XII

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MILO

Mein Arm tat immer noch ein wenig weh, wenn ich nicht vorsichtig genug war, allerdings war das nichts im Vergleich zu den Schmerzen die ich vorher hatte.
Kilian hatte mir alles was passiert war genau erzählt.
Jetzt gerade saßen wir still auf seinem Bett und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Ich spielte mit der Überlegung ihm direkt alles zu gestehen.

Wer ich wirklich bin. Warum ich ihm meinen Wolf verheimlicht hatte. Woher ich Troy kannte.
Jedoch traute ich mich nicht.
Zu sehr hatte ich Angst vor seiner Reaktion.

Von der Seite aus betrachtete ich sein Gesicht. Prägte mir die Details ein.
Ich hatte noch nie jemand so schönes gesehen.
Seine Augen blickten in meine und seine Lippen umspielte ein Lächeln.
Vorsichtig strich er mir durch die Haare.

„Deine Haare sind braun, aber dein Wolf ist weiß. Ganz schön ungewöhnlich, weißt du das?", erklang seine Stimme.

„Ich weiß.", lächelte ich.

Mein knurrender Magen zerstörte die Stimmung zwischen uns und ließ Kilian lachen.

„Da hat wohl jemand Hunger. Na komm, in der Küche gibt es bestimmt was leckeres für dich.", sagte er und stand auf.

Als ich mich nicht bewegte verstand er die Situation, da meine Krücken schließlich nicht hier waren.
Er hob mich hoch und ging aus seinem Zimmer die Treppe hinunter in die Küche.
Dort stand bereits jemand mit dem Rücken zu uns am Herd und kochte etwas.
Kilian ließ mich langsam runter und stellte mich im Türrahmen ab.
Ich erkannte sofort den Geruch der anwesenden Person.

„Troy.", flüsterte ich, woraufhin dieser sich umdrehte und mich aus glücklichen Augen ansah.

„Na Kleiner."

Seine Arme offen haltend kam er auf mich zu gerannt.
Freudig nahm ich ihn in den Arm.
Kilians Knurren ignorierend fing ich an zu weinen.
Ich spürte ebenfalls, wie Troy anfing zu schluchzen und mich noch fester an sich drückte.

„Du lebst.", sagte er erstaunt.
Mein Kopf in seinen Händen haltend schob er mich ein Stückchen von sich und schaute mich von oben bis unten an.
Mit zusammengekniffenen Augen starrte er auf mein Bein, welches leblos an mir herunter hing.

„Milo?"

„Ich erklär es dir, ok?"

„Wer war das?", knurrte er und drehte sich automatisch zu Kilian um.

„Hey! Was denkst du bitte von mir?", protestierte dieser direkt.

„Keine Ahnung. Was soll ich denn denken?", konterte Troy und ließ mich die Augen verdrehen.

„Hört auf. Kilian hat damit nichts zu tun.", ermahnte ich die Beiden.

Ich hüpfte zu einem Stuhl und ließ mich erschöpft darauf nieder.
Das bisschen Anstrengung war schon zu viel für mich.

Troy stand erneut am Herd, während sich Kilian auf mich zubewegte.
Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Ich komme gleich wieder, ok? Ich gehe kurz raus. Troy, sagst du mir Bescheid, wenn das Essen fertig ist?"

„Mache ich.", erwiderte Troy ohne sich umzudrehen und somit ließ Kilian uns alleine.

„Mein Vater hat von deinem Bein nichts erwähnt. Was ist damit passiert?", fragte Troy mich und setzte sich mir gegenüber.

„Bei dem Autounfall sind meine Nerven kaputt gegangen. Die Ärzte haben nichts mehr hinbekommen und somit bin ich an Krücken gebunden.", zuckte ich mit den Schultern und sah ihn an.

„Aber in Wolfsgestalt nicht?"
Skeptisch schaute er mir in die Augen.

„Scheinbar.", antwortete ich nur.

„Und wie geht es dir sonst so? Mit Kilian? Ich muss ihn hoffentlich nicht vermöbeln."

„Nein das musst du nicht. Mir geht es tatsächlich ziemlich gut seit ich ihn kenne.", lachte ich.

„Und weiß er alles?", wurde er wieder ernst.

„Was glaubst du denn? Natürlich nicht. Dass ich ein Wolf bin ist ja wohl das kleinste Geheimnis.", seufzte ich und ließ mich in dem Stuhl weiter zusammen sinken.

„Du musst mit ihm aber darüber reden, Milo. Das hat sonst kein gutes Ende."

„Ich weiß. Das brauchst du mir nicht zu sagen. Aber ich hab zu große Angst. Was wenn er mich dann nicht mehr will?"
Ängstlich schaute ich meinen besten Freund an.

„Das wird nicht passieren, glaub mir."
Aufmunternd strich er mir über den Kopf und begab sich erneut zum Herd.

***

Das Essen hatte ich nur so verschlungen. Mein Körper hatte eine Menge Energie verbraucht.
Nach dem Essen war ich erst einmal duschen gegangen und nun lag ich erneut auf Kilians Bett und starrte an die Decke.
Wie konnte ein Bett denn bitte auch nur so gemütlich sein?

Kilian war nachdem wir gegessen hatten wieder weg.
Er meinte er müsste zu einem Treffen mit ein paar Anderen aus dem Rudel, dass ich mich aber ausruhen solle und deswegen nicht mit darf.
Liam, Troy und die Zwillinge hatten ebenfalls mit uns gegessen.
Seine Mutter schien nicht anwesend zu sein, was mich ehrlich gesagt ein wenig beruhigt hatte.
Da das Haus verdammt groß war, behauptete ich mal, dass die Anderen ebenfalls hier wohnten.
Außerdem hatte ich herausgefunden, dass Aiden Troy's Mate ist.
Die Beiden hatten sich am Tisch beinahe gegenseitig aufgefressen.
Was meiner Meinung nach ziemlich eklig aussah.
Kilian hatte die Beiden allerdings mit einem Knurren ermahnt.

Ich schaltete frustriert den Fernseher gegenüber von dem Bett an.
Ich öffnete Netflix und begann mit dem ersten Harry Potter.
Nach ungefähr der Hälfte des Filmes schlief ich jedoch schon ein.

Solitarius LupusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt