XIV

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MILO

Durch ein lautes Geräusch öffnete ich meine Augen. Nach ein paar Sekunden schaltete sich mein Hirn an und ich erkannte das Klingeln meines Weckers.
Montag.
Montag morgen.
Heißt früh aufstehen und in die Schule gehen.

Juhu.

Bitte was?!

Dachte das muntert dich etwas auf.

Nicht wirklich. Danke, Isaiah.

Ich setzte mich in dem Bett auf und brachte den Wecker zur Ruhe. Aus dem Bad hörte ich die Dusche.
Kilian war wohl schon wach.
Langsam erinnerte ich mich an die gestrige Nacht und augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht.
Was war denn da mit mir durchgegangen?
Flink stand ich auf und hüpfte zum Kleiderschrank, aus welchem ich mir einen grauen Hoodie und eine klein wirkende schwarze Jeans herausfischte. In der Hoffnung sie würde mir passen, da Kilian nunmal etwas größer war als ich.
Die Hose passte einigermaßen, nur rutschte sie weiterhin, weshalb ich mich auf die Suche nach einem Gürtel begab.

„Was machst du da?", hörte ich Kilians belustigte Stimme hinter mir.

Ich saß gerade auf dem Boden und durchsuchte seine Sockenschublade.
„Wonach sieht es denn aus? Ich suche einen Gürtel. Diese scheiß Hose rutscht wie sonst was."

„Und den suchst du bei meinen Socken?", lachte er und ich hörte Schritte auf mich zu kommen.
Von oben fiel plötzlich etwas in meinen Schoß und ich zuckte zusammen.
Ich nahm den braunen Gürtel in die Hand und versuchte wieder aufzustehen.

Zwei Hände an meiner Taille hoben mich hoch und pressten mich kurz darauf an einen Körper.
Ich spürte seine nackte Haut und wie er mir federleicht einen Kuss auf den Hals gab.

„Meine Sachen stehen dir.", hauchte Kilian in mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut.
Ich lächelte nur dumm vor mich hin.
„Vielleicht solltest du dir auch mal was anziehen. Deine Sachen stehen dir nämlich auch."

Damit löste ich mich aus seinem Griff und hüpfte auf das Bad zu.
Dort angekommen zog ich mir den Gürtel an und wusch mir einmal das Gesicht, ebenso wie ich meine Zähne putzte.
Nachdem ich noch erfolgreich meine Blase entleert hatte, humpelte ich wieder in Kilians Zimmer.

„Ich brauch echt endlich mal wieder meine Krücken. So langsam wird das anstrengend.", meckerte ich rum.

Kilian stand wenige Meter von mir entfernt und schaute einmal prüfend an mir hoch und runter.

„Wenn du jetzt sagst, ich darf so nicht rausgehen, dann schlag ich dich.", sagte ich sofort als ich merkte, dass sein Blick kritischer wurde.

„Ich hab nichts gesagt.", lachte dieser und kam zielstrebig auf mich zu.

„Ich finde bloß, dass du meine Sachen ruhig öfter tragen könntest. Außerdem weiß so bereits jeder Wolf, dass du zu mir gehörst."
Er strich mir einmal durch meine Haare, ehe er mich hoch hob und nach unten trug.

„Wir fahren gleich noch kurz bei dir Zuhause vorbei und holen deine Krücken und Schulsachen.", sagte er und ging die Treppe runter zur Küche.

„Ok.", antwortete ich bloß.

Unten angekommen setzte er mich auf einen Stuhl gegenüber von Ethan, welchen ich leicht anlächelte.
Überraschenderweise gab er mir ein freundliches ‚guten Morgen' zurück.

Ich schnappte mir ein Brötchen und beschmierte es mit Nutella.
Währenddessen kamen Liam und seine Mate in die Küche und gesellten sich zu uns.
Wie hieß sie noch gleich?

Emilia.

Achja, genau. Aiden saß bereits neben Ethan und verschlang sein drittes Brötchen. Wie kann der nur so viel essen?
Troy war nicht anwesend. Vermutlich schlief er noch.

„Liam, ich möchte, dass du Milo nach der Schule nach Hause fährst.", ertönte Kilians Stimme.
Er stand neben dem Kühlschrank und trank einen Kaffee.

„Mhm.", gab dieser mit vollem Mund zurück.
Ich sagte zu dem Ganzen nichts. Es würde sowieso nichts bringen.

***

Wir fuhren auf den Parkplatz und zogen die ganze Aufmerksamkeit auf uns.
Man würde meinen, wenn das wochenlang fast jeden Morgen so geschah, würden die Leute sich dran gewöhnen. Aber scheinbar war es immer noch seltsam für die Schüler, Kilians Auto hier zu sehen.

Ich nahm meine Krücken und meinen Rucksack und stieg ohne ein Wort zu Kilian aus dem Auto.
Diesem schien meine Aktion aber nicht so sehr zu gefallen, denn in wenigen Sekunden stand er bereits vor mir und hielt mich mit seinen Händen an meiner Hüfte fest.

„Wolltest du etwa einfach so abhauen?", flüsterte er und schaute mich belustigt an.

„Möglich.", antwortete ich lachend.

Er gab mir einen Kuss auf die Wange und lächelte.
„Ich weiß nicht ob ich es heute schaffe vorbei zu kommen. Ich habe ein bisschen was zu tun. Aber ich versuche es ok?", sprach er und schaute mir liebevoll in die Augen.

„Keine Angst. Ich lauf schon nicht weg.", neckte ich ihn und kniff ihm einmal in seine Wange.

„Na das will ich auch hoffen.", hörte ich ihn, als ich bereits an ihm vorbei humpelte.
Als ich dachte er wäre schon zu seiner Autotür, spürte ich, wie er mir einmal in den Hintern kniff.

„Ey!", rief ich und drehte mich um.

Kilian lief jedoch schon lachend zurück und stieg in seinen Wagen.

„Na ihr Zwei scheint euch ja richtig nah gekommen zu sein.", ertönte eine bekannte Stimme neben mir.

„Hey June."
Lächelnd drehte ich mich zu ihr und umarmte sie erstmal.

„Ich hab dich andauernd versucht anzurufen und dir Tausende von Nachrichten geschickt. Dann weiß ich ja jetzt wenigstens wo du warst.", lachte sie, während wir auf das Gebäude zu gingen.

„Tut mir leid. Ich hatte mein Handy nicht dabei. Ich hab dir echt eine Menge zu erzählen. Kommst du später mit zu mir?", fragte ich sie.

„Gerne doch. Die Geschichte will ich hören."

Der Unterricht war endlich vorbei.
In der letzten Stunde wäre ich doch tatsächlich fast eingeschlafen.
Aber kein Wunder.
Der Lehrer labert nur scheiße.
Wir haben nun schon seit Wochen das Thema der Lupus Familie und jedesmal versuche ich abzuschalten.
Heute hat es ganz gut geklappt.

June wartete bereits draußen auf mich und ich versuchte so schnell wie möglich zu ihr zu gelangen.
Als ich in ihrem Auto saß, fuhr sie schnell los, da ich Liam bereits aus dem Gebäude gehen sehen konnte.
Das würde definitiv Ärger geben, aber wen interessiert es?
Mich nicht.

Das Radio lief in voller Lautstärke und wir sangen zu ‚Bandit' schräg mit.
Plötzlich machte June eine Vollbremsung und kreischte über die Musik.
Das tat in meinen Ohren weh.

Solitarius LupusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt