XXXIV

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MILO

Ich lauschte Kilians Herzschlag, während ich mit geschlossenen Augen in seinem Auto saß.
Es war gerade mal 22:36 Uhr und wir fuhren nun schon eine Weile durch die Gegend.
Ich hatte bereits meine Orientierung verloren, da ich mich einfach noch nicht gut genug hier auskannte und wir in eine komplett andere Richtung gefahren sind, als ich erwartet hatte.
Es war sternenklarer Himmel und in ein paar Tagen würde Vollmond sein.

Ich öffnete meine Augen als die Straße hubbeliger wurde und ich erblickte ringsherum große Bäume.
Wir fuhren auf einem schmalen Waldweg und würde ich mich mit Kilian nicht so wohl fühlen, wäre ich vermutlich schon vor Panik aus dem Auto gesprungen.

Eine warme Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und lächelnd schaute ich zu ihm rüber.
Ich ergriff seine Hand und schloss erneut meine Augen.

„Ich bin hier früher öfter mit meinem Dad hingefahren. Er meinte immer, dass dies der schönste Ort wäre, den er jemals gesehen hat.", ertönte Kilians Stimme und ich ließ meinen Blick zu ihm gleiten.

Kurz bevor ich fragen konnte, wann wir denn an diesem bestimmten Ort ankommen würden, stoppte das Auto.
Kilian ließ meine Hand los und stieg aus, um kurz darauf meine Tür ebenfalls aufzumachen.
Grinsend zog er mich an meiner Hand aus dem Wagen und ging mit mir in die Schatten der Bäume.

Nach ein paar Minuten Stille, erstreckte sich eine Lichtung vor uns.
Überall waren kleine Blumen und die Bäume standen in einem nahezu perfekten Kreis um die Wiese.
Staunend drehte ich mich um meine eigene Achse, während mein Lächeln immer größer wurde.

Im Sommer würde es hier mit Sicherheit noch schöner aussehen.
Wenn die Sonne alles erleuchtete mit strahlend blauem Himmel.

„Komm her.", sagte Kilian und streckte seine Hand nach mir aus.

Er saß bereits angelehnt an einem Baum auf dem Gras und als ich bei ihm ankam zog er mich sofort zu sich runter.
Lachend landete ich halb auf ihm, da er zu feste gezogen und ich mein Gleichgewicht verloren hatte.
Ich setzte mich zwischen seine Beine und lehnte mich an seine Brust.
Seine Hände wanderten zu meinem Bauch und lächelnd legte ich meinen Kopf an seine Schulter.

„Als ich noch kleiner war bin ich hier in meiner Wolfsgestalt herumgetollt. Im Sommer fliegen hier ganz viele bunte Schmetterlinge, dann müssen wir nochmal herkommen. Wir haben nach dem Tod meines Vaters seine Asche hier verstreut, da das immer sein Wunsch gewesen ist.", flüsterte Kilian und sprachlos strich ich ihm über den Arm.

Wir schauten eine Weile durch die Gegend ohne ein Wort zu sagen.
Es war eine angenehme Stille und man hörte nur tief im Wald verschiedene Tiere herumlaufen.

„Ich bin froh, dass ich damals nicht vor dir weggelaufen bin.", flüsterte ich, während ich mit Kilians Fingern spielte.

„Du bist vor mir weggelaufen. Wortwörtlich.", lachte dieser.
Ich spürte seine Brust unter mir vibrieren und begann ebenfalls ein wenig zu lachen.

„Du weißt was ich meine! Mal abgesehen von den ersten paar Tagen.", sprach ich weiter, nachdem ich ihm einmal auf seinen Oberschenkel geschlagen hatte.

„Ich hab mir ja wohl auch Mühe gegeben.", flüsterte er in mein Ohr und platzierte einen Kuss auf meiner Wange.

„Stimmt.", grinste ich und verdrehte meinen Kopf, um ihn ansehen zu können.

Lächelnd drückte ich meine Lippen auf seine und bewegte sie vorsichtig.
Es war ein bedeutender Kuss.
Nachdem wir tatsächlich eine Menge durchgemacht hatten, war ich froh, jetzt endlich einfach glücklich zu sein.

„Ich liebe dich.", hauchte ich gegen seine Lippen, als ich mich von ihm löste und betrachtete Kilian dabei wie er begann zu lächeln und seine Augen währenddessen strahlten.

„Und ich liebe dich.", sprach er ebenso leise und küsste mich erneut.
Ich legte meinen Kopf wieder an Kilians Schulter und genoss die Wärme, welche er ausstrahlte.

„Ich habe in den letzten Tagen über ein paar Dinge nachgedacht. Dabei ist mir etwas aufgefallen.", ertönte seine Stimme.

„Was denn?", fragte ich und umgriff seine Finger mit meinen.

„Ich möchte dich dem ganzen Rudel vorstellen. Offiziell. Und ich hatte überlegt, da dein Haus so leer ist, könnte ich-..."

„Bei mir einziehen? Gerne.", unterbrach ich ihn und blickte lachend zu ihm auf.

„Ich meine im Endeffekt wohnst du sowieso schon fast bei mir, wenn man mal überlegt wie oft du in den letzten Wochen bei mir warst.", lachte ich.

„Ich wollte trotzdem fragen.", sagte er beleidigt und pickste mich in die Seite, weswegen mein Lachen noch lauter wurde.

Wir genossen weiterhin die Nähe des Anderen und als uns beiden langsam kalt wurde, machten wir uns auf den Heimweg.

***

„Wo soll das nochmal hin?", schrie Aiden zum zehnten Mal durchs ganze Haus.

„Oben! Erste Tür links!", antwortete ich in der selben Lautstärke.

Es war der zweite Tage nach dem Winterball und Kilian wollte endlich seinen Umzug hinter sich bringen.
Ich hatte nicht gedacht, dass er mit so viel Krempel ankommen würde.
Ich meine, ich wusste ja, dass ich eher wenige Möbel hatte und auch mehrere Zimmer leer standen, aber musste er dann gleich so übertreiben?

Er wollte sein eigenes Büro, dann wollte er sein Bett mitnehmen, obwohl ich logischerweise eins hatte und um all das zu toppen, kam er auch noch mit einem halben Fitnessstudio hier an.
Zu seinem Glück passte wirklich alles irgendwo rein und nun war jedes noch so kleine Zimmer voll mit irgendetwas.
Sein Bett wurde aber nicht gegen meins ausgetauscht, sondern nur in ein weiteres Gästezimmer gestellt, denn mein Bett kommt niemals weg.

Erschöpft ließ ich mich auf die Couch fallen. Ich brauchte jetzt erstmal eine Pause. Am besten wäre schlafen.
Ich legte mich gemütlich hin, schloss meine Augen und hörte im Hintergrund wie die Stimmen verstummten und die Haustüre zugeschlagen wurde.

Ein schwerer Körper legte sich auf mich und zufrieden umschloss ich Kilian mit meinen Armen.
Er verteilte Küsse auf meinem Hals und bahnte sich seinen Weg zu meinen Lippen.
Diese berührte er jedoch nicht und verwirrt schlug ich meine Augen auf.

Grinsend schaute Kilian auf mich herab und spielte mit meinen Haaren.

„Film?", fragte er und lächelnd nickte ich.

Er gab mir einen flinken Kuss, bevor er sich aufsetzte und mich auf seinen Schoß zog. Kurz darauf startete er Netflix und machte Fast and Furious an.

Von dem Film bekamen wir jedoch mal wieder eher weniger mit, denn letztlich landeten wir rummachend in der vorigen Position.

Solitarius LupusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt