II

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KILIAN

Seit Tagen nun waren wir auf der Suche nach diesem Wolf.
Die Leute hatten von einem weißen Wolf erzählt, welcher alleine durch die Wälder streifte.
Aber welcher Wolf traute sich alleine in ein fremdes Gebiet?

Ein Ausgestoßener war es schon einmal nicht, denn den hätten wir gerochen.
Das Schwierige an der ganzen Suche allerdings war, dass es generell keinen Geruch gab.
Jedesmal wenn ich durch den Wald lief und Ausschau hielt, roch ich nichts außergewöhnliches.

Ebenfalls machte es mir zu schaffen, dass ich meine Mate noch nicht gefunden hatte. Ich hatte bereits gemerkt, dass sie hier in der Nähe war, aber jedesmal wenn ich versuchte sie zu finden, scheiterte ich.
Der Geruch verschwand genauso schnell wie er kam und das machte mich nur noch wahnsinniger.
Seit drei Jahren nun wartete ich auf sie und so langsam wurde ich ungeduldig.

Heute war Montag und als Alpha meines Rudels hatte ich mal wieder eine Menge zu tun.
Und diese Arbeit nannte sich Papierkram.
Riesige Stapel an Blättern lagen vor mir auf meinem Schreibtisch.
Ich hatte ehrlich gesagt nicht mal eine Ahnung was das alles sein sollte.
Nach fünf Minuten klingelte mein Handy und erlöste mich erstmal aus diesem Stress.

„Hey Liam.", begrüßte ich meinen Beta.

„Kilian! Hey! Ich hab da was interessantes für dich."
Alleine durchs Telefon merkte ich schon wie aufgeregt er war und konnte vor meinen Augen sehen wie er wild gestikulierte, während er mit mir sprach.
„Ja, was denn?", antwortete ich eher desinteressiert.

„Hier ist ein Neuer auf unserer Schule und da du meintest wir sollen die Augen offen halten wegen seltsamen Sachen und so...", plapperte er auch schon drauf los.

„Ok komm mal runter!", unterbrach ich ihn.
„Was ist an dem denn so seltsam?"

„Er verhält sich komisch, als er an mir und den Anderen vorbei ist hat er uns extrem gemustert, du weißt schon so als würde er uns analysieren. Dann in der Klasse haben wir das Thema Lupus angefangen, also die Familie und da hat er total seltsam reagiert."

„Wie seltsam?"
So langsam wurde es doch ein wenig interessant.

„Naja, er hat seine Hände zu Fäusten gemacht und war voll weggetreten. Als ich ihn dann gefragt habe ob alles ok wäre hat er nur gestottert."

„Haltet ihn im Auge. Bis wann hast du Schule? Dann komme ich vorbei."

„Bis 14:00 Uhr."

„Ok, dann bis später.", verabschiedete ich mich von meinem besten Freund.

Vielleicht ist er ja unser Mate., freute sich mein innerer Wolf Nero.
Bitte was?! Was hast du denn plötzlich für Ideen?
Es könnte doch sein, ich meine, wenn er neu ist würde das doch gut passen., freute er sich weiter.
Also nicht, dass ich etwas gegen Schwule hatte, aber meine Mate hatte ich mir eigentlich schon eher weiblich vorgestellt.
Aber du fändest es nicht schlimm!
Jaja, aber es ist ja nur eine Vermutung, Nero.
Wenn du meinst.

Grinsend stand ich auf und ging in die Küche. Ich machte mir etwas zu essen und zog mir auch schon Jacke und Schuhe an.
Bis zur Schule musste ich ungefähr 20 Minuten fahren, da mein Haus am Waldrand lag.
Mit meinem Auto fuhr ich zwischen Bäumen einen schmalen Weg entlang und erkannte in der Ferne ein weiteres Haus.
Noch nie hatte ich dort jemanden gesehen und selbst wenn dort jemand wohnen würde, würde ich ihn riechen.

Solitarius LupusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt