Solitarius Lupus

V

MILO

Es war bereits eine Woche vergangen. In der Schule hielt ich mich so gut es ging von den Wölfen fern, dafür unternahm ich viel mit June. Sie war echt eine gute Freundin, mal abgesehen von ein paar komischen Angewohnheiten.
Sie hatte mir auch schon bereits von dem Tag erzählt an dem sie mich fotografiert hatte.
Daher hatte ich in Erwägung gezogen sie aufzuklären, wobei ich mir da noch nicht zu 100% sicher war.

Ich saß im Wohnzimmer auf der Couch und schaute Netflix als es plötzlich klingelte.

Wer kann das sein?
Ich weiß es nicht, Isaiah.

Mein innerer Wolf wurde unruhig. Niemand wusste, dass ich hier wohnte.
Ich hüpfte ohne Krücken zur Haustür und öffnete sie vorsichtig.
Als ich erkannte wer dort stand, entspannten sich meine Muskeln.

„Was machst du denn hier?", fragte ich June.

„Ich hab doch gesagt ich komm vorbei. Hast du das etwa schon wieder vergessen? Ich will doch endlich mal wissen wie du hier so alleine wohnst und außerdem wolltest du mir noch irgendwas wichtiges erzählen.", plapperte sie und quetschte sich an mir vorbei in mein Haus.

„Achja, da war ja was."

„Schick hast du's hier.", sagte sie und schaute sich um.
Ihre Schuhe schmiss sie in irgendeine Ecke und ließ mich mit den Augen rollen.

„Von Benehmen hast du auch noch nie was gehört oder?", fragte ich sie und schaute sie vorwurfsvoll an.

„Was?", kam zurück.

„Nichts.", lachte ich und hüpfte wieder ins Wohnzimmer.
Auf der Couch sitzend machte ich einen Musiksender an, während June sich zu mir gesellte.

„Also... was ich erzählen wollte.", fing ich leise an.

„Ja?"

„Du hast mir doch mal erzählt, dass du einen weißen Wolf fotografiert hast. Naja also... das war ich."

„Du?! Ich dachte immer du wärst kein Wolf.", antwortete sie und runzelte die Stirn.

„Du hast mich ja nie gefragt.", zuckte ich mit den Schultern.

„Auch wieder wahr. Na und jetzt? Was ist daran jetzt so schlimm?", fragte sie verwirrt.

„Das war ja noch nicht alles, ich wollte dir erstmal das sagen. Naja und dir vielleicht mal erzählen wer ich wirklich bin."
Verlegen schaute ich auf meine Finger.
Ich konnte ihr einfach nicht ins Gesicht schauen.

„Was meinst du?", hörte ich sie fragen.

„Also du kennst doch sicher die ganzen Geschichten über die Wolfsfamilie Lupus oder?"

Sie gab ein zustimmendes Geräusch von sich.

„Die Geschichten entsprechen nicht ganz der Wahrheit. Die Familie ist nicht tot. Zumindest nicht jeder von ihnen."

„Warte! Willst du mir gerade erzählen, dass du-?"

„Ja. Ich bin Milo Lupus. Die Nerven meines Beines wurden zerstört bei dem Autounfall, aber ansonsten habe ich überlebt."