XI

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KILIAN

Es waren zwei Tage vergangen nachdem Milo im Rudelhaus zusammen gebrochen war.
Seitdem hatte er in seiner Wolfsgestalt in meinem Bett geschlafen.
Troy hatte ihn erneut verarztet, wobei wir nicht viel tun konnten als abwarten bis er wieder aufwachte.
Seine Wunde verheilte gut, besonders da Nero sie täglich säuberte, da ich mich ebenfalls zum schlafen in Wolfsgestalt zu ihm legte.

Dies war gerade ebenso der Fall. Es war schon sechs Uhr abends und ich war mit meiner Arbeit fertig.
In Gedanken versunken beobachtete ich den weißen Wolf neben mir.
Langsam öffnete er seine Augen und richtete sich ein wenig auf.
Ich lag an seiner rechten Seite und beobachtete ihn beim aufwachen.
Als er sich zu mir drehte zuckte er kurz zusammen, ehe er realisierte wer neben ihm war.
Ich konnte in seinen Augen sehen, wie er überlegte.
Ich hatte mich schon auf seinen Rückzug vorbereitet, welcher allerdings nicht kam.
Stattdessen stellte er sich vorsichtig, aber wackelig auf seine Beine und tapste Schritt für Schritt näher an mich heran.
Dann ließ er sich wieder auf das Bett plumpsen, da ihm die Kraft ausging und landete halb auf mir, halb auf der Decke.
Seine Nase vergrub er in meinem Fell und gab zufriedene Geräusche von sich.

Nero leckt ihm einmal glücklich über den Kopf, ehe ich über Mind-Link begann mit ihm zu sprechen.

Geht es dir gut? Hast du noch Schmerzen, Milo?

Nein, mir geht es gut. Und es tut mir leid, dass ich dir hiervon nichts erzählt habe.
Erklang seine Stimme traurig in meinem Kopf.

Es ist alles gut. Ich bin nicht sauer auf dich. Willst du dich zurück verwandeln? Ich kann dir Klamotten von mir geben.

Ja, bitte.

Er setzte sich wieder normal hin und ließ mich aufstehen.
Ich verwandelte mich schnell zurück und holte Klamotten für ihn und mich aus meinem Schrank.
Als ich mich umdrehte saß er bereits in seiner menschlichen Gestalt auf meinem Bett.

Peinlich berührt nahm er die Sachen entgegen und schaute weg.
Ich grinste vor mich hin was er natürlich bemerkte und daraufhin die Augen verdrehte.
Als wir angezogen waren setzte ich mich zu ihm und schaute ihn mit einem Lächeln an.

„Was ist genau passiert? Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern.", sagte Milo leise und spielte mit seinen Händen.
Diese nahm ich, wie schon öfter in meine und begann zu erzählen.

Rückblende

Nachdem Liam mich angerufen hatte, dass sie den weißen Wolf gefangen hatten, drehte ich sofort wieder um.
Ich war eigentlich auf dem Weg zu Milo gewesen, einfach weil ich ihn sehen wollte.
Naja, dieser musste aber nun warten.

Im Rudelhaus angekommen hatte ich direkt ein komisches Gefühl.
Irgendetwas war anders, irgendetwas passte nicht.
Je näher ich jedoch Troy's Arztzimmer kam, desto deutlicher vernahm ich einen mir bekannten Geruch.
Aber das konnte nicht sein.
Wieso sollte er hier sein?

Schnellen Schrittes überholte ich Liam und die Zwillinge und öffnete als Erster die Tür. 
Was ich dort sah verschlug mir die Sprache.
Ich stoppte in meiner Bewegung und scannte den kleinen zitternden Wolf vor mir ab.
Dieser war wie eingefroren und starrte mich aus ängstlichen Augen an.

„Das ist er.", hörte ich Liam gedämpft sagen. Meine Gedanken waren gerade ganz wo anders.

Das ergab alles keinen Sinn.
Er war ein Wolf?
Aber wieso wusste ich davon nichts?
Das hätte ich doch längst riechen müssen.

Solitarius LupusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt