bis jetzt?", fragt dieser freundlich.
Ich zucke die Schultern: "Ich bin knapp zwölf Stunden hier und die meiste Zeit hab ich geschlafen... Aber das was ich bis jetzt gesehen hab... das ist einfach... unglaublich".
Remus nickt: "Ich weiß noch, wie ich das erste Mal hier war, ich fand es verwirrend"
James drängt sich zwischen uns: "Ja aber dann hast du ja Sirius und mich getroffen, ohne uns"
"Hätte ich deutlich weniger Nachsitzen müssen", unterbricht Remus James und lacht.
"Aber du hättest weniger Spaß gehabt", entgegnet er unverbesserlich.
Ich grinse, da ich mir James und Sirius nur zu gut als kleine Jungen vorstellen kann.
"Hattet ihr eigentlich genau so viel Blödsinn im Kopf wie jetzt?", frage ich unverblühmt.
"Blödsinn? Wir?", James sieht mich mit Unschulds Miene an.
"Was haben Ariana und Lily dir erzählt?", hakt er dann nach. Statt zu antworten grinse ich nur in mich hinein. Es stimmt an dem Tag in der Winkelgasse hat Lily mir einiges über die Streicher der Rumtreiber (so nennen sich dir vier. Wie man auf den Namen kommt, werd ich auch noch heraus finden) erzählt.
Ich beschläunige meine Schritte und schließe zu den Mädchen auf, die gerade darüber spekulieren, welche Fächer heute wohl auf dem Plan stehen.
"Ich wette, es fängt mit ner Doppelstunde Verwandlung an", stöhnt Hanna.
"Wie kommst du drauf?", will ich neugierig wissen.
"Es ist jedes Jahr das gleiche, ich glaub die McGonagall meint es ein bisschen zu lieb mit uns"
In der Großen Halle setzten wir uns etwa in die Mitte des Gryffindor Tisches.
"Kaffee?", jemand reicht mir eine dampfende Tasse. Wundervoll.
"Danke", murmle ich in die Tasse hinein.
"Und James, ich überlegs mir wenn du so weiter machst"
"Ich wette, das hält er  nicht durch", Sirius setzt sich neben James.
"Um was geht es hier eigentlich?", fragt Liv, während sie sich reichlich Marmelade auf einen Toast streicht.
"Seine Cousine, ist die beste Freundin meiner Schwester und droht ihm Weihnachten zu Hölle zu machen, wenn er sich mir gegenüber nicht benimmt"
"Achso. Jesst wörd moir eoniges kloar", antwortet sie uns mit vollem Mund.
"Mensch Liv, du bist so widerlich", beklagt Hanna sich und knufft sie in die Seite. Liv schluckt und schaut entschuldigend auf.
"Also ich glaub, dass er es schafft"
Verständnislos blickt Sirius sie an: "Wie kommst du auf die Idee"
"Na überleg doch mal, er hat bis heute nicht aufgegeben Lily nach einem Date zu fragen, obwohl er einen Korb nach dem anderem kassiert", sie stopft sich ein weiteres Stück Toast in den Mund.
"Gut um was wetten wir?", Sirius erwidert ihren Blick herausfordernd.
Liv sieht sich in der Halle um und scheint zu überlegen.
"Der Verlierer, muss... eine Woche die Hausaufgaben des anderen machen", schlägt sie schließlich vor.
"Dein Ernst? Das ist schon ein bisschen langweilig".
"Okaaay", sie schiebt sich ein nun entschieden zu großes Stück Toast in den Moment ,andem sie sich verschluckt. Hanna und ich klopfen ihr auf den Rücken, bis sie sich beruhigt hat.
"Wie wärs, wenn, der Gewinner einen Samstag lang über die Kleidung des anderen bestimmen darf"
Erst sieht Sirius sie abschätzig an und grinst dann böse, Liv ahnt offenbar schon was er vorhat.
"Aber wir sollten gewisse Grenzen abstecken."
Sofort erlischt das Grinsen auf seinem Gesicht.
"Das heißt, man trägt auf jeden Fall Klamotten und niemand wird in Unterwäsche durch die Schule geschickt, einverstanden?"
Sirius seufzt tief: "Von mir aus aber du machst mir den ganzen Spaß an der Sache kaputt"
Liv und Hanna verdrehen gleichzeitig die Augen.
Ich höre den beiden nur auf halbem Ohr zu, da etwas anderes unerwartet all meine Aufmerksamkeit beansprucht. Ohne den Blick von den hunderten von Vögeln abzuwenden, die durch die hohen Fenster herei fliegen, stoße ich Liv an: "Bitte sag mir, dass das da normal ist"
"Was ist normal?", sie scheint die ganzen Vögel, ich glaube es sind Eulen, gar nicht richtig wahr zu nehmen.
"Die Eu", ich kann das Wort nicht zu ende aussprechen, denn da setzt einer der Vögel zum Sturzflug an, direkt auf mich an. Rasch bringe ich mich hinter Liv in Sicherheit, als sich die dicke Schleiereule auf dem Brotkorb vor mir niederlässt.
Verwirrt starre ich auf das Tier, was beinahe ungeduldig zurück starrt.
"Merlin! Jona, hast du hinterm Mond gelebt?", lachend greift Liv nach den Bein der Eule.
Die anderen um uns herum lachen alle. Verständnislos blicke ich Liv an, die einen Brief vom Bein des Tieres löst.
"Hä?"
"Zauberer verschicken ihre Briefe mit Eulen, das geht viel schneller als mit der Muggelpost"
Hanna, die sich inzwischen etwas von ihrem Lachkrampf erholt hat, ist immer noch sichtlich bemüht ihre Cornflakes bei sich zu behalten. Zwischen den Lachern würgt sie hervor: " Du hättest". Weiterer Lacher.
"Dein Gesicht". Sie schlägt sich die Hand vor den Mund, da die Milch wieder rauswill.  "Sehen sollen", endet sie schließlich.
Liv reicht mir den Brief, der an mich andressiert ist und bemerkt erst, dass die Eule ihr den Rest ihres zerfledderten Toast geklaut hat, als diese schon fast verschwunden ist.
"Blödes Mistvieh", grummelt sie nur und greift sich eine neue Scheibe.
Ich falte den Brief auseinander und erkenne beinahe sofort Estahs Handschrift.

Jona  (HP Fan-Fiction / Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt